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 Angelika Lozar

Pueris ... eligendus est magister in ambobus, in scientia ac moribus

Zur Person des Lehrers in Vinzenz‘ von Beauvais Fürstenspiegel

De eruditione filiorum nobilium

 

magistro venerabili

Andreae Fritsch

sexagenario (2. September 2001)

 

Der vorläufige Berliner Rahmenplan für das Fach Latein1 empfiehlt als Kursthema für die Jahrgangsstufe 13 (L1, 4. Kurshalbjahr) das Thema "Rhetorik und Erziehung" und schlägt als einen möglichen Lerninhalt die "Entwicklung von Erziehungspraxis und –theorie" vor.

Die Texthinweise des Rahmenplans beschränken sich nicht nur auf die antike Literatur (hierzu werden aufgeführt: Quintilian, Tacitus, Cicero, Seneca rhetor), sondern nennen für den Bereich des nachklassischen bzw. christlichen Lateins auch das 1. Buch der Etymologiarum sive originum libri XX Isidors von Sevilla (ca. 560 - 4. April 636).

In diesem Buch behandelt Isidor in stilistisch eher schwerfälliger, gleichwohl konziser und informativer Form Themen der ersten - grundlegenden - ars des trivium, der grammatica: Buchstaben, Redeteile, Metren, Wortbetonung, rhetorische Figuren, literarische Gattungen etc. Grundprinzip seiner Darlegungen ist die etymologia, durch die er auf den Grund der Dinge vorstoßen möchte: "Nam dum videris unde ortum est nomen, citius vim eius intellegis. Omnis enim rei inspectio etymologia cognita planior est." 2 So beginnt das erste Kapitel von Buch I De grammatica mit einer etymologischen Analyse des Lemmas disciplina: "Disciplina a discendo nomen accepit: unde et scientia dici potest. Nam scire dictum a discere, quia nemo nostrum scit, nisi qui discit."

Dass Isidors "schöpfungszentrierte enzyklopädische Synthese antiker und christlicher Bildung" 3von herausragender Bedeutung für die Weitergabe dieser Bildungsgüter und wissenschaftlichen Erkenntnisse früherer Epochen an das Mittelalter war, steht außer Zweifel: Immerhin sind die Etymologiae in zahlreichen Handschriften überliefert.

Zu fragen ist allerdings, ob die Schüler ausgerechnet anhand dieses Textes, in dem übrigens die Rhetorik kaum thematisiert wird (hiervon handelt Isidor im 2. Buch der Etymologiae), tatsächlich "Verständnis für die politisch-gesellschaftliche Bedingtheit von Bildung und Bildungseinrichtungen, Einblick in einige Theorien und Formen lateinischer Rhetorik4, Einblick in ästhetische und zweckgerichtete Normen rhetorischer Perfektion" und "Kenntnis einiger Thesen zum erzieherischen Wert lateinischer Rhetorik" gewinnen.


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Dass ein bildungsgeschichtliches Thema im Lateinunterricht behandelt werden sollte, dass man dabei durchaus auch einmal über den Tellerrand der Antike schauen sollte, wollen diese (kritischen) Überlegungen zu den Textempfehlungen des Rahmenplans natürlich nicht in Frage stellen. Ja, man sollte m. E. den Horizont dieser wirklich wichtigen Thematik sogar noch erweitern, indem man auch die Entwicklung von Erziehungs- und Bildungsvorstellungen im Mittelalter anhand ausgewählter Texte einmal genauer betrachtet. Als Beitrag hierzu versteht sich der folgende Textvorschlag, der einem spätmittelalterlichen Fürstenspiegel entnommen ist. Da dieser Text bisher nicht in einer für den Schulunterricht brauchbaren Ausgabe vorliegt, wird er am Ende dieser Darstellung vollständig wiedergegeben und mit kommentierenden Anmerkungen und Literaturhinweisen gut zugänglicher Literatur versehen.

Genau wie alle anderen Epochen der Menschheitsgeschichte hat auch das Mittelalter dem Themenkomplex "Erziehung, Bildung, Unterricht" ein hohes Maß an Aufmerksamkeit gewidmet, wie aus der großen Zahl von diesbezüglichen Werken deutlich wird.5

Eine wesentliche Rolle spielen hier die Fürstenspiegel, eine genuin mittelalterliche literarische Gattung6, die in "paränetischer", sich auf die "Gestaltung der herrscherlichen Ethik und Amtsführung" 7 beziehender Absicht an Fürsten oder Regenten gerichtet war, sich im Laufe des Mittelalters reich entfaltete 8 und seit dem Spätmittelalter einen Höhepunkt in ihrer Ausgestaltung erlebte. Im Mittelpunkt der Fürstenspiegel steht die moralisch-ethische Unterweisung der adligen Zöglinge, doch finden sich auch Erläuterungen zu deren wissenschaftlicher Ausbildung.

Einen solchen Fürstenspiegel verfasste vor dem Jahre 1249 der Dominikaner Vinzenz von Beauvais (1184/95-1264), bekannt vor allem durch sein enzyklopädisches Hauptwerk Speculum maius (in drei Bänden: Speculum naturale, Speculum historiale, Speculum doctrinale; der unter Vinzenz‘ Namen überlieferte 4. Teil des Speculum maius, Speculum morale, stammt nachweislich nicht von ihm).9 In diesem Werk, entworfen im Auftrag der französischen Königin Marguerite, der Gemahlin Ludwigs IX. (des Heiligen), stellt er die Erfordernisse der moralisch-ethischen und der wissenschaftlichen Erziehung der königlichen Kinder (Knaben und Mädchen10) in 51 Kapiteln 11 dar.

Über die Person des Autors ist nicht allzu viel bekannt - ein Schicksal, das er mit vielen mittelalterlichen Schriftstellern teilt. Wahrscheinlich hat er unter dem französischen König Philipp II. August in Paris studiert, wurde nach 1245 offizieller Prinzenerzieher unter Ludwig IX. und Bibliothekar. Zeitweise betätigte er sich als Lektor in der Zisterzienserabtei Royaumont. Als Dominikaner der ersten Generation beteiligte er sich am Aufbau des Konvents von Beauvais. Neben dem Speculum maius und De eruditione hat er einen weiteren Fürstenspiegel mit dem Titel De morali principis institutione 12 verfasst. Ferner werden ihm theologische und mariologische Traktate zugeschrieben.13


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De eruditione ist nicht in dem Umfang rezipiert worden, wie es seiner Bedeutung entsprechen würde, was möglicher Weise darauf zurückzuführen ist, dass Vinzenz viele Gedanken aus diesem Werk später in seinem Speculum wieder aufgegriffen hat. Nach Arpad Steiner, der den Traktat 1938 erstmals kritisch edierte14, gibt es insgesamt sechs zuverlässige Handschriften15, zwei Drucke aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts sowie einige volkssprachliche Übersetzungen, u. a. zwei deutsche. Merklichen Einfluss übte De eruditione auf des Aegidius Romanus (1243/47-1316) bekanntes Werk De regimine principum aus, der als Schüler des Thomas von Aquin, Erzieher des späteren französischen Königs Philipps des Schönen, Ordensgeneral des Augustinereremitenordens und Bischof von Bourges (seit 1295) bekannt war und in Anerkennung seiner bedeutenden schriftstellerischen Leistungen16 den Titel eines doctor fundatissimus trug.

Aegidius‘ De regimine principum, das die politischen Lehren des Thomas von Aquin auf der Grundlage der aristotelischen Philosophie bearbeitete, galt als "the finest and most erudite book ever composed by an Italian"17 und wurde u. a. von Dante Alighieri gelesen.

Gemeinsam sind Aegidius und Vinzenz folgende Grundgedanken zur Erziehung: Die Seele ist edler als der Leib; eine frühzeitige Unterweisung der Kinder ist notwendig, um negative Entwicklungsmöglichkeiten a priori zu vermeiden; Königs- und Fürstenkinder müssen in die artes liberales – bis auf die Rhetorik18 – eingewiesen werden; Theologie ist die wichtigste Wissenschaft, aber auch ethische, wirtschaftliche und politische Fragen gehören zu ihrem Lernprogramm.

Ferner ist zu beobachten, dass Vinzenz‘ De eruditione auch humanistische Autoren, die sich mit der Erziehungsthematik befassten, beeinflusst hat, so z. B. Christine de Pisan, die Vinzenz‘ Darlegungen über die moralische Mädchenerziehung (De eruditione, cap. 42-51) aller Wahrscheinlichkeit nach gekannt hat.19

Der Traktat De eruditione filiorum nobilium des Vinzenz von Beauvais, dessen Wert in der Forschung unterschiedlich beurteilt wurde, zeichnet sich inhaltlich nicht durch besondere Originalität aus, was aber normaler Weise auch gar nicht den Intentionen eines mittelalterlichen Verfassers entsprach. Nach Steiner steht er insbesondere unter dem Einfluss Quintilians, der Kirchenlehrer Hieronymus und Augustinus, Bernhards von Clairvaux, Hugos von St. Viktor sowie des Pseudo-Boethius‘ Werk De disciplina scolarium (vor 1240)20. Insbesondere dieser in mindestens 136 Handschriften überlieferte Text, dessen Autorschaft bis heute nicht geklärt ist, übte maßgeblichen Einfluss auf die gesamte Erziehungsliteratur des Spätmittelalters aus, was auf das hohe Ansehen des vermeintlichen Verfassers Boethius zurückzuführen ist.


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Das hier vorgestellte Textbeispiel macht im übrigen deutlich, wie wichtig für Vinzenz – und mit ihm für alle anderen mittelalterlichen Autoren – die Berufung auf auctoritates war: die Bibel, die Kirchenväter, einige mittelalterliche Autoren, aber auch relativ viele ‚heidnisch‘-antike Autoren.21 Jede Aussage wird durch entsprechende Zitate aus den Werken der Autoritäten, die meist aus den verschiedensten Bereichen stammen, belegt, was teilweise dazu führt, dass rein quantitativ die Zitate den größten Teil des Textes ausmachen. Dieser reiche Zitatenschatz könnte zu der Ansicht verleiten, dass die Kenntnis der Originalquellen bei diesen mittelalterlichen Autoren sehr groß war, doch ist wohl davon auszugehen, dass man die Zitate aus zweiter und dritter Hand schöpfte, aber möglichst immer die Primärquelle angab. Das bedeutet, dass Zitate aus Senecas Briefen an Lucilius oder aus Ciceros De inventione keineswegs einen Anhaltspunkt dafür bieten, dass Vinzenz diese Werke direkt konsultiert hat. Vielmehr standen ihm entsprechende Exzerptensammlungen zur Verfügung, auf die er im Bedarfsfall zurückgreifen konnte.

In ähnlicher Weise dürfte es sich mit Zitaten aus Werken der Kirchenväter verhalten haben. Auch hier ist nicht davon auszugehen, dass Vinzenz Augustinus oder Hieronymus immer im Original herangezogen hat, sondern seine Zitate ebenfalls in Florilegien oder anderen Kompilationen vorfand.

Zeitgenössische Autoren nannte man, wenn man sie zitierte, dagegen normaler Weise nicht namentlich (was auch bei Vinzenz der Fall ist, so dass viele seiner Zitate so in den Text eingewoben sind, dass man sie beim ersten Durchlesen nicht als Zitate wahrnimmt).

Man kann sagen, dass das Spätmittelalter insgesamt gekennzeichnet ist durch eine stark kompilatorische Arbeitsweise, bei der die bereits vorhandenen Versatzstücke immer wieder neu zusammengesetzt wurden. Dass es hierbei auch häufig zu Fehlern kam, dass Autoren und Werke verwechselt wurden bzw. Werke falsch zugewiesen wurden oder auch unter Titeln überliefert wurden, die heute unbekannt oder ungebräuchlich sind, liegt in der Natur der Sache. Als Beispiel hierfür seien die Amores Ovids genannt, die im Mittelalter unter dem Titel "Liber sine titulo" zitiert wurden.

De eruditione spiegelt den Geist einer bewussten Rückkehr zu den Prinzipien einer ausgeprägten monastisch-asketischen Grundhaltung wider, die seit dem 13. Jahrhundert im Zuge der Entstehung und Ausbreitung der Bettelorden eine Renaissance erlebte. So wundert es nicht, dass in De eruditione immer wieder die Thematik der "Überwindung der Leiblichkeit" begegnet, dass strengste Zucht und Disziplinierung der eigenen Persönlichkeit das Ziel einer angemessenen


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 herrscherlichen Erziehung (auch bei den Mädchen) sein müssen.22 Vinzenz‘ Ideal ist der rex sapiens (sapientia = geistige, spirituelle und sittliche Reife), ein Herrscher, der in moribus et doctrina eruditus ist: "Utraque autem eruditio scilicet doctrinae et disciplinae sive documentorum et morum opus habet etiam plerumque flagellis..."23

Dieser Grundtenor dürfte zweifelsohne im Sinne seines königlichen Gönners Ludwigs IX. gewesen sein, eines wahren Asketen auf dem Königsthron, der "ein härenes Gewand trug" und dem "Lepra eine geringere Gefahr zu sein schien, als eine Todsünde zu begehen". Und so wird denn der asketische Geist dieses Werks auch eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht durch eine Miniatur auf dem Deckblatt einer Pariser Handschrift des Werkes (Bibliothèque Nationale, MS. 16606), auf der ein Leichnam in einem Grab abgebildet ist mit der Legende: Memento mori.24

Gleichwohl finden sich in diesem Werk Gedanken zur Erziehung, die noch heute aktuell sind, wie z. B. im zweiten Kapitel, welches Vinzenz der Person des Lehrers widmet. Ich meine, dass gerade dieser Text angesichts der gegenwärtigen, in einer breiten und zum Teil sehr erhitzten Öffentlichkeit geführten Bildungsdiskussion, in der es u. a. um die für die schulische Erziehung und Ausbildung Verantwortlichen, die Lehrer, geht, zum Nachdenken anregen könnte. Auch Schüler der 13. Jahrgangsstufe, also junge Erwachsene, die nach einer langen Schulzeit nunmehr auf der Schwelle zur Berufsausbildung stehen, können anhand dieses Textes einmal zur Reflexion motiviert werden über Stärken und Schwächen eines Personen- und Berufsstandes, der sie auf dem größten Teil ihres bisherigen Lebensweges nicht nur begleitet, sondern auch maßgeblich beeinflusst hat.

Vinzenz widmet sich gewiss nicht umsonst so ausführlich der Person des Lehrers, denn er sieht den Lehrberuf als äußerst verantwortungsvolle Aufgabe an und betrachtet die Zöglinge als vas novum recenter infusum, mit dem man äußerst behutsam und zugleich sehr gezielt und konsequent umgehen muss: Nam quod nova testa capit, inveterata sapit.25

So geht er zunächst davon aus, dass bei der Wahl eines passenden Lehrers zwei grundsätzliche Kriterien zu berücksichtigen sind: scientia und mores. Hinsichtlich der scientia betont er, dass nur derjenige fähig sein kann, andere zu unterrichten, der von frühester Jugend an selbst eine fundierte Ausbildung in litteris erhalten hat, was im Mittelalter fast ausschließlich auf die clerici zutraf: "Ideoque necessarium est maxime talibus, quibus opus est multa scientia, ut litteris imbuantur a pueritia" (cap. 2, siehe auch Text).


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Dann nennt Vinzenz fünf Eigenschaften, die ein guter Lehrer haben sollte: mens ingeniosa, vita honesta, humilis scientia, simplex eloquentia und docendi peritia. Betrachtet man diese Eigenschaften genauer und versucht sie in unsere Zeit zu übertragen, so wird deutlich, dass sich die Vorstellungen von bzw. die Erwartungen an einen guten Lehrer im Grunde nicht wesentlich gewandelt haben.

Da ist zunächst die mens ingeniosa. Vinzenz meint damit die Fähigkeit, "aus der Fülle der Lehrstoffe das Beste auszuwählen, um nicht alles von anderen entnehmen zu müssen".

Im modernen Sinne könnte man von "didaktischer Reduktion" sprechen, zu der ein Intellekt befähigt ist, der bei der Weitervermittlung seines im Fachstudium erworbenen Wissens die richtigen Prioritäten setzt, aber doch zugleich immer wieder kreativ und innovativ mit dem Stoff umgeht – kurzum: ein lebendiger Geist, der seine Schüler zu stimulieren vermag.

Vita honesta: Der Begriff der "Tugendhaftigkeit" ist heutzutage nicht mehr en vogue. "Tugendhaftigkeit" wird landläufig mit einer Neigung zur Prüderie und Engstirnigkeit gleichgesetzt, während man darunter in früheren Zeiten eine ganzheitliche Form der Integrität in moralischer und charakterlicher Hinsicht verstand. Diese meint Vinzenz, wenn er sagt: "Nichts ist hässlicher als ein Leben, welches das Gegenteil von dem bekundet, was der Mund lehrt" und fordert damit die Kongruenz von Reden und Handeln.

Diese sollte ihre Gültigkeit auch heute haben: Ein Lehrer hat nicht nur die Aufgabe, sein Fach wissenschaftlich zu unterrichten, er muss auch erziehen. Hier ist es unabdingbar, dass er für die ihm Anvertrauten glaubwürdig ist.

Humilis scientia: Vinzenz bezieht sich mit dieser Formulierung auf zwei Eigenschaften. Zum einen fordert er die fachliche Kompetenz, zum anderen soll diese fachliche Kompetenz mit "Demut" gepaart sein, also der Achtung sowohl vor dem Stoff als auch vor denjenigen, denen er vermittelt werden muss. "Demut" ist heutzutage ebenso wie "Tugendhaftigkeit" zum Fremdwort geworden, das man allenfalls noch im religiösen Kontext (als eine der christlichen Kardinaltugenden) kennt - ohne dieses Wort und den dahinter stehenden Anspruch allerdings wirklich ernst zu nehmen.

Vinzenz sagt: "Gelehrsamkeit muss jedoch demütig und darf nicht aufgeblasen sein, sonst ist es keine wahre Weisheit." Auch dieser Grundsatz entbehrt m. E. keineswegs der Aktualität: Gute fachliche Kompetenz ist selbstverständliche Voraussetzung für einen guten Unterricht. Doch sie darf nicht zu Arroganz und Verachtung von Nicht- oder Weniger-Wissenden missbraucht werden.

Simplex eloquentia: "Beredsamkeit" gehört immer noch zu den Erfordernissen eines gut ausgeübten Lehrberufs (Teil der Lehrerausbildung war früher auch ein Rhetorik-Kurs). Doch betont hier Vinzenz das Moment der simplicitas, also der Kunst, kompliziertere Sachzusammenhänge einfach, klar, deutlich, verständlich und mit einem gewissen rednerischen Talent


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zu vermitteln. Von einem "eloquenten" Lehrer können Schüler in zweifacher Weise profitieren: einerseits in Hinsicht auf das bessere Verstehen des Lehrstoffs, andererseits können sie durch dieses Vorbild die eigene Ausdrucksfähigkeit schulen.

Docendi peritia: Dieser Eigenschaft widmet Vinzenz das dritte Kapitel seines Traktats, das in dieser Darstellung nicht mehr wiedergegeben wird. Hier sollen nur die ersten Sätze zitiert werden, in denen schon alle wichtigen Aspekte der "Lehrerfahrung" aufgeführt werden: "Außer dem bereits Genannten verlangt man von einem Lehrer auch Geschick und Erfahrung im Lehren, d. h. dass er eine Lehrmethode habe. Der Vortrag beruhe auf fünf Grundsätzen: dass er deutlich, kurz, passend, angenehm, richtig abgemessen und abgewogen sei. Er ist deutlich, wenn er so vorgetragen wird, dass alle alles verstehen ...".26

Vinzenz von Beauvais starb vor etwa 750 Jahren. Er lebte in einer Epoche, die sich in vieler Hinsicht von unserer Zeit unterscheidet – z. B. in der Hinsicht, dass Bildung damals ein Privileg war, während sie heute ein in der Verfassung verankertes Recht ist. Und doch gibt es auch klar erkennbare Konstanten, wie z. B. die Erwartungen, die Vinzenz an einen guten Lehrer stellt: Hier hat er ein Ideal postuliert, das man heute wieder mehr berücksichtigen sollte.

Dr. Angelika Lozar, Seminar für Mittellateinische Philologie, Freie Universität Berlin.

 

Anmerkungen zur Textwiedergabe:

  1. Die Orthographie wurde normalisiert, d. h. dass Diphtonge ausgeschrieben wurden, Satzanfänge und Eigennamen grundsätzlich groß geschrieben sind, bei Werktiteln der üblichen Zitierweise folgend das erste Wort auch groß geschrieben wird; "u" wird bei konsonantischem Gebrauch als "v" geschrieben, "c" als "t" vor hellen Vokalen, wenn dies durch die klassische Schreibweise vorgegeben ist. Die Normalisierung wurde deswegen vorgenommen, weil m. E. die Beibehaltung der im Mittelalter üblichen Schreibweise zu sprachlichen Missverständnissen führen kann. Editoren mittellateinischer Texte vertreten hinsichtlich der Normalisierung konträre Ansichten. Während neuere Editionen inzwischen die mittelalterliche, ungeregelte Orthographie inzwischen häufig beibehalten, findet man vor allem in älteren Ausgaben mittellateinischer Texte fast ausschließlich die normalisierte Orthographie.


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  1. Auf der Grundlage der Angaben Steiners werden Parallelstellen angegeben und zu den mittelalterlichen Texten die verfügbaren Editionen genannt. Ferner finden sich zu einigen (meist unbekannteren) antiken und allen mittelalterlichen Autoren biographische Angaben, Hinweise auf ihre Werke und ihre Bedeutung im Mittelalter. Die Bibelstellen werden nach der in den modernen Vulgata-Ausgaben verwendeten Zitierweise angeführt. Die Werke der antiken und frühchristlichen Autoren werden nach der Vorgabe des Thesaurus Linguae Latinae zitiert.

  2. Hinsichtlich der Sprache ist zu sagen, dass der Text ohne grammatische Erläuterungen verständlich sein dürfte. Hinzuweisen ist lediglich auf den für mittelalterliches Latein typischen Gebrauch von unde, das Vinzenz wie eine Konjunktion immer in der Bedeutung von "deswegen/daher" benutzt.

  3. Am Ende dieser Darstellung findet sich eine Literaturübersicht mit Hinweisen auf gut zugängliche Literatur zu Vinzenz von Beauvais und Themen wie Erziehung/Bildung und Unterricht im Mittelalter.

 

Text:27

Capitula

Primum capitulum De puerorum nobilium eruditione

II De magistri electione

III De modo docendi

IV De impedimentis addiscendi

V De tribus necessariis addiscendi

VI De quinque adminiculis ad discendum

VII De subiectione discipuli erga magistrum

VIII De attentione ipsius ad audiendum

IX De docilitate ipsius ad intelligendum

X De benivolentia ipsius ad retinendum

XI De ordine scholasticae disciplinae

XII De studiosa discentis affectione

XIII De ipsius fine vel intentione

XIV De proficientium lectione

XV Quod omnium discentium studium debet ad theologiam id est

divinam tendere scientiam

XVI Qualiter christiano convenit omnia librorum genera legere

XVII De studio vel meditatione

XVIII De scribendi exercitio circa aliena


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XIX De exercitio circa propria scripta

XX De exercitio in disputatione vel inquisitione

XXI De contentione vitanda in disputatione

XXII De opponendi et respondendi cautela et moderatione

XXIII De morali puerorum instructione

XXIV Qualiter omnia consonant huic aetati erudiendae

XXV De puerorum cohertione

XXVI De cohertionis moderatione

XXVII De causis disciplinae libenter sucipiendae

XXVIII Quod instruendi sunt pueri de oboedientia filiali

XXIX Quibus oboedientia exhiberi debeat

XXX De septem gradibus in modo oboediendi

XXXI De morali compositione

XXXII De vita sociali et eligenda societate

XXXIII De concordia sociorum et stabilitate

XXXIV Qualiter pueri ad omnes homines debeant se habere

XXXV De regimine vel disciplina adolescentiae

XXXVI De bonis moribus formandis in adolescente

XXXVII De institutione coniugalis vitae

XXXVIII De illo qui voluerit continere

XXXIX De puerilibus evacuandis puerili aetate

XL Quod vir praeterita debet recolere et praesentia attendere

XLI Qualiter etiam futura debet providere

XLII De puellarum custodia et absconsione

XLIII De literali et morali earum instructione et primo de castitate

XLIV De vitanda ornatus superfluitate

XLV De pudicae societatis et famulatus electione

XLVI De humilitate puellari et taciturnitate atque maturitate

XLVII De puella nuptui tradenda

XLVIII Qualiter de coniugali statu sit instruenda

XLIX Qualiter admonenda sit de vita irreprehensibili

L De statu viduali

LI De excellentia virginali


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Cap. II De magistri electione

Pueris ergo nobilibus eligendus est magister in ambobus, in scientia ac moribus. Nec facile possunt acquirere sive multiplicare scientiam nisi per litterarum28 doctrinam. Ideoque necessarium est maxime talibus, quibus opus est multa scientia, ut litteris imbuantur a pueritia.

Unde, sicut iam alias diximus, in litteris, quas quondam rex Romanorum misisse legitur ad regem Francorum hortans eum, ut liberos suos institui faceret liberalibus disciplinis29, inter ceteras quoque adiecit: "Rex illiteratus est quasi asinus coronatus"30, et quod maxime talibus necessaria sit multiplex scientia, dicit Palladius31 in libro 1o De agricultura: "Neminem", inquit, "magis decet quam principem meliora vel plura nosse", cuius doctrina potest prodesse omnibus subiectis. Praeterea, quia magnates non solent, ut ceteri homines, corporaliter laborare, ideo utilis est eis honesta litterarum occupatio, quam tempore vacationis intendant percipiendae sapientiae, iuxta illud Ecclesiastici 32xxxviii: "Sapientiam scribe in tempore vacuitatis, quia qui minoratur actu, inveniet sive percipiet illam".

Ceterum, ut dicitur in eodem xxxiii: "Multam malitiam docuit otiositas."

Hinc et Seneca33 Ad Lucilium: "Otium", inquit, "sine litteris mors est." Denique sicut dicit Hugo34 in libro Didascalion 1o: "Primum in vita solacium est sapientiae studium."

De hac quoque materia iam alias dictum est supra, ubi actum est de excellentia principis in sapientia.

In doctore autem quinque sunt requirenda, scilicet mens ingeniosa, vita honesta, humilis scientia, simplex eloquentia, docendi peritia.

Mens inquam ingeniosa, ut ex multis, quae doceri possunt, meliora eligere sciat, nec totum ex aliorum dictis accipiat, iuxta illud Varronis35 philosophi: "Illum", inquit, "eruditorem elige, quem magis mireris in suis quam in alienis (...) Nil magnificum docebit, qui a se nihil didicit (...) falsoque magistri nuncupantur auditorum narratores ac sic audiendi sunt, ut qui recensent rumores." Haec Varro.

Secundum, quod requiritur in eo, est honesta vita sive conversatio, quia "turpe est doctori, cum culpa redarguit ipsum".36

Unde Hieronymus37 Ad Nepotianum: "Non confundant", inquit, "opera sermonem tuum." Hinc et Seneca38 Ad Lucilium: "Hoc," inquit, "turpissimum est, quod nobis obici solet verba nos philosophiae non opera tractare."

Item Ambrosius39 Super Lucam: "Folia", inquit, "sine fructu suspecta sunt mihi. Tales enim vestes habent exules paradisi." hoc est, de quo conqueritur Augustinus40 in libro Confessionum 1o statum pueritiae suae confitens et de magistris suis


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 pariter loquens. "In scholam", inquit, "datus sum ut litteras discerem, in quibus quid utilitatis esset, miser ignorabam (...) Sed ludere delectabat et in nos vindicabatur ab eis, qui talia utique agebant. Sed maiorum nugae negotia vocantur, puerorum autem ut sint, a maioribus puniuntur (...) Nec faciebam ego bene (...) sed mihi, deus meus, bene fiebat abs te. Nec illi qui me urgebant, bene faciebant, quia non ad te finem id referebant." Haec Augustinus.

Ideo dicit Boethius41 in libro De scolastica disciplina: "Quisquis officium magistri prosequi desiderat, universa morum honestate oportet, ut polleat (...) sit constans in vultu, pius in affectu, virtutibus insignis, bonitate laudabilis."

Et revera vitae honestas et maturitas in doctore auctoritatem adquirit et multum in auditoribus proficit. Unde Seneca42 Ad Lucilium epistola VIa: "Plus", inquit, "viva vox et convictus tibi quam oratio proderit. Unde ut in rem praesentem venias, congruit, primum, quia homines amplius oculis quam auribus credunt, deinde quia longum est iter per praecepta, breve et efficax per exempla." Idem in epistola43 LIIa: "Illum", inquit, "elige adiutorem, quem magis admireris, cum videris quam cum audieris." Ut enim dicit Augustinus44 in libro De doctrina christiana: "Habet, ut oboedienter audiatur, quantacumque granditate dictionis maius pondus vita ducentis." Econtra vero dicit beatus Bernardus45 Ad Eugenium libro IIo: "Monstruosa res est ... sedes prima et vita ima, lingua magniloqua et manus otiosa, sermo multus et fructus nullus." Hinc et Gualterus46 in Alexandreide libro VIIIo:

"(...) minus est pretiosus et absque

pondere sermo gravis, quem non gravis edidit auctor.

Rumoresque facit levitas auctoris inanes."

Talis recte dicere potest illud Ovidii47 in libro Tristium IIo:

"Crede mihi, mores distant a carmine nostri."

Et revera sicut exempla bona doctoris melius discipulos instruunt, sic et mala corrumpunt. Unde Hieronymus48 in epistola Ad Aletham: "Proclivis est," inquit, "malorum aemulatio. Unde Graeca historia narrat Alexandrum orbis dominatorem Leonidis paedagogi sui non potuisse vitiis carere in incessu et moribus, quibus adhuc parvulus fuerat infectus."

Tertium, quod in eo requiritur, est humilis scientia. Scientia quidem, quoniam ut dicit Ovidius49 in libro Tristium:

"Quod minime novit, nemo docere potest."

Ideo dicit Hieronymus 50Ad Rusticum: "Multo tempore disce, quod doceas." Hinc etiam idem dicit51 Super Ecclesiastem, quod pythagoricum "Disciplina" fuit "tacere per quinquennium et postea eruditos loqui," secundum illud, quod ibidem scriptum est scilicet Ecclesiaste52 IIIo: "Tempus tacendi et tempus loquendi"; hoc est quod dicitur Ecclesiastico XVIII53: "Antequam loquaris, disce."


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Haec autem scientia debet humilis esse, non inflativa. Alioquin non est vera sapientia secundum illud Salomonis Proverbiis XII54: "Ubi humilitas ibi et sapientia." Econtra vero de scientia superba dicit apostolus Io Ad Corinthios VIII55: "Scientia inflat, caritas aedificat."

Siquis autem existimat se aliquid scire, nondum cognovit, quemadmodum opporteat eum scire. Talis est scientia daemonum, a qua etiam nominantur, quia daemon "sciens" interpretatur. Unde Iacobus III56: "Non est," inquit, "ista sapientia de sursum descendens, sed terrena, animalis, diabolica."

Quartum est simplex eloquentia, quia, sicut ait Tullius57 in prologo Rhetoricorum, "Sapientia sine eloquentia parum prodest." Hinc etiam dicitur in Ecclesiastico XX58: "Sapientia absconsus et thesaurus invisus, quae utilitas in utrisque?" Et revera multum valet ad doctrinam facundia. Ut enim ait Terentius59 in Phormione:

"(...) nihil est

Quin male narrando possit depravari."

Econtra vero dicit Tullius60 in libro De paradoxis: "Nihil esse tam horridum et incultum, quod non splendescat oratione." Debet autem esse simplex eloquentia, quia, sicut dicit Iuvenalis61 libro IVo:

"Torrens dicendi copia multis

et sua mortifera est facundia."

Ad hoc autem, ut sit homo facundus, oportet, ut adiuvent eum quinque, videlicet natura, conscientia, exercitium vel usus, gestus et cordis laetitia.

Natura quidem, quia, sicut dicit Quintilianus62: "Philosophia simulari potest, sed eloquentia non potest." Conscientia vero, quia, sicut dicitur Ecclesiastico VIo63: "Lingua eucharis," id est gratiosa, "in bono homine abundabit." Et ut dicit Claudianus64 in maiori:

"Carmen amat quisquis carmine digna gerit."

Econtra vero dicit Cato65:

"Turpe est doctori etc."

Ideo dicit Seneca66 in libro De moribus: "Oratorem te puta, si tibi ipsi ante omnes, quod oportet, persuaseris." Hinc et Quintilianus67 libro VIIIo: "Melius", inquit, "aliis certe suadebit, qui prius ipsi persuaserit. Prodit enim se quamlibet custodita simulatio, nec umquam est tanta loquendi facultas, quae non titubet et haereat, quotiens ab animo verba dissentiunt." Haec ille.


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Exercitium autem, quia, sicut dicit Tullius in Rhetorica IIa: "Exercitatio est usus assiduus et consuetudo dicendi." Et ut dicit Quintilianus libro Io: "Consuetudo est certissima magistra loquendi." Hinc ut Seneca68 ait ad Lucilium: "Mutuo ista fiunt et homines, dum docent, discunt." Gestu quoque adiuvatur homo in docendo, quia sicut dicit Valerius69 libro VIIIo: "Eloquentiae ornamenta in pronuntiatione apta et conveniente corporis motu consistunt, quibus cum se instruxerit, tribus modis homines aggreditur scilicet aures eorum penetrando, oculos demulcendo, animos invadendo." Haec Valerius.

Cui etiam videtur consonare supradictum illud verbum Senecae70: "Illum," inquit, "adiutorem elige, quem magis mireris, cum videris, quam cum audieris." Adiuvatur etiam eloquentia mentis laetitia iuxta illud Ennodii71: "Exultatio", inquit, "eloquentiam dat, quam ingenium negat." Haec autem laetitia maxime provenit ex securitate conscientiae, secundum illud apostoli IIo Ad Corinthios I72: "Gloria", inquit, "nostra, hoc est testimonium conscientiae nostrae." Aliquando tamen ex bonorum dictorum inventione, iuxta illud Proverbiorum XV73: "Laetatur homo in sententia oris sui." Aliquando etiam ex auditorum dignitate vel etiam multitudine secundum illud Quintiliani74 libro 1o: "Optimus quisque praeceptor frequentia gaudet et maiori theatro se dignum putat." Nec mirum, quia Boethius75 in Hypotheticorum: "Nullum est bonum, quod non pulchrius elucescat, si plurimorum notitia comprobetur."

Textausgaben:

Vincent of Beauvais, De eruditione filiorum nobilium, hg. von Arpad Steiner (Cambridge/Massachusetts 1938), S. XVII-XXIX.

Vincentii Belvacensis De morali principis institutione, hg. von Robert J. Schneider (Tournout 1995) = Corpus Christianorum Continuatio Mediaevalis Bd. 137.

Pseudo-Boethius, De disciplina scolarium, hg. von O. Weijers (Leiden/Köln 1976)

Sekundärliteratur:

 

Literaturverzeichnis (Grundlagenliteratur):

Anton, H. H., Fürstenspiegel, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 4 (München/Zürich 1989).

Boehm, L., Erziehungs- und Bildungswesen, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 3 (München/Zürich 1986), Sp. 2196-2203.

Curtius, E. R., Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter (Bern/München 1965 u. ö.).


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Glauche, G., Schullektüre im Mittelalter. Enstehung und Wandlungen des Lektürekanons bis 1200 nach den Quellen dargestellt (München 1970).

Lexikon des Mittelalters, 9 Bde. + 1 Registerband (München/Zürich 1980-1999). Hilfreiches Nachschlagewerk zu allen möglichen mittelalterrelevanten Themen. (in jeder guten öffentlichen Bibliothek vorhanden.

Anmerkungen

1 Senatsverwaltung für Schule, Berufsbildung und Sport, Berlin (Hg.), Vorläufiger Rahmenplan für Unterricht und Erziehung in der Berliner Schule, Gymnasiale Oberstufe, Fach Latein, gültig ab Schuljahr 1994/95, S. 35.

2 Lindsay, W. M. (Hg.), Isidori Hispalensis episcopi etymologiarum sive originum libri XX, 2 Bde. (Oxford 71987), I 29,2.

3 Maaz, W., Isidor von Sevilla, in: Enzyklopädie des Märchens Bd. 7 (Berlin/New York 1993), Sp. 297. In Sp. 298 bietet Maaz eine sehr übersichtliche inhaltliche Zusammenfassung der Etymologiae.

4 Ebd.

5 Einen sehr informativen, umfassenden und vor allem leicht zugänglichen Überblick bietet zu diesen Themen: Boehm, L., Erziehungs- und Bildungswesen, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 3 (München/Zürich 1986), Sp. 2196-2203.

6 Anton, H. H., Fürstenspiegel, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 4 (München/Zürich 1989), Sp. 1041.

7 Ders., Sp. 1040.

8 Anton bietet in seinem Artikel eine sehr gute historische Übersicht mit zahlreichen Beispielen vom Frühmittelalter bis zum Humanismus.

9 Von diesem monumentalen Werk existiert bis heute keine textkritische Edition. Daher ist als Ausgabe heranzuziehen der 1624 in Douai bei Baltazar Beller erschienene vierbändige Druck, der 1965 von der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt Graz (Österreich) nachgedruckt wurde.

10 Im Gegensatz zu der allgemein vertretenen Ansicht, dass man der intellektuellen Mädchenbildung im Mittelalter nur wenig Aufmerksamkeit schenkte, findet man bei Vinzenz, der sich in diesem Zusammenhang auf die Autorität des Hieronymus berufen kann, die Forderung, dass Mädchen zur intensiven Lektüre ausgewählter Schriften (insbesondere natürlich der Bibel) angeleitet werden sollen, und zwar mit dem Ziel "ut huic honestae occupationi frequenter intentae noxias cogitationes evitent et carnis voluptates atque vanitates declinent" (De eruditione cap. 43 = Steiner (wie Anm. 14), S. 176. Zu der Lektüre sollen sich – um jegliches "fastidium" zu vermeiden – das Gebet und die Handarbeit gesellen.

11 Kapitelüberschriften werden im Textteil dieses Aufsatzes genannt.

12 Vincentii Belvacensis De morali principis institutione, hg. von Robert J. Schneider (Tournout 1995) = Corpus Christianorum Continuatio Mediaevalis Bd. 137.

13 Düchting, R., Vinzenz von Beauvais, Leben und Werke, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 8 (München/Zürich 1997), Sp. 1705-1706. Vgl. zu Leben und Werk Vinzenz‘ auch Kaeppeli, Th. O.P./Panella, E. O.P., Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi Bd. 4 (Rom 1993), S. 435-458.

14 Vincent of Beauvais, De eruditione filiorum nobilium, hg. von Arpad Steiner (Cambridge/Massachusetts 1938), S. XVII-XXIX.

15 Bei Kaeppeli (wie Anm. 13) werden insgesamt 16 Handschriften aufgeführt, ohne dass allerdings deutlich wird, inwieweit diese Handschriften tatsächlich als zuverlässige Textzeugen für die Restituierung des Textes brauchbar sind.


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16 Als Grundlage der berühmten Bulle Unam sanctam Bonifaz‘ VIII. verfasste er De ecclesiastica sive summi pontificis potestate; ferner stammen von ihm: De erroribus philosophorum, Theoremata de esse et essentia, Kommentare zur Bibel, zu Werken des Aristoteles und zu den Sentenzen des Petrus Lombardus. Viele seiner Werke sind bis heute nicht ediert. Vgl. die Übersicht von: Bruni, G., Le opere di Egidio Romano (Rom 1936).

17 Steiner (wie Anm. 11), S. XXVI.

18 Zur Haltung des Mittelalters gegenüber der Rhetorik vgl. Klopsch, P., Rhetorik, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 7 (München 1995), Sp. 786-789.

19 Steiner (wie Anm. 14), S. XII-XIII.

20 Pseudo-Boethius, De disciplina scolarium, hg. von O. Weijers (Leiden/Köln 1976).

21Steiner nennt a.a.O., S. XIX u. a.: Apuleius, Cicero, Horaz, Caesar, Iuvenal, Lucan, Macrobius, Martial, Ovid, Palladius, Persius, Petron, Plinius den Älteren, Plinius den Jüngeren, Quintilian, Sallust, Seneca der Ältere, Seneca der Jüngere, Statius, Sueton, Terenz, Tibull, Valerius Maximus, Vegetius und Vergil. Die meisten Zitate antiker Schriftsteller stammen aus den Werken Ovids (60) und Senecas des Jüngeren (57), es folgen Cicero (39), Quintilian (17) und Horaz (16).

22 So sagt Vinzenz in cap. 1 (De eruditione): "‘Filii tibi sunt? erudi illos et curva illos a pueritia eorum. Filiae tibi sunt? serva corpus earum et non ostendas hilarem faciem tuam ad illas.‘ Ita legitur in ecclesiastico VII (Sir 7,25-26). Et dicitur hoc ad quemlibet fidelem, praecipueque ad principem, cuius liberi quanto ad maioris honoris culmen in populo debent erigi, tanto maiori diligentia opus est illos a pueritia erudiri." (Steiner, wie Anm. 14, S. 5).

23 Steiner (wie Anm. 14), cap. 1, S. 8.

24 Steiner (wie Anm. 14), S. XIV.

25 Werner, J., Lateinische Sprichwörter und Sinnsprüche des Mittelalters aus Handschriften gesammelt. Zweite überarbeitete Auflage von Peter Flury (Heidelberg 1966), S. 104, Nr. 212; nach Matthaeus von Vendome, Ars versificatoria 1,26. Vgl. Hor. epist. 1,2,69.

26 Vgl. Steiner (wie Anm. 14), S. 13.

27 Steiner (wie Anm. 14), S. 8-12.

28 litterae ist im Sinne von "Wissenschaft" zu verstehen.

29 Mit den liberales disciplinae sind die sog. "Sieben Freien Künste" – Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie – gemeint, seit der Spätantike die Grundlage jeglicher Bildung. Die ersten drei bildeten das Trivium, die vier letzten das Quadrivium. Im Mittelalter kursierte folgender Merkvers: Gram. loquitur; Dia. vera docet; Rhe. verba ministrat; /Mus. canit; Ar. numerat; Geo. ponderat; As. colit astra. Eine gute Übersicht bietet immer noch: Curtius, E. R., Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter (Bern/München 1965 u.ö.), S. 46-88.


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30 Ioannis Saresberiensis, Policraticus I-IV, hg. von K. S. B. Keats-Rohan (Tournout 1993) = Corpus Christianorum Continuatio Mediaevalis Bd. 118; ebd. Cap. 4,6 (S. 251).

 Johannes von Salisbury (um 1115-1180) aus Salisbury. Ausgebildet in Frankreich bei Wilhelm von Conches, Petrus Abaelardus, Gilbert von Poitiers u. a., stand im Dienst der Erzbischöfe von Canterbury Theobald und Thomas Becket. 1176 wurde er Bischof von Chartres. Er zählt zu den größten Gelehrten des 12. Jahrhunderts. Sein Hauptwerk Policraticus widmete er Thomas Becket und setzt sich darin von einem sehr hohen ethischen Standpunkt aus mit den Prinzipien der Staatslenkung auseinander. Der Policraticus gehört zur Gattung der Fürstenspiegel und wurde sehr stark rezipiert. Das hier genannte Zitat aus dem Policraticus bezieht sich auf einen Briefwechsel zwischen dem deutschen Kaiser Konrad III. (= rex Romanorum) und dem französischen König Ludwig VII. (= rex Francorum), der allerdings heute verloren ist. Dass ein Herrscher "litteratus", d. h. im Mittelalter nicht nur lese- und schreibkundig, sondern auch lateinkundig sein sollte, ist eine Forderung, die erst im Hoch- bis Spätmittelalter gestellt wurde. Bis zum 12. Jahrhundert sind die weltlichen Stände (laici) vom Bauern bis zum Hochadel nur ausnahmsweise überhaupt lesefähig. Vgl. hierzu grundlegend Grundmann, H., Litteratus – Illiteratus, in: Archiv für Kulturgeschichte Bd. 40 (1958); Zedelmaier, H., Lit(t)eratus, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 5 (München/Zürich 1991), Sp. 2025.

31 Rutilius Taurus Aemilianus Palladius (4. Jh. n. Chr.) verfasste ein Werk über die Landwirtschaft Opus agriculturae in 14 Büchern. Das Zitat stammt allerdings aus Vegetius (um 400 n. Chr.), De re militari 1 (praef.).

32 Ecclesiasticus ist die Vulgata-Bezeichnung des Weisheitsbuches Jesus Sirach, eines der meist zitierten biblischen Bücher im Mittelalter.

33 Sen. epist. 82,3. Den jüngeren Seneca kann man mit Fug und Recht als den meist zitierten antiken Autor des Mittelalters bezeichnen. Aufgrund seiner angeblichen Korrespondenz mit dem Apostel Paulus ging man davon aus, dass er dem Christentum sehr nahe stand. Seine Werke sind gleichsam ein Steinbruch für mittelalterliche Morallehre und Spruchweisheit gewesen.

34 Didascalion 1,2: "Summum igitur in vita solamen est studium sapientiae, quam qui invenit, felix est, et qui possidet, beatus." Hugo von St. Viktor (um 1096-1141), Theologe und Mystiker, möglicher Weise sächsischer Herkunft, wirkte seit den 20er Jahren des 12. Jh. im Pariser Augustiner Chorherrenstift St. Viktor und gibt in einem seiner Hauptwerke, dem Didascalion, eine Übersicht über das gesamte weltliche und geistliche Wissen und die Glaubenslehre seiner Zeit. Als Ausgabe ist inzwischen heranzuziehen: Hugonis de Sancto Victore, Didascalion de studio legendi. A critical text, hg. von Ch. H. Buttimer (Washington 1939) = The Catholic University of America. Studies in Medieval an Renaissance Latin, Bd. 10. Zu Hugo von St. Viktor vgl. Ruh, K., Geschichte der abendländischen Mystik Bd. 1 (München 1990), S. 355-380.

35 Unter Varros Namen wurden im Mittelalter ca. 150 Sinnsprüche in Prosa überliefert, sog. Sententiae Varronis. Vgl. Brunhölzl, F., Varro im Mittelalter, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 8 (München/Zürich 1997), Sp. 1410-1411.

36 Disticha Catonis 1,30. Zum Text vgl. Disticha Catonis, hg. von M. Boas (Amsterdam 1952), S. 69: "Quae culpare soles, eat tu ne feceris ipse./turpe est doctori, cum culpa redarguat ipsum." Die sog. Disticha Catonis, eine aus dem 3. Jh. nach Chr. stammende, unter dem Namen des Cato Censorinus kursierende Spruchsammlung, gehören zu den meist zitierten Spruchsammlungen des Mittelalters. Sie sind Teil der in der Grammatikausbildung gelesenen Texte. Vgl. hierzu Accessus ad auctores, hg. von R. Huygens (Brüssel 1954), S. 15 = Collection Latomus Bd. 15.

37 Hieronymus, epist. 52,7.

38 Sen. epist. 24,15.


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39 Ambr. in Luc. 10,45. Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Gregor der Große sind die vier Kirchenlehrer der römisch-katholischen Kirche. Ihre Schriften galten als maßgeblich für die Entwicklung dogmatischer kirchlicher Grundsätze. Ihre Autorität ist durch das gesamte Mittelalter hindurch unantastbar. Mögliche Widersprüche ihrer lehrhaften Aussagen versuchte man mit Hilfe der auch bei der Bibelauslegung angewandten exegetischen Methode des mehrfachen Schriftsinns zu lösen. Am bedeutendsten ist zweifelsohne der Einfluss des Augustinus gewesen, der erst zurücktrat, als man im 12. Jahrhundert weitere Werke des Aristoteles (Analytik I/II, Topik, Elenchik) entdeckt und ins Lateinische übersetzt hatte, dessen Philosophie sich zu der wesentlichen Grundlage des scholastischen Lehrsystems entwickelte. Vgl. hierzu Van Steenberghen, F., Aristoteles: Lateinisches Mittelalter, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 1 (München/Zürich 1980), Sp. 936-938.

40 Aug. conf. 1,9,14/15; 1,12,19.

41 Pseudo-.Boethius, De disciplina scolarium, hg. von O. Weijers (Leiden/Köln 1976), cap. 6,5, S. 124: "Talium namque quicumque venustatis assumpte debitique officii velit emolumenta prosequi, in universam morum honestate oportet ut polleat praeclarus, ut sit in sermone verax, in iudicio iustus, in consilio providus, in commisso fidelis, constans in vultu, pius in affectu...".

42 Sen. epist. 1,6,5. Die Bedeutung des "exemplum" für die mittelalterliche Argumentation in jedwedem Zusammenhang kann hier nur angedeutet werden. Tatsache ist, dass spätestens seit Gregor dem Großen neben den "dicta" die "exempla", die mit deutschen Interpretamenten wie "Beispiel", "Vorbild" oder – als literarische Gattung – "Parabel" oder "Beispielerzählung" nur unzureichend wiedergegeben werden können – eine gleichwertige Rolle spielten, weil man ihnen eine – mindestens ebenso - große Überzeugungskraft zumaß. Diese Einstellung führte dazu, dass seit dem Hochmittelalter sog. Exempla-Sammlungen entstanden, in welchen – entweder alphabetisch oder systematisch geordnet – zu allen möglichen theologischen oder auch anderen Themen Beispiele in Form von Personen, Naturereignissen, historischen oder auch fiktiven Erzählungen, biblischen Geschichten, Rechtssätzen u. a. m. "exempla" zusammengestellt waren, deren man sich z. B. in Predigten oder auch anderen Texten sehr intensiv bediente, um die eigene Argumentation zu festigen. Vgl. hierzu Von Moos, P., Geschichte als Topik (Hildesheim 21996).

43 Sen. epist. 5,52,8.

44 Aug. doctr. christ. 4,27,59.

45 Bernhard von Clairvaux, De consideratione ad Eugenium papam 2,7,15. Bernhard von Clairvaux (1090-1153), Gründer des Zisterzienserklosters Clairvaux, gilt als einer der einflussreichsten theologischen Schriftsteller des 12. Jahrhunderts. Er stand in Verbindung mit den bedeutendsten weltlichen und kirchlichen Persönlichkeiten seiner Zeit (u. a. engagierte er sich maßgeblich für die Durchführung des 2. Kreuzzuges). Er verfasste zahlreiche theologische Traktate und hinterließ mehr als 500 Briefe. Als Ausgabe ist jetzt heranzuziehen: Bernhard von Clairvaux. Sämtliche Werke lateinisch/deutsch, hg. von G. B. Winkler u.a., 9 Bde (Innsbruck 1990 ff). De consideratione in Bd. 1, S. 626-827.

46 Walther von Chatillon, Alexandreis. Walther von Chatillon (ca. 1135-1179), Verfasser eines Epos über Alexander den Großen und lyrischer sowie satirischer Gedichte, von denen einige auch in die Sammlung Carmina Burana Aufnahme fanden. Als Ausgabe ist heranzuziehen: Gualteri de Castillone, Alexandreis, hg. von M. L. Colker (Padua 1978) =Thesaurus Mundi. Bibliotheca Scriptorum Latinorum Mediae et Recentioris Aetatis Bd. 17.

47 Ov. trist. 2,353.

Ovid fand im Mittelalter insbesondere als "moralischer" Schriftsteller große Anerkennung. Einige seiner Werke gehörten zur Schullektüre. Seine Metamorphosen waren eine Hauptquelle für mythologische Kenntnisse im Mittelalter. Im 14. Jh. verfasste Petrus Berchorius einen Ovidius moralizatus, in dem er die Metamorphosen allegorisch-moralisch deutete. Vgl. hierzu Glauche, G., Schullektüre im Mittelalter. Enstehung und Wandlungen des Lektürekanons bis 1200 nach den Quellen dargestellt (München 1970), passim = Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung.


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48 Hier. epist. 107,4.

49 Ov. trist. 2,348.

50 Hier. epist. 125,18.

51 Hier. in eccles. 3,7 L 166-118.

52 Eccl 3,7. Ecclesiastes ist die Vulgata-Bezeichnung für das Buch Kohelet.

53 Sir 18,19.

54 Prv 11,2.

55 I Cor 8,1. Apostolus meint im Mittelalter immer den Apostel Paulus. Seine Briefe gehören zu den meist zitierten Texten des NT.

56 Iac 3,15.

57 Cic. inv. 1,1. Cicero wird im Mittelalter üblicher Weise unter dem Namen "Tullius" zitiert. Auch viele seiner Schriften gehörten zum Lektürekanon der mittelalterlichen Schulausbildung. Vgl. hierzu wiederum Glauche (wie Anm. 43), passim.

58 Sir 20,32.

59 Ter. Phorm. 696-697. Vgl. zu Terenz im Mittelalter Glauche (wie Anm. 43), passim.

60 Cic. parad. Prooem. 3.

61 Iuv. 10, 9-10. Vgl. zu Iuvenal im Mittelalter Glauche (wie Anm. 43), passim.

62 Quint. inst. 12,3,12.

63 Sir 6,5.

64 Claud. 23,6.

65 Vgl. Anm. 32.

66 PS.Sen. mor. 14.

67 Quint. inst. 12,1,29.

68 Sen. epist. 1,7,8.

69 Val. Max. 8,10,1. Valerius Maximus (1. Hälfte 1. Jh. n. Chr.), Verfasser der Facta et dicta memorabilia, einer Zusammenstellung beispielhafter Persönlichkeiten aus der nicht-römischen/griechischen und römischen Geschichte, die im Mittelalter aufgrund der dem Werk innewohnenden Neigung zur Moralisierung und aufgrund seines Werts als Geschichtsquelle stark rezipiert wurde.

70 Sen. epist. 5,52,8.

71 Ennod. dict. 2,7 p. 5,26.

Magnus Felix Ennodius (473-521), Bischof von Pavia, Verfasser einer Lobrede auf Theoderich, von Reden, Briefen und Gedichten, stand noch stark unter dem Einfluss der nichtchristlichen Antike.


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72 2 Cor 1,12.

73 Prv 15,23

74 Quint. inst. 1,2,9.

75 Boeth. syll. hyp. 1,1.

Angelika Lozar, Berlin