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Pegasus 1 / 2003
Die Frauenkohorte. Theaterstück der Klasse 6a des Friedrich-Alexander-Gymnasiums Neustadt/Aisch
Pegasus 3 / 2002 Wie man die Bakchen tanzen lässt. Bühnenmusik zu Euripides Pegasus 2 / 2002 Dr. Jakob Gaßner, Peter Krauß, Peter Kosak:
. Ein Versuch, Sprache und Inhalte zu integrieren. Pegasus 1 / 2002 Rainer Glückert - Helmut Winter: Nunnulla Herculis facta, oder: Lässt sich Latein sinnvoll mit den neuen Medien kombinieren?
Dr. Alfred Sonnenfeld (Berlin): Das Argument des Sokrates, in: Deutsches Ärzteblatt 99, Heft 5 vom 01.02.02, Seite A-271 http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=30269
Ein kleines Beispiel für eine Übung zur Einführung der Präpositionen finden Sie hier: Gerne nimmt die Pegasus- Redaktion Ihre Anregungen und Wünsche auf und stellt sie zur allgemeinen Diskussion. Willkommen sind ferner Unterrichtsvorschläge, Stundenentwürfe oder -sequenzen, die auf diese Weise einem breiten Publikum vorgestellt werden können.
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Rainer Glückert - Helmut Winter Nunnulla Herculis facta, oder: Lässt sich Latein sinnvoll mit den neuen Medien kombinieren? Bericht über einen Versuch. Wie kommt man als Lateinlehrer auf die Idee, beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen eine Powerpoint-Präsentation über die Taten des Herkules einzureichen? Offen gesagt: zunächst überhaupt nicht. Um aber auch andere Fachkollegen/innen zu ermuntern, sich in solch ein Abenteuer zu stürzen, soll hier über die Genese, die Arbeitsweisen, die Schwierigkeiten und die neuen Erfahrungen während des Projektes berichtet werden. Das Projekt wurde im Juni 2001 beim Sprachenfest in Konstanz, dem Finale des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen, für den besten Einsatz neuer Medien ausgezeichnet. I. Lateinischer Text und Gestaltung der Abenteuer (Rainer Glückert) A) Themenfindung Schon des Öfteren hatte ich mit Schülern die Herkules-Kapitel der Roma BI (Stück 61-64) behandelt und dabei die Abbildungen von vier Abenteuern auf griechischen Briefmarken, die in diesem Unterrichtswerk auf Seite 135 zu sehen sind - Kampf mit dem Nemaeischen Löwen, den Stymphalischen Vögeln, der Lernaeischen Hydra und dem Kerberos -, besprochen. Doch im letzten Jahr ließ sich ein Schüler davon derartig inspirieren, dass er noch während des Unterrichts damit begann, aus Knetmasse den Kampf des Herkules mit der Hydra darzustellen. Diese spontane Arbeit war so gelungen, dass wir sie auf einem Foto festhielten. Zwei Wochen später sollte die Klasse für den Tag der offenen Tür einen Beitrag leisten. Parallel zur bekannten EXPO 2000 in Hannover gestaltete die Klasse 7a des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums Frankfurt/Main eine "EXPOsitio2000", wobei die Schüler/innen in freigewählter Technik irgendein Abenteuer des Herkules darstellen sollten. Den Abenteuern wurden Einführungen in lateinischer Sprache vorangestellt, um den engen Bezug zum Lateinunterricht deutlich zu machen. Diese Arbeiten sind noch heute samt deutscher Übersetzung in der Home-Page unserer Schule (www.hvgg.de unter der Rubrik: "Projekte Hercules I.") zu sehen. Das größte Interesse aller Schüler und Eltern rief aber die Gestaltung der "Äpfel der Hesperiden" in einer Powerpoint-Präsentation dreier Schüler hervor, die die lateinischen Texte mit Clipartfiguren und unterlegter Musik zu einer Art Film werden ließen. In diesem Moment war die Idee geboren, die übrigen Herkulesabenteuer unserer EXPOsitio in dieses Medium umzusetzen. 2) Veränderungen im Verhältnis der Schüler/innen und der beteiligten Lehrer untereinander während der Realisierung des Projekts Offen sei zugegeben, dass wir alle die umfangreichen Arbeiten und technischen Probleme unterschätzt hatten, die das Projekt, das von Anfang an als Kombination von Latein und Informatik konzipiert war und somit etwas Neues darstellen sollte, mit sich bringen würde. Doch gerade diese Schwierigkeiten und Probleme erwiesen sich als äußerst fruchtbar. Bei deren Lösung hat sich die bisher übliche Rolle des Lateinlehrers gewandelt: Im Rahmen einer ungemein kollegialen Zusammenarbeit mit den Schülern entwickelte sich der sonst Lehrende zum Lernenden. Ferner wurden die Rollenklischees von Jungen und Mädchen aufgebrochen, da auch die Mädchen erhebliches technisches Wissen einbringen konnten. Diese Prozesse, die von der modernen Didaktik gewünscht sind, haben zu einem veränderten Sozialverhalten der Schüler/innen untereinander geführt, das die beiden beteiligten Lehrer in dieser Form nicht für möglich gehalten hätten. C) Vorbereitende Schritte und technische Probleme während der Realisierung des Projektes Doch nun zu den entscheidenden Schritten bei der Verwirklichung unseres Projektes, das wie immer unter schulischem Zeitdruck leiden musste. Acht Szenen aus dem Leben des Herkules mußten neu gestaltet werden. Dazu wurden acht Arbeitsgruppen gebildet mit der Vorgabe, dass bereits ein Mitglied jeder Gruppe über Vorerfahrung mit einer Powerpoint-Präsentation verfügt, um die Binnenarbeit steuern zu können. Nachdem die Abenteuer den einzelnen Gruppen zugewiesen waren, zeichneten die Schüler eine Art Drehbuch mit 5-7 Bildern, die dann später animiert werden sollten. Parallel zu diesen Zeichnungen schrieben die Gruppen selbstständig kurze deutsche Texte, die die Geschehnisse erläutern sollten. Viele Textentwürfe waren so kompliziert formuliert, dass es unmöglich für diese Klassenstufe gewesen wäre, sie ins Lateinische zu übertragen. Ich machte deutsche Vereinfachungsvorschläge, mit denen sich die einzelnen Gruppen auseinander setzen mußten, weiterhin gab ich Vokabelhilfen, sodass dann alle Beteiligten als Hausaufgaben ihr "Textbuch" ins Lateinische zu übertragen hatten. Die Fehler dieser Entwürfe habe ich nicht einfach verbessert, sondern nur als Fehler markiert und Hinweise zu deren Verbesserung gegeben. Diese vorbereitenden Arbeiten nahmen, je nach Gruppe, 3 bis 5 Stunden in Anspruch. Die Umsetzungsarbeiten am PC mussten natürlich in großem Umfang nachmittags zu Hause erledigt werden. Nach etwa einer Woche brachten die Gruppen ihre bisherigen Ergebnisse, die sich natürlich in der Qualität sehr unterschieden, mit in den Unterricht und wurden auf Laptops gezeigt. Jetzt setzte ein ungeahnter Informationsaustausch unter den Schülern/innen ein, da jeder von den besten Ideen und schönsten Gestaltungen lernen und sein eigenes Produkt verbessern wollte. Es zeigte sich, dass die Mädchen keineswegs den Jungen bei der Animation der Szenen unterlegen waren, wie einige Jungen etwas erstaunt bemerkten. Am besten ging natürlich der Informationsfluss innerhalb der acht Arbeitsgruppen vonstatten, sodass auch Beteiligte ohne vorherige Kenntnisse mit diesem Medium vertraut wurden. Da ich mich selbst außer Konkurrenz mit einem Abenteuer an den Arbeiten beteiligte und meine Produkte zeigte, wurden mir alle möglichen Hilfen und Informationen gegeben, sodass ich regelrecht "unterrichtet" wurde. Die Animationen der einzelnen Szenen wurden in der allgemeinen Euphorie gegenüber den ursprünglichen Plänen immer wieder geändert, mit der Folge, dass auch die lateinischen Texte angepasst werden mussten. Dadurch konnte auch die Gefahr, dass der PC zum "Alleinherrscher" würde, gebannt werden. Nach etwa zwei Wochen, in denen manchmal auch "normaler" Unterricht gehalten wurde - wegen der in Hessen erforderlichen Vergleichsarbeit aller 8. Klassen musste ein Auseinanderdriften im Lernstoff unbedingt vermieden werden - , hatten die Arbeitsgruppen ihre Szenen auf Disketten abgespeichert. Der Lateinlehrer war ab jetzt zum Statisten geworden, der den Rest der Arbeiten nur mit guten Wünschen begleiten konnte. Einige Schüler, die sich schon erstaunliches Wissen in Präsentationsarbeiten erworben hatten, speicherten die neun Abenteuer auf einer CD-ROM und besserten alle Fehler, die bisher unentdeckt waren, aus. Bei diesen Arbeiten holten sie sich häufig Rat bei ihrem Mathematiklehrer, der glücklicherweise auch die Informatik leitet. Bei der Betrachtung der bisherigen CD-Rom wurde das Fehlen einer musikalischen Untermalung und gesprochener Texte bemängelt. Aber sofort war eine ausreichende Anzahl von Jungen und Mädchen bereit, die lateinischen Einleitungstexte zu sprechen. Nach einigen Übungen wurden diese Texte - natürlich außerhalb der Schulzeit - aufgenommen, sodass sie an einem gesonderten Projekttag der "Freaks" mit dem Informatiklehrer den geschriebenen Texten samt Musik unterlegt werden konnten. Der allerletzte Schliff mit Auto-Start oblag schließlich dem Fachmann. D) Fazit des Lateinlehrers Auf die Auswirkungen dieser fachübergreifenden Arbeit auf das Verhältnis der Schüler/innen und Lehrer untereinander ist schon hingewiesen worden, auch die gestiegene Motivation für das Fach Latein, das sich auf diese Weise ganz anders als üblich darstellen konnte, sollte erwähnt werden. Wenn dem heutigen Unterricht auch die Aufgabe zufällt, fachübergreifend und fächerverbindend zu arbeiten, in die neuen Medien einzuführen und die Schüler/innen mit deren Anwendung vertraut zu machen, und sie weiterhin befähigen soll, die eigenen Arbeiten einem größeren Publikum zu präsentieren, scheint mir der oben skizzierte Versuch eine gangbare Möglichkeit zur Verwirklichung dieser Ziele zu sein. II. Informatischer Teil des Projekts (Helmut Winter) Da die Schüler mit PowerPoint einigermaßen vertraut waren und durch die Arbeit mit dem Programm ihre Kenntnisse erweiterten, war der Rat des Informatiklehrers nur bei einigen Situationen gefragt, die weit außerhalb des Erfahrungsbereiches eines Achtklässlers liegen. 1) Gesprochene Texte Zunächst bestand die Präsentation nur aus "stummen" Folien, denen man mit einer parallel ablaufenden CD zu einer Hintergrundmusik verhalf. Dann entstand die Idee, Textpassagen doch vorzulesen und dabei aufzunehmen. Die Aufnahmen wurden mit einem Kassettenrecorder gemacht und mir zur weiteren Bearbeitung überlassen. Mit Hilfe der Soundkarte und dem Programm "CoolEdit" digitalisierte ich die Sprechstücke, glich die Lautstärke an und speicherte sie als Wave-Dateien ab. Diese Dateien wurden dann von den Schülern in das PowerPoint-Projekt eingebunden. 2) Hintergrundmusik Die von den Schülern ausgewählte Musik war auf einer CD des Spieles "Age of Empires" enthalten. Der Versuch, die Musik als Wave-Datei im Hintergrund der PowerPoint-Präsentation ablaufen zu lassen, scheiterte an der Größe der Wave-Datei (über 600 MB) und an der Überlastung des Prozessors durch die Datenflut bei der Präsentation. Darüber hinaus musste die Musik so abgestimmt sein, dass die Szenen verschieden lang ohne musikalischen Themenwechsel betrachtet werden konnten. Daher kamen nur Midi-Dateien (wegen der Dateigröße) als Schleifen (wegen der unbegrenzten Abspieldauer) in Frage. Solche Midi-Loops werden bei den Computerspielen eingesetzt, wofür man im Internet ein reiches Angebot findet. So war auch unsere Suche nach einer Midi-Version der Themen aus "Ages of Empires" erfolgreich. Jede Szene bekam ihre Midi-Datei (ca. 20 KB), und diese war als Endlosschleife in die Szene über mehrere Folien eingebunden. 3) Autorun-CD Die PowerPoint-Präsentation lief anfangs nur auf Rechnern, auf denen das lizenzpflichtige und teure MS-Programm PowerPoint installiert war. Hier wies ich die Schüler auf den PowerPoint-Viewer hin, der kostenlos von Microsoft zur Verfügung gestellt wurde. Dieser sollte zunächst mit auf die CD gebrannt werden, damit der Betrachter zuerst den Viewer installieren konnte, um sich anschließend die Präsentation anzusehen. Eine praktikable aber keinesfalls komfortable Lösung. Die Schüler waren an einer selbstanlaufenden CD interessiert, wie man sie von vielen anderen Multimediawerken kennt. Also suchte ich im Internet nach einer Möglichkeit, den Viewer auf eine CD zu bringen, sodass die CD beim Einlegen den Viewer von der CD startet und damit die Präsentation zeigten kann. Auf einer amerikanischen Website fand ich dann die entscheidenden Tipps. Ich druckte den Inhalt aus und gab ihn (in Englisch) meinen Latein-Schülern. Bis auf einige Detailfragen gelang es ihnen, der Anweisung zu folgen. Mit einer letzten Hilfestellung meinerseits war auch dieses Problem dann beseitigt. (Die URL der Site kann ich nicht angeben, denn leider existiert sie nicht mehr. Die Autorin verkauft statt dessen jetzt ein Programm, das PowerPoint-Projekte und Viewer auf eine Autorun-CD bringt.) Auf diese Weise hatte die CD einen Status erreicht, der den Vorstellungen der Schüler entsprach und sie zufrieden stellte. Die Schüler hatten ihrerseits in einem fachübergreifenden Zusammenhang ihre Kompetenzen im Bereich multimedialer Präsentation verbessert und zugleich dem Umgang mit dem Computer vertieft. Rainer Glückert/Helmut Winter, Heinrich-von-Gagern-Gymnasium Frankfurt am Main, Am Tiergarten 6-8, 60316 Frankfurt, URL: http://www.hvgg.de Sprachlicher Philosophiekurs oder philosophischer Sprachkurs. Ein Versuch, Sprache und Inhalte zu integrieren. Nur jedes 100. Gymnasium in Deutschland bietet noch Griechisch als Hauptfach an, und allzu wenige Schüler erreichen das Ziel, im Rahmen eines Grund- oder Leistungskurses anspruchsvolle Originaltexte wie Homer, Platon oder Sophokles zu lesen. Dennoch werden Inhalte aus dem Bereich der griechischen Antike weiterhin lebhaft rezipiert, man denke nur an die häufigen Inszenierungen der drei Tragiker gerade in den letzten Jahren oder an die hunderttausendfach besuchte Ausstellung zur griechischen Klassik in Berlin. In dieser Situation liegt es nahe, das aufwendige Erlernen der griechischen Sprache als Zeitverlust anzusehen und sich auf die rein inhaltliche Vermittlung der antiken Kultur zu beschränken. Das muss jeder bedauern, der erfahren hat, wie nackt und unansehnlich die Inhalte ohne das sprachliche Kleid dastehen, wie gewaltsam gerade im Griechischen die Abtrennung des Begriffs vom Gehalt wirkt. Aus diesen Überlegungen heraus ist die vorliegende Lernsequenz Philosophischer Sprachkurs entstanden: Unter Verzicht auf Vollständigkeit im Erlernen von Wortschatz und grammatischer Struktur sollen Inhalte und Sprache zugleich vermittelt werden. In einem flexiblen Schulsystem könnte ein derartiger Kurs, eventuell erweitert durch Anschlusskurse mit Schwerpunkt Politik, Geschichte, Literatur, angeboten und mit einer gewissen Verbindlichkeit als Grundlagenvermittlung durchgeführt werden. In der gegenwärtigen Bildungslandschaft bleibt nur das Angebot am Rande und neben der Schule, beispielsweise in privaten Zirkeln oder an Bildungsinstitutionen wie der Volkshochschule. Der Philosophische Sprachkurs wurde in folgenden Situationen realisiert: an einer ländlichen Volkshochschule, in einem privaten Kreis, dessen Mitglieder Teilnehmer eines Leistungskurses Physik waren, und mit zwei gemischten Gruppen aus Lehrern und Schülern einer gymnasialen Oberstufe. Auch bei letzteren war die Teilnahme freiwillig. Die Verbindung zum Schulsystem beschränkte sich auf eine Zeugnisbemerkung. Die Interessen der Teilnehmer waren höchst unterschiedlich, sie reichten von einer vagen Vorstellung von Allgemeinbildung bis zu ganz gezielten Interessen an philosophisch-naturwissenschaftlichen und sprachlichen Phänomenen. Die Anfangsmotivation konnte durch die Gegenstände, aber auch durch zusätzliche Aktualitätsbezüge aufrechterhalten werden. Theaterbesuche (Euripides´ Alkestis und Hekabe), Verweise auf Heideggers "Sein des Seins" bei der Behandlung des Parmenides, Einbeziehung von Texten aus der deutschen Literatur, in denen Erscheinungen der griechischen Klassik konstitutiv sind, halfen, das Interesse wachzuhalten. Da der Kurs frei von Leistungserhebungen war, können über seinen Erfolg nur Eindrücke wiedergegeben werden. Der intensivste (private) Kurs führte zu einer sprachlichen Kompetenz, die es erlaubte, leichtere Originaltexte mit Hilfe von Lexikon und Grammatik selbstständig zu verstehen. Voraussetzung für diesen Erfolg war das Ziel der Kursteilnehmer, das Graecum zu erwerben. In den anderen Kursen blieb es bei Einblicken in Wortschatz und grammatikalisches System. Grundbegriffe aus dem Gebiet der griechischen Philosophie, auch im griechischen Sprachkleid, haben sich alle Kursteilnehmer angeeignet. Wieweit die Kursteilnehmer Anregungen erhielten, sich mit der Materie weiter auseinanderzusetzen, kann man allenfalls aus der Intensität erschließen, mit der sie philosophische Fragen diskutierten. Und in dieser Hinsicht ist der Kursleiter auf Grund seiner Erfahrungen zuversichtlich. Der Kurs Werbende Einführung Sie würden gerne Altgriechisch lernen, wissen aber, wie viel Mühe das exakte Erlernen dieser Sprache in der Schule kostet, wie endlos die Zahl der unregelmäßigen Verben erscheint. Und ein Blick auf die Konjugationstabellen lässt den Mut vollends sinken. Hinter Ihrem Interesse an der Sprache steht vermutlich der Wunsch, tiefer in Bereiche der antiken Kultur einzudringen. Natürlich führt ein Text in der Originalsprache näher an die Sache heran, im Ästhetischen macht das der besondere Klang der originalen Sprache, im Gedanklichen die ganz andere Plastizität einer sonst abstrakten Aussage. Kann man die Mühen des Spracherwerbs mindern, ohne die Qualität der Kulturrezeption zu beeinträchtigen? Ein denkbarer Weg, kulturelle Informationen und sprachliche Strukturen in enger Verflechtung zu einem integrierten Lernprozess zu verbinden, müsste so gegangen werden, dass sich zu jedem Gegenstand der ihm gemäße Wortschatz und die dazugehörige grammatische Struktur finden. Parmenides, dessen Gedanken um das Seiende und das Sein kreisen, verlangt den Infinitiv und das Partizip des Hilfsverbs. Bei jedem Philosophen stehen Begriffe im Zentrum, vermutlich auch spezifische sprachliche Strukturen. Unser Kurs würde dann so verlaufen, dass bei jedem neuen Thema die dafür notwendige Grammatik und der passende Wortschatz, sozusagen als Schlüssel zum Verständnis, eingeführt werden. "Aber das geht doch nicht!" wird der methodisch vorgehende Sprachlehrer einwenden. Er ist es nämlich gewohnt, sein Material nach den Bedürfnissen der Systemgrammatik auszusuchen, und nicht umgekehrt. Aber wir können bei einem philosophischen Sprachkurs bzw. sprachlichen Philosophiekurs Entstehung und Entfaltung der Gedankenwelt der griechischen Philosophie nicht nach den Bedürfnissen der Grammatik zerstückeln, den Endpunkt an den Beginn stellen und die einfachen Anfänge etwa eines Thales an das Ende platzieren, weil die Deklination des griechischen Wortes für Wasser im Sprachkurs so spät auftaucht. Also muss sich die Sprache der Philosophiegeschichte unterordnen. Es kommt darauf an, welchen Grad der Sprachkenntnisse Sie als Kursteilnehmer anstreben. Sind Sie mit einer Minimalgrammatik ohne Anspruch auf Vollständigkeit zufrieden, reicht Ihnen ein ausgewählter Wortschatz, dann kann man den Gang durch die griechische Philosophie mit einem Sprachkurs verflechten, der zwar nicht lückenlos ist, aber doch auch eine gewisse Systematik aufweist. Sie können sich auf der beigefügten Kursübersicht davon überzeugen. Neben den fest eingebauten Spracherscheinungen tauchen bei der konkreten Arbeit nebenher gewiss immer wieder andere auf, die nicht eigens thematisiert werden. Sie werden bei unserer Arbeit nur peripher wahrgenommen. (Aber: nach der Theorie des peripheren Lernens bleiben oft gerade solche Randerscheinungen im Gedächtnis haften.) Der Kurs lässt sich in knapp 15 Doppelstunden durchführen. Davon gehen zwei oder mehr von der beschriebenen Systematik ab: Im Zwischenkurs wird an einfachen Bibeltexten rein sprachlich gearbeitet, um bestimmte sprachliche Erscheinungen zu festigen. Ziel des gesamten Kurses: ein Überblick über den Gang der griechischen Philosophie von Thales bis Aristoteles. (Einblicke in den Epikureismus und die Stoa können, wenn gewünscht, angeschlossen werden.) Die sprachliche Arbeit führt punktuell zu genaueren Kenntnissen auf dem Gebiet der Philosophie. Außerdem dürfte der Kursteilnehmer am Ende des Kurses in der Lage sein, mit Hilfe von Lexikon und Grammatiktabelle einen einfacheren griechischen Text zu übersetzen.
Der Kurs Beispiel einer Unterrichtseinheit: PythagorasZiele dieser Unterrichtseinheit sind die Kenntnis der Zahlen von 1 - 10 und das Verständnis des folgenden Basistextes.
Als Einstieg bietet sich die Vorstellung der Sphärenharmonie an, wie sie in Goethes Faust in den drei Strophen zu Beginn des Prologs im Himmel aufscheint. der Kursleiter trägt sie vor oder lässt sie vortragen. In der Regel weiß der eine oder andere Kursteilnehmer über das antike Weltmodell Bescheid, so dass sich Genaueres im Gespräch erarbeiten lässt. Zusätzlich empfiehlt sich die Erwähnung des Lehrsatzes des Pythagoras, um in die Zahlenwelt einzusteigen. Von hier aus ist der Schritt zum 5. Abschnitt des griechischen Textes (Sphärenharmonie) sinnvoll. Der Kursleiter erläutert den Zusammenhang zwischen Zahlenverhältnissen und Tonhöhe - sowohl bei der Saite als auch im Weltmodell, in welchem die Entfernungen der Sphären voneinander und ihre räumliche Ausdehnung für das harmonische Zusammenklingen konstituierend sind. Im 3. und 4. Abschnitt wird deutlich, dass Zahlen und Zahlenverhältnisse für die Pythagoreer die Weltkonstituenten sind. Der Begriff der arche ist den Kursteilnehmern bekannt. Auf Thales (Wasser) und Anaximenes (Luft), Heraklit (Feuer) kann zurückgegriffen werden. Wegen des weiteren Unterrichtsverlaufs (s. unten: quinta essentia) ist es sinnvoll, auf die vier Elemente des Empedokles hinzuweisen, eventuell in einem Exkurs auf diesen Philosophen näher einzugehen. Die Zahlen von 1-10 lassen sich hier am besten einordnen. Wie immer in dem Kurs benützen die Kursteilnehmer keine vorgefertigten Tabellen, sondern schreiben die Zahlen selbst auf, damit das Schreiben durch Übung flüssiger wird. Währenddessen lassen sich einige Hinweise auf die Zahlensymbolik einstreuen. Erhellend, was die Kraft der Zahlen im Bewusstsein der Pythagoreer betrifft, sind zwei Kuriositäten: Die Forderung nach einem 5. Element, der quinta essentia, aus der Tatsache heraus, dass es fünf gleichseitige Körper gibt. Dass der Zahl 10, dem Hauptträger des gesamtem Zahlensystems, nur 9 Sphären gegenüberstehen (Fixsterne, 5 Planeten, Sonne, Mond und Erde), konnte nicht akzeptiert werden. Man erfand eine 10., die Gegenerde. Auf die Deklination der Zahlen geht man am besten hier nicht ein, sondern begnügt sich mit dem Hinweis, dass die 3. Deklination Gegenstand der nächsten Unterrichtseinheit sein wird. Der nächste Arbeitsschritt betrifft die ethischen und religiösen Vorstellungen. Hier referiert der Kursleiter am besten selbst über Lebensgestaltung der Epikureer, über ihre Vorstellung von Erziehung, Ihre Glaubensgrundsätze z. B. vom Weiterleben nach dem Tod und stellt heraus, dass im Unterschied zu den vorher behandelten Philosophen, die im Wesentlichen ontologisch orientiert sind, ein ethisches Konzept für die Lebensgestaltung angestrebt wurde. Im Anschluss daran können die ersten beiden Textabschnitte leichter verstanden werden. Der letzte Abschnitt kann Anlass zu einer kleinen Diskussion werden. Am Ende der Unterrichtseinheit steht wie immer eine Einübung der neuen sprachlichen Erscheinungen. Die Beherrschung der Zahlen wird angestrebt. Die griechische Text wird von den Kursteilnehmern nochmals gelesen und übersetzt. Edgar Frank An der Loisach 5a 82515 Wolfratshausen e-mail: literaturbuero-edgar.frank@t-online.de
Dr. Jakob Gaßner, Peter Krauß, Peter Kosak Rom und Martial. Neue Formen multimedialer Lektüre Obwohl sehr viel von den ‚Neuen Medien‘ gesprochen wird, scheinen sie ihren Platz im altsprachlichen Unterricht noch nicht überzeugend gefunden zu haben. Sie begegnen häufig dem Vorbehalt, zu sehr den ‚Spaßfaktor‘ und zu wenig den Aspekt des ernsthaften, zielgerichteten Arbeitens zu betonen. Im Folgenden soll ein Projekt vorgestellt werden, das den Einsatz elektronischer Medien in den Dienst des lateinischen Lektüreunterrichts stellt, um die Arbeit an den lateinischen Originaltexten inhaltlich und methodisch noch vielfältiger gestalten zu können. I. Allgemeine Vorteile des Mediums CD-ROM im Lateinunterricht Das Projekt der Herstellung einer Rom-CD-ROM mit Martialtexten, das in den Schuljahren 1999/2000 und 2000/2001 am Rudolf-Diesel-Gymnasium Augsburg durchgeführt und durch das InfoSCHUL II-Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert wurde, kann unserer Meinung nach spezifische Vorteile des Mediums CD-ROM gegenüber dem herkömmlichen Medium Buch deutlich machen:
II. Didaktische und methodische Überlegungen Bei unserem Projekt hatten wir ein zweifaches Ziel im Auge: Wir wollten 1. den Schülern das antike Rom näher bringen, 2. reichere Möglichkeiten für die Martiallektüre eröffnen. Mittlerweile ist die Martiallektüre in den Lehrplänen und auch im (bayerischen) Abitur fest verankert. Dennoch ist die Zahl der zur Verfügung stehenden Schulausgaben relativ klein. Ausgangsüberlegungen 1. Die Thematik ‚Rom‘ wurde ausgewählt, weil sie eine geographische Führungslinie erlaubt, die durch die multimediale Technik besonders gut veranschaulicht werden kann. Zudem konnte auch die schon in der zuvor an unserer Schule erarbeiteten CD-ROM ambulatio electronica Pompeiana angewandte Technik der 360o-Bilder aufgegriffen werden. Ebenso lässt sich der Dichter Martial sehr gut mit der Rom-Thematik verbinden, weil sich seine Gedichte durch die genaue Beobachtung der Stadt auszeichnen: Dabei geht es nicht nur um bestimmte Örtlichkeiten, sondern vor allem um die Menschen in ihrer alltäglichen Umgebung. Martial weist ja mit Nachdruck darauf hin, dass er nicht von Mythen, sondern von Menschen handele: Non hic Centauros, non Gorgonas Harpyiasque / invenies: hominem pagina nostra sapit (X 4, 17 f.). 2. Kriterien für die Auswahl der Epigramme:
3. Dem Text sollen angemessene Hilfen beigegeben werden: So enthalten die Wortlisten seltenere Wörter, eine Übersetzungshilfe (Einrückmethode) soll den Satzbau verdeutlichen und ein Kommentar umfassende Erläuterungen zu Sprache, Inhalt und Metrum bieten. Die beigefügte Übersetzung soll die selbstständige Arbeit der Schüler unterstützen. 4. Die CD-ROM soll in der 11. Jahrgangsstufe sowie im Grund- und Leistungskurs der Kollegstufe bzw. der gymnasialen Oberstufe einsetzbar sein. Teilbereiche können sicher schon in der 10. Jahrgangsstufe behandelt werden. III. Der Inhalt der CD-ROM Der Rahmen der CD-ROM ist ein Rundgang durch Rom, der entlang der Via Flaminia über den Ianiculum-Hügel in die belebte Stadt führt, auf die großen Prachtplätze, in die besseren und einfachen Wohnviertel und schließlich bei der Hauptattraktion der Zeit Martials, dem Colosseum, endet. Es ist das Rom der Kaiser Domitian, Nerva und Trajan. Jede Seite des Rundgangs stellt ein Epigramm Martials in den Mittelpunkt, Martial selbst ist der (fiktive) Führer. Im Folgenden sollen einige Beispiele aus diesem Rundgang vorgestellt werden, der insgesamt 57 Stationen mit je einem Martial-Epigramm umfasst:
IV. Die Links auf jeder Seite Die einzelnen Seiten sind in der Erscheinungsform gleich aufgebaut und enthalten ein gleichbleibendes Programm von Links, um die Benutzerfreundlichkeit zu fördern. Dabei erscheint folgender Rahmen:
Der Testteil ist nach den Themen "Alltagsleben", "Klientenwesen", "Sklaven", "Lehrer", "Martial und seine Dichtung" gegliedert. Hierbei werden verschiedene Übungsformen angeboten:
V. Arbeitsmöglichkeiten mit der CD-ROM 1. Die hauptsächliche Anwendungsform unserer CD-ROM besteht darin, dass sich die Schüler in einen Teil des Rundgangs selbstständig einarbeiten und dann die auf der CD befindlichen Tests bearbeiten. Dabei kann man z. B. themenorientiert arbeiten ("Sklaverei", "Klienten", "Lehrer"). Die Kommentare bieten hierzu eine Reihe von Querverweisen. Auf diese Weise wird der Sachhorizont, der dem antiken Alltag zugrunde liegt, gesichert, gravierende inhaltliche Mißverständnisse können vermieden werden. Als Beispiel soll hier kurz das Thema ‚Straßenleben‘ vorgestellt werden: Unter Zuhilfenahme der Übersetzung und der Kommentare soll der Schüler die Trans Tiberim Seiten (I bis IV) kursorisch durcharbeiten. Dies kann in themengleicher oder thematisch differenzierter Einzel- oder Partnerarbeit, gelenkt durch Arbeitsaufgaben geschehen. Solche Arbeitsaufgaben können sein:
In diesem Zusammenhang bietet sich ebenfalls die Bearbeitung ausgewählter Textpassagen unter sprachlich-stilistischen, inhaltlichen und metrischen Gesichtspunkten an. Will man auf den Einsatz der Übersetzung im Unterricht verzichten, um die Übersetzungsfähigkeit gezielt zu fördern, so kann man mit Laptop und Beamer im Klassenzimmer arbeiten. Auf diese Weise kontrolliert der Lehrer im Lehrer-Schüler-Gespräch, welche Fenster geöffnet werden. Andererseits haben wir beim ‚unbeschränkten‘ Zugang zu diesen Fenstern in der Situation des Computerraums festgestellt, dass z. B. bei leichteren Gedichten die Schüler nicht von vornherein auf die Übersetzung zurückgreifen, sondern sich mit den Worterklärungen begnügen. 2. Als weitere Verfahrensweise soll auf die Arbeit mit Suchsystemen hingewiesen werden. Hier eröffnet das Medium Computer Möglichkeiten textorientierter Arbeit, die mit dem Medium Buch im Unterricht nicht ohne weiteres geleistet werden können. Beispiel 1: Arbeit mit der ‚Suchroutine‘ Die in die CD-ROM integrierte Suche enthält das gesamte Wortmaterial der CD-ROM. Mit Hilfe dieser Suchroutine erfährt der Schüler, an welcher Stelle ein Thema in den Übersetzungen, Wörterlisten, Kommentaren vorkommt. Beispiel 2: Komplexeres Suchen, verbunden mit Aufgaben zum Kontext Ferner werden die Schüler mit den "komfortableren" Suchmöglichkeiten des Computers vertraut gemacht, um beispielsweise herauszufinden, mit welchen Adjektiven und ähnlichen Kurzcharakteristiken der Begriff des "Klienten" bei Martial verbunden wird. Dem Schüler wird bei der Bearbeitung klar, dass ‚intelligentes‘ Suchen schon mit dem ersten Buchstaben beginnt und dass er auch die Formenlehre beherrschen muss. Bei der Eingabe "Klient" erhält er nur die Übersetzungen und Kommentare der auf der CD ausdrücklich behandelten Epigramme, nicht die lateinischen Belege wie z. B. "cliens". Also wählt der Bearbeiter den Weg einer hintereinandergeschalteten Windows- und Word-Suche:
Hier erhält der Schüler neben vielen Materialien, die auf der CD-ROM enthalten sind, Zugang zu den Büchern, die die Belegstellen des Lemmas ‚cliens" enthalten. Zur Auffindung der konkreten Textstelle benutzt er die Word-Suche innerhalb der im Format .rtf gespeicherten Bücher (Eingabe clien) und erhält lohnende Ergebnisse, die die Grundlage für die weitere konzentrierte Textarbeit darstellen. Im Einzelnen ergibt die Suche folgende Ergebnisse:
Insgesamt demonstriert dieses Beispiel, dass der Schüler in selbstständiger Arbeit und unmittelbar am Text kulturgeschichtlich Wichtiges herausarbeiten kann. Auf diese oder ähnliche Weise lassen sich interessante Themenstellungen für Facharbeiten oder Referate finden, und zwar gerade solche, die der Schüler nicht schon im Internet entdecken kann. Für unbedingt wichtig halten wir, dass sprachliche Aufgaben nicht isoliert in Auftrag gegeben werden, sondern dass der Schüler das reichlich beigegebene Kommentar-Material heranzieht, um in angemessener Weise vielfältige inhaltliche Aspekte Martial-Lektüre herauszuarbeiten. VI. Erfahrungen beim Einsatz in der Unterrichtspraxis 1. Martial-Epigramme aus dem Rundgang und thematisch verwandte Epigramme aus dem Testmaterial Die für den ‚Rundgang‘ ausgewählten Gedichte sollen dem ‚Einlesen‘
dienen. Je nach den Unterrichtsvoraussetzungen ist eine unterschiedliche
Intensität der sprachlichen Analyse denkbar; nicht in jedem Fall wird
man die Epigramme vollständig übersetzen lassen. Die Tests können und
wollen nicht an die Stelle einer benoteten Leistungsmessung treten und
wurden im Vorfeld der Leistungsmessung mit guten Erfahrungen als
Übungsmaterial benutzt. Als günstig wurde die Vielfalt der Formen und
der Schwierigkeitsgrade sowie die dadurch ermöglichte
Individualisierung und Differenzierung empfunden. Als vorteilhaft erwies
sich ebenfalls, dass der Schüler bei jeder unrichtigen Lösung eine
klare Auskunft über die Art seines Fehlers bekommt. Es bieten sich etwa
die folgenden Kopplungen an:
2. Rundgang unter dem Aspekt "Rom" Eine naheliegende Einsatzmöglichkeit der CD-ROM ergibt sich etwa bei der Vorbereitung einer Romfahrt. Hier tritt das sprachliche Element zugunsten des topographisch- kulturgeschichtlichen zurück. Gleiches gilt für einen Einsatz im Fach Geschichte unter dem Aspekt "Leben im alten Rom". 3. Intelligentes Suchen Durch die neuen Informationsmedien haben sich die wissenschaftlichen Recherchetechniken wesentlich gewandelt. Schüler vertrauen erfahrungsgemäß zu sehr auf das Suchen über das Eingeben von Begriffen in Suchmaschinen, wobei die Ergebnisse vielfach verblüffend sind (z. B. bei "google"). Die Suche ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn die einzugebenden Begriffe zwingend und eindeutig sind. Grundsätzlich jedoch garantieren systematische Überlegungen darüber, an welcher Stelle das Gesuchte zu erwarten ist, bessere Suchergebnisse. Die ROM-CD-ROM kann erfolgreich dazu benützt werden, die Schüler mit den Bedingungen intelligenten Suchens vertraut zu machen. Eine gewisse Schwäche besteht allerdings darin, dass die Ordnungsnummer des Epigramms (z.B. XII 18) in dem durch das Suchsystem angegebenen Seitennamen (z.B. "Subura VI") nicht enthalten ist und auf dem Umweg z. B. über den Kommentar gefunden werden muss. Auch die u-Schreibung ist für Schüler gerade beim Suchen etwas gewöhnungsbedürftig. Folgende Beispiele entstammen einer Unterrichtsstunde im Leistungskurs Latein der 12. Jahrgangsstufe:
Zusätzlich wurde (in der 11. Klasse und im Leistungskurs) mit Suchaufgaben gearbeitet, die sich auf die Gesamtheit der Martialgedichte richten und darüber hinaus die Notwendigkeit aufzeigen, sprachliche "Doppelgänger" auszuschalten; dabei war wichtig, über das reine Suchen hinaus sprachliche und kulturgeschichtliche Beobachtungen zu ermöglichen. Ein Beispiel: "Wo spricht Martial von "ludus" in der Bedeutung "Schule" ,und was fällt dabei auf?" Die hintereinandergeschaltete Windows-Suche (lud) und Word-Suche (<[Ll]ud[uio][!t]) fiel den Schülern nicht allzu schwer. Ausgeschaltet werden mussten die Formen von ludere (häufig, v. a. in der Form ludit). Hinzu kam noch die (nicht mit dem Computer zu leistende) Abgrenzung gegenüber den Stellen, an denen ludus das Spiel im Amphitheater meint. Das Ergebnis: ludus für "Schule" kommt bei Martial nur in der Verbindung ludi magister vor, und zwar ausschließlich in dieser Wortstellung: Plural ludi magistri in XII 57,5 (in Trans Tiberim III als frühmorgendliche Krachmacher), Anrede an den lärmenden Lehrer ludi scelerate magister (IX 68,1 = Esquilin I), ludi magister als Anrede an den Prügler (X 62,1 = Esquilin III), schließlich, außerhalb der auf der CD behandelten Epigramme, nur noch ludive magister in VII 64,7, und zwar wieder in einem wenig schmeichelhaften Zusammenhang. 4. CD-ROM als Grundlage für Referate und Facharbeiten Als Stärke der CD-ROM wurde die reiche Sachinformation und die Möglichkeit zum individuellen Weiterarbeiten empfunden. Vor diesem Hintergrund wurden verschiedene Referate im Leistungskurs vergeben: "Essen und Trinken bei Martial" und "Gesellschaftssatire bei Martial: Der Klient". Das Auffinden des Stoffes wird durch die im Materialteil der CD enthaltene Themenübersicht erleichtert (htm\martial\Martial, Themen und htm\martial\Martial, Themen 1). Eine Facharbeit, bei der auch die CD herangezogen wird, hat das Thema: "Straßenverkehr in Rom und den Städten des römischen Reiches". Ein Referat kann jedoch auch über das Fach hinausweisen, so z. B. beim Thema "Welche Möglichkeiten gibt es, mit Unterstützung eines normalen Schreibprogramms das Lesen der Martialgedichte vorzubereiten?". Die ROM-CD-ROM ist unter folgender Bestelladresse erhältlich: Rudolf-Diesel-Gymnasium Augsburg, Peterhofstr. 9, 86163 Augsburg (Tel. 0821/32418530, Fax 0821/32418535, e-mail rdg@a-city.de). Der Preis: 10 € zuzüglich Porto. Systemvoraussetzungen: ab Pentium 166, Bildschirmauflösung 1024x768, Soundkarte; Installation im Netz eines Schul-Computerraums ist möglich.
Dr. Jakob Gaßner, Peter Krauß Rudolf-Diesel-Gymnasium Augsburg Peterhofstr. 9 86163 Augsburg Peter Kosak Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 80327 München
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