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               Pegasus 1 / 2003 

Dieter Geißendörfer

Die Frauenkohorte. Theaterstück der Klasse 6a des Friedrich-Alexander-Gymnasiums Neustadt/Aisch

 

Pegasus 3 / 2002 

Felix  Mundt

Wie man die Bakchen tanzen lässt. Bühnenmusik zu Euripides


Pegasus 2 / 2002

Dr. Jakob Gaßner, Peter Krauß, Peter Kosak:

Rom und Martial. Neue Formen multimedialer Lektüre

Edgar Frank:  

Sprachlicher Philosophiekurs oder philosophischer Sprachkurs. Ein Versuch, Sprache und Inhalte zu integrieren.


Pegasus 1 / 2002

Rainer Glückert - Helmut Winter:  

Nunnulla Herculis facta, oder: Lässt sich Latein sinnvoll mit den neuen Medien kombinieren?

 

Dr. Alfred Sonnenfeld (Berlin): 

Das Argument des Sokrates, in: Deutsches Ärzteblatt 99, Heft 5 vom 01.02.02, Seite A-271

 http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=30269

 

Ein kleines Beispiel für eine Übung zur Einführung der Präpositionen finden Sie hier:

Gerne nimmt die Pegasus- Redaktion Ihre Anregungen und Wünsche auf und stellt sie zur allgemeinen Diskussion.

Willkommen sind ferner Unterrichtsvorschläge, Stundenentwürfe oder -sequenzen, die auf diese Weise einem breiten Publikum vorgestellt werden können.

 

 

Rainer Glückert - Helmut Winter

Nunnulla Herculis facta,  oder: Lässt sich Latein sinnvoll mit den neuen Medien kombinieren?

Bericht über einen Versuch.

Wie kommt man als Lateinlehrer auf die Idee, beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen eine Powerpoint-Präsentation über die Taten des Herkules einzureichen? Offen gesagt: zunächst überhaupt nicht. Um aber auch andere Fachkollegen/innen zu ermuntern, sich in solch ein Abenteuer zu stürzen, soll hier über die Genese, die Arbeitsweisen, die Schwierigkeiten und die neuen Erfahrungen während des Projektes berichtet werden. Das Projekt wurde im Juni 2001 beim Sprachenfest in Konstanz, dem Finale des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen, für den besten Einsatz neuer Medien ausgezeichnet.

I. Lateinischer Text und Gestaltung der Abenteuer (Rainer Glückert)

A) Themenfindung

Schon des Öfteren hatte ich mit Schülern die Herkules-Kapitel der Roma BI (Stück 61-64) behandelt und dabei die Abbildungen von vier Abenteuern auf griechischen Briefmarken, die in diesem Unterrichtswerk auf Seite 135 zu sehen sind - Kampf mit dem Nemaeischen Löwen, den Stymphalischen Vögeln, der Lernaeischen Hydra und dem Kerberos -, besprochen. Doch im letzten Jahr ließ sich ein Schüler davon derartig inspirieren, dass er noch während des Unterrichts damit begann, aus Knetmasse den Kampf des Herkules mit der Hydra darzustellen. Diese spontane Arbeit war so gelungen, dass wir sie auf einem Foto festhielten.

Zwei Wochen später sollte die Klasse für den Tag der offenen Tür einen Beitrag leisten. Parallel zur bekannten EXPO 2000 in Hannover gestaltete die Klasse 7a des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums Frankfurt/Main eine "EXPOsitio2000", wobei die Schüler/innen in freigewählter Technik irgendein Abenteuer des Herkules darstellen sollten. Den Abenteuern wurden Einführungen in lateinischer Sprache vorangestellt, um den engen Bezug zum Lateinunterricht deutlich zu machen. Diese Arbeiten sind noch heute samt deutscher Übersetzung in der Home-Page unserer Schule (www.hvgg.de unter der Rubrik: "Projekte Hercules I.") zu sehen. Das größte Interesse aller Schüler und Eltern rief aber die Gestaltung der "Äpfel der Hesperiden" in einer Powerpoint-Präsentation dreier Schüler hervor, die die lateinischen Texte mit Clipartfiguren und unterlegter Musik zu einer Art Film werden ließen. In diesem Moment war die Idee geboren, die übrigen Herkulesabenteuer unserer EXPOsitio in dieses Medium umzusetzen.

2) Veränderungen im Verhältnis der Schüler/innen und der beteiligten Lehrer untereinander während der Realisierung des Projekts

Offen sei zugegeben, dass wir alle die umfangreichen Arbeiten und technischen Probleme unterschätzt hatten, die das Projekt, das von Anfang an als Kombination von Latein und Informatik konzipiert war und somit etwas Neues darstellen sollte, mit sich bringen würde. Doch gerade diese Schwierigkeiten und Probleme erwiesen sich als äußerst fruchtbar. Bei deren Lösung hat sich die bisher übliche Rolle des Lateinlehrers gewandelt: Im Rahmen einer ungemein kollegialen Zusammenarbeit mit den Schülern entwickelte sich der sonst Lehrende zum Lernenden. Ferner wurden die Rollenklischees von Jungen und Mädchen aufgebrochen, da auch die Mädchen erhebliches technisches Wissen einbringen konnten. Diese Prozesse, die von der modernen Didaktik gewünscht sind, haben zu einem veränderten Sozialverhalten der Schüler/innen untereinander geführt, das die beiden beteiligten Lehrer in dieser Form nicht für möglich gehalten hätten.

C) Vorbereitende Schritte und technische Probleme während der Realisierung des Projektes

Doch nun zu den entscheidenden Schritten bei der Verwirklichung unseres Projektes, das wie immer unter schulischem Zeitdruck leiden musste. Acht Szenen aus dem Leben des Herkules mußten neu gestaltet werden. Dazu wurden acht Arbeitsgruppen gebildet mit der Vorgabe, dass bereits ein Mitglied jeder Gruppe über Vorerfahrung mit einer Powerpoint-Präsentation verfügt, um die Binnenarbeit steuern zu können. Nachdem die Abenteuer den einzelnen Gruppen zugewiesen waren, zeichneten die Schüler eine Art Drehbuch mit 5-7 Bildern, die dann später animiert werden sollten. Parallel zu diesen Zeichnungen schrieben die Gruppen selbstständig kurze deutsche Texte, die die Geschehnisse erläutern sollten. Viele Textentwürfe waren so kompliziert formuliert, dass es unmöglich für diese Klassenstufe gewesen wäre, sie ins Lateinische zu übertragen. Ich machte deutsche Vereinfachungsvorschläge, mit denen sich die einzelnen Gruppen auseinander setzen mußten, weiterhin gab ich Vokabelhilfen, sodass dann alle Beteiligten als Hausaufgaben ihr "Textbuch" ins Lateinische zu übertragen hatten. Die Fehler dieser Entwürfe habe ich nicht einfach verbessert, sondern nur als Fehler markiert und Hinweise zu deren Verbesserung gegeben. Diese vorbereitenden Arbeiten nahmen, je nach Gruppe, 3 bis 5 Stunden in Anspruch. Die Umsetzungsarbeiten am PC mussten natürlich in großem Umfang nachmittags zu Hause erledigt werden. Nach etwa einer Woche brachten die Gruppen ihre bisherigen Ergebnisse, die sich natürlich in der Qualität sehr unterschieden, mit in den Unterricht und wurden auf Laptops gezeigt.

Jetzt setzte ein ungeahnter Informationsaustausch unter den Schülern/innen ein, da jeder von den besten Ideen und schönsten Gestaltungen lernen und sein eigenes Produkt verbessern wollte. Es zeigte sich, dass die Mädchen keineswegs den Jungen bei der Animation der Szenen unterlegen waren, wie einige Jungen etwas erstaunt bemerkten. Am besten ging natürlich der Informationsfluss innerhalb der acht Arbeitsgruppen vonstatten, sodass auch Beteiligte ohne vorherige Kenntnisse mit diesem Medium vertraut wurden. Da ich mich selbst außer Konkurrenz mit einem Abenteuer an den Arbeiten beteiligte und meine Produkte zeigte, wurden mir alle möglichen Hilfen und Informationen gegeben, sodass ich regelrecht "unterrichtet" wurde. Die Animationen der einzelnen Szenen wurden in der allgemeinen Euphorie gegenüber den ursprünglichen Plänen immer wieder geändert, mit der Folge, dass auch die lateinischen Texte angepasst werden mussten. Dadurch konnte auch die Gefahr, dass der PC zum "Alleinherrscher" würde, gebannt werden. Nach etwa zwei Wochen, in denen manchmal auch "normaler" Unterricht gehalten wurde - wegen der in Hessen erforderlichen Vergleichsarbeit aller 8. Klassen musste ein Auseinanderdriften im Lernstoff unbedingt vermieden werden - , hatten die Arbeitsgruppen ihre Szenen auf Disketten abgespeichert. Der Lateinlehrer war ab jetzt zum Statisten geworden, der den Rest der Arbeiten nur mit guten Wünschen begleiten konnte.

Einige Schüler, die sich schon erstaunliches Wissen in Präsentationsarbeiten erworben hatten, speicherten die neun Abenteuer auf einer CD-ROM und besserten alle Fehler, die bisher unentdeckt waren, aus. Bei diesen Arbeiten holten sie sich häufig Rat bei ihrem Mathematiklehrer, der glücklicherweise auch die Informatik leitet. Bei der Betrachtung der bisherigen CD-Rom wurde das Fehlen einer musikalischen Untermalung und gesprochener Texte bemängelt. Aber sofort war eine ausreichende Anzahl von Jungen und Mädchen bereit, die lateinischen Einleitungstexte zu sprechen. Nach einigen Übungen wurden diese Texte - natürlich außerhalb der Schulzeit - aufgenommen, sodass sie an einem gesonderten Projekttag der "Freaks" mit dem Informatiklehrer den geschriebenen Texten samt Musik unterlegt werden konnten. Der allerletzte Schliff mit Auto-Start oblag schließlich dem Fachmann.

D) Fazit des Lateinlehrers

Auf die Auswirkungen dieser fachübergreifenden Arbeit auf das Verhältnis der Schüler/innen und Lehrer untereinander ist schon hingewiesen worden, auch die gestiegene Motivation für das Fach Latein, das sich auf diese Weise ganz anders als üblich darstellen konnte, sollte erwähnt werden. Wenn dem heutigen Unterricht auch die Aufgabe zufällt, fachübergreifend und fächerverbindend zu arbeiten, in die neuen Medien einzuführen und die Schüler/innen mit deren Anwendung vertraut zu machen, und sie weiterhin befähigen soll, die eigenen Arbeiten einem größeren Publikum zu präsentieren, scheint mir der oben skizzierte Versuch eine gangbare Möglichkeit zur Verwirklichung dieser Ziele zu sein.

II. Informatischer Teil des Projekts (Helmut Winter)

Da die Schüler mit PowerPoint einigermaßen vertraut waren und durch die Arbeit mit dem Programm ihre Kenntnisse erweiterten, war der Rat des Informatiklehrers nur bei einigen Situationen gefragt, die weit außerhalb des Erfahrungsbereiches eines Achtklässlers liegen.

1) Gesprochene Texte

Zunächst bestand die Präsentation nur aus "stummen" Folien, denen man mit einer parallel ablaufenden CD zu einer Hintergrundmusik verhalf. Dann entstand die Idee, Textpassagen doch vorzulesen und dabei aufzunehmen. Die Aufnahmen wurden mit einem Kassettenrecorder gemacht und mir zur weiteren Bearbeitung überlassen. Mit Hilfe der Soundkarte und dem Programm "CoolEdit" digitalisierte ich die Sprechstücke, glich die Lautstärke an und speicherte sie als Wave-Dateien ab. Diese Dateien wurden dann von den Schülern in das PowerPoint-Projekt eingebunden.

2) Hintergrundmusik

Die von den Schülern ausgewählte Musik war auf einer CD des Spieles "Age of Empires" enthalten. Der Versuch, die Musik als Wave-Datei im Hintergrund der PowerPoint-Präsentation ablaufen zu lassen, scheiterte an der Größe der Wave-Datei (über 600 MB) und an der Überlastung des Prozessors durch die Datenflut bei der Präsentation. Darüber hinaus musste die Musik so abgestimmt sein, dass die Szenen verschieden lang ohne musikalischen Themenwechsel betrachtet werden konnten. Daher kamen nur Midi-Dateien (wegen der Dateigröße) als Schleifen (wegen der unbegrenzten Abspieldauer) in Frage. Solche Midi-Loops werden bei den Computerspielen eingesetzt, wofür man im Internet ein reiches Angebot findet. So war auch unsere Suche nach einer Midi-Version der Themen aus "Ages of Empires" erfolgreich. Jede Szene bekam ihre Midi-Datei (ca. 20 KB), und diese war als Endlosschleife in die Szene über mehrere Folien eingebunden.

3) Autorun-CD

Die PowerPoint-Präsentation lief anfangs nur auf Rechnern, auf denen das lizenzpflichtige und teure MS-Programm PowerPoint installiert war. Hier wies ich die Schüler auf den PowerPoint-Viewer hin, der kostenlos von Microsoft zur Verfügung gestellt wurde. Dieser sollte zunächst mit auf die CD gebrannt werden, damit der Betrachter zuerst den Viewer installieren konnte, um sich anschließend die Präsentation anzusehen. Eine praktikable aber keinesfalls komfortable Lösung. Die Schüler waren an einer selbstanlaufenden CD interessiert, wie man sie von vielen anderen Multimediawerken kennt. Also suchte ich im Internet nach einer Möglichkeit, den Viewer auf eine CD zu bringen, sodass die CD beim Einlegen den Viewer von der CD startet und damit die Präsentation zeigten kann. Auf einer amerikanischen Website fand ich dann die entscheidenden Tipps. Ich druckte den Inhalt aus und gab ihn (in Englisch) meinen Latein-Schülern. Bis auf einige Detailfragen gelang es ihnen, der Anweisung zu folgen. Mit einer letzten Hilfestellung meinerseits war auch dieses Problem dann beseitigt. (Die URL der Site kann ich nicht angeben, denn leider existiert sie nicht mehr. Die Autorin verkauft statt dessen jetzt ein Programm, das PowerPoint-Projekte und Viewer auf eine Autorun-CD bringt.)

Auf diese Weise hatte die CD einen Status erreicht, der den Vorstellungen der Schüler entsprach und sie zufrieden stellte. Die Schüler hatten ihrerseits in einem fachübergreifenden Zusammenhang ihre Kompetenzen im Bereich multimedialer Präsentation verbessert und zugleich dem Umgang mit dem Computer vertieft.

Rainer Glückert/Helmut Winter, Heinrich-von-Gagern-Gymnasium Frankfurt am Main, Am Tiergarten 6-8, 60316 Frankfurt,

URL: http://www.hvgg.de


Edgar Frank: 

Sprachlicher Philosophiekurs oder philosophischer Sprachkurs. Ein Versuch, Sprache und Inhalte zu integrieren.

Nur jedes 100. Gymnasium in Deutschland bietet noch Griechisch als Hauptfach an, und allzu wenige Schüler erreichen das Ziel, im Rahmen eines Grund- oder Leistungskurses anspruchsvolle Originaltexte wie Homer, Platon oder Sophokles zu lesen. Dennoch werden Inhalte aus dem Bereich der griechischen Antike weiterhin lebhaft rezipiert, man denke nur an die häufigen Inszenierungen der drei Tragiker gerade in den letzten Jahren oder an die hunderttausendfach besuchte Ausstellung zur griechischen Klassik in Berlin. In dieser Situation liegt es nahe, das aufwendige Erlernen der griechischen Sprache als Zeitverlust anzusehen und sich auf die rein inhaltliche Vermittlung der antiken Kultur zu beschränken. Das muss jeder bedauern, der erfahren hat, wie nackt und unansehnlich die Inhalte ohne das sprachliche Kleid dastehen, wie gewaltsam gerade im Griechischen die Abtrennung des Begriffs vom Gehalt wirkt. Aus diesen Überlegungen heraus ist die vorliegende Lernsequenz Philosophischer Sprachkurs entstanden: Unter Verzicht auf Vollständigkeit im Erlernen von Wortschatz und grammatischer Struktur sollen Inhalte und Sprache zugleich vermittelt werden.

In einem flexiblen Schulsystem könnte ein derartiger Kurs, eventuell erweitert durch Anschlusskurse mit Schwerpunkt Politik, Geschichte, Literatur, angeboten und mit einer gewissen Verbindlichkeit als Grundlagenvermittlung durchgeführt werden. In der gegenwärtigen Bildungslandschaft bleibt nur das Angebot am Rande und neben der Schule, beispielsweise in privaten Zirkeln oder an Bildungsinstitutionen wie der Volkshochschule. Der Philosophische Sprachkurs wurde in folgenden Situationen realisiert: an einer ländlichen Volkshochschule, in einem privaten Kreis, dessen Mitglieder Teilnehmer eines Leistungskurses Physik waren, und mit zwei gemischten Gruppen aus Lehrern und Schülern einer gymnasialen Oberstufe. Auch bei letzteren war die Teilnahme freiwillig. Die Verbindung zum Schulsystem beschränkte sich auf eine Zeugnisbemerkung. Die Interessen der Teilnehmer waren höchst unterschiedlich, sie reichten von einer vagen Vorstellung von Allgemeinbildung bis zu ganz gezielten Interessen an philosophisch-naturwissenschaftlichen und sprachlichen Phänomenen. Die Anfangsmotivation konnte durch die Gegenstände, aber auch durch zusätzliche Aktualitätsbezüge aufrechterhalten werden. Theaterbesuche (Euripides´ Alkestis und Hekabe), Verweise auf Heideggers "Sein des Seins" bei der Behandlung des Parmenides, Einbeziehung von Texten aus der deutschen Literatur, in denen Erscheinungen der griechischen Klassik konstitutiv sind, halfen, das Interesse wachzuhalten.

Da der Kurs frei von Leistungserhebungen war, können über seinen Erfolg nur Eindrücke wiedergegeben werden. Der intensivste (private) Kurs führte zu einer sprachlichen Kompetenz, die es erlaubte, leichtere Originaltexte mit Hilfe von Lexikon und Grammatik selbstständig zu verstehen. Voraussetzung für diesen Erfolg war das Ziel der Kursteilnehmer, das Graecum zu erwerben. In den anderen Kursen blieb es bei Einblicken in Wortschatz und grammatikalisches System. Grundbegriffe aus dem Gebiet der griechischen Philosophie, auch im griechischen Sprachkleid, haben sich alle Kursteilnehmer angeeignet. Wieweit die Kursteilnehmer Anregungen erhielten, sich mit der Materie weiter auseinanderzusetzen, kann man allenfalls aus der Intensität erschließen, mit der sie philosophische Fragen diskutierten. Und in dieser Hinsicht ist der Kursleiter auf Grund seiner Erfahrungen zuversichtlich.

Der Kurs

Werbende Einführung

Sie würden gerne Altgriechisch lernen, wissen aber, wie viel Mühe das exakte Erlernen dieser Sprache in der Schule kostet, wie endlos die Zahl der unregelmäßigen Verben erscheint. Und ein Blick auf die Konjugationstabellen lässt den Mut vollends sinken.

Hinter Ihrem Interesse an der Sprache steht vermutlich der Wunsch, tiefer in Bereiche der antiken Kultur einzudringen. Natürlich führt ein Text in der Originalsprache näher an die Sache heran, im Ästhetischen macht das der besondere Klang der originalen Sprache, im Gedanklichen die ganz andere Plastizität einer sonst abstrakten Aussage. Kann man die Mühen des Spracherwerbs mindern, ohne die Qualität der Kulturrezeption zu beeinträchtigen?

Ein denkbarer Weg, kulturelle Informationen und sprachliche Strukturen in enger Verflechtung zu einem integrierten Lernprozess zu verbinden, müsste so gegangen werden, dass sich zu jedem Gegenstand der ihm gemäße Wortschatz und die dazugehörige grammatische Struktur finden. Parmenides, dessen Gedanken um das Seiende und das Sein kreisen, verlangt den Infinitiv und das Partizip des Hilfsverbs. Bei jedem Philosophen stehen Begriffe im Zentrum, vermutlich auch spezifische sprachliche Strukturen. Unser Kurs würde dann so verlaufen, dass bei jedem neuen Thema die dafür notwendige Grammatik und der passende Wortschatz, sozusagen als Schlüssel zum Verständnis, eingeführt werden.

"Aber das geht doch nicht!" wird der methodisch vorgehende Sprachlehrer einwenden. Er ist es nämlich gewohnt, sein Material nach den Bedürfnissen der Systemgrammatik auszusuchen, und nicht umgekehrt. Aber wir können bei einem philosophischen Sprachkurs bzw. sprachlichen Philosophiekurs Entstehung und Entfaltung der Gedankenwelt der griechischen Philosophie nicht nach den Bedürfnissen der Grammatik zerstückeln, den Endpunkt an den Beginn stellen und die einfachen Anfänge etwa eines Thales an das Ende platzieren, weil die Deklination des griechischen Wortes für Wasser im Sprachkurs so spät auftaucht. Also muss sich die Sprache der Philosophiegeschichte unterordnen.

Es kommt darauf an, welchen Grad der Sprachkenntnisse Sie als Kursteilnehmer anstreben. Sind Sie mit einer Minimalgrammatik ohne Anspruch auf Vollständigkeit zufrieden, reicht Ihnen ein ausgewählter Wortschatz, dann kann man den Gang durch die griechische Philosophie mit einem Sprachkurs verflechten, der zwar nicht lückenlos ist, aber doch auch eine gewisse Systematik aufweist. Sie können sich auf der beigefügten Kursübersicht davon überzeugen. Neben den fest eingebauten Spracherscheinungen tauchen bei der konkreten Arbeit nebenher gewiss immer wieder andere auf, die nicht eigens thematisiert werden. Sie werden bei unserer Arbeit nur peripher wahrgenommen. (Aber: nach der Theorie des peripheren Lernens bleiben oft gerade solche Randerscheinungen im Gedächtnis haften.)

Der Kurs lässt sich in knapp 15 Doppelstunden durchführen. Davon gehen zwei oder mehr von der beschriebenen Systematik ab: Im Zwischenkurs wird an einfachen Bibeltexten rein sprachlich gearbeitet, um bestimmte sprachliche Erscheinungen zu festigen. Ziel des gesamten Kurses: ein Überblick über den Gang der griechischen Philosophie von Thales bis Aristoteles. (Einblicke in den Epikureismus und die Stoa können, wenn gewünscht, angeschlossen werden.) Die sprachliche Arbeit führt punktuell zu genaueren Kenntnissen auf dem Gebiet der Philosophie. Außerdem dürfte der Kursteilnehmer am Ende des Kurses in der Lage sein, mit Hilfe von Lexikon und Grammatiktabelle einen einfacheren griechischen Text zu übersetzen.

Mythos und Logos

Der Übergang von der mythischen zur (natur-) philosophischen Welterklärung

Leseübung am Beispiel eines griechischen Mythos: Alphabet

Vorinformation zu Thales als erstem Vertreter des Logos

Deklinationsmuster o( lo/goj( (ho logos)

Thales von Milet

Thales und seine Welt

Der Ursprung (a)rch/), arche des Seienden

lo/goj mu=qoj a)/nqrwpoj:logos, mythos, anthropos

 Akzentlehre (nach Andersch, Der Vater eines Mörders)

Deklinationsmuster h( a)rch/ (he arche)

Wörterliste aus der a-Deklination mit Deklinationsübungen

Die milesische Schule

Anaximenes und Anaximander

Ontologie und Naturwissenschaft

Deklination to\ a)/peiron: (to apeiron)

Adektive der a-Deklination Wörterliste

Text: Beginn des Johannesevangeliums

Der Begriff Logos (Einführung)

Heraklit von Ephesos

Der Kampf der Gegensätze als Prinzip alles Seienden - Die Rolle des Logos

Aktiv, Passiv am Muster a)/gein (agein) Liste von Verben

Arbeit an Originalsätzen Heraklits

Parmenides und Zenon

Die eleatische Schule Schein und Sein

Von der Nicht-Existenz des Nicht-Existierenden

Die Paradoxa Zenons

Präsens und Partizip des Hilfverbs

Arbeit an Originalsätzen des Parmenides

Die Funktion des Mediums am Beispiel fai/nesqai, bou/lesqai

(phainesthai, bouletai)

Pythagoras

Die Zahlen als Welt-Konstituenten

Wissenschaft, Musik, Mystik und Seelenwanderung

Text: Faust, Prolog im Himmel

Die Zahlen

Arbeit an Originalsätzen (Wiederholung und ansatzweise Bildung des Aorist)

Anaxagoras und Demokrit

Das mechanistische Weltbild Materialistische Vorstellungen und ihr Einwirken auf die Ethik Epikurs

Dritte Deklination anhand des Adjektivs pa=j pa=sa pa=n (pas, pasa, pan)

Deklinationsübungen in Verbindung mit Substantiven der o- und a- Deklination

Zwischenkurs

Arbeit am Johannesevangelium

1.1 - 1.11, 1.19 - 1.24

Wiederholung und Einübungen schon bekannter grammatischer Erscheinungen, insbesondere der 3. Deklination

Starker und schwacher Aorist (Indikativ und Konjunktiv)

Einteilung der Verben

Die Sophisten

Ethik im politischen Rahmen der Polis und erkenntnistheoretische Vorstellungen (Protagoras, Gorgias)

Eingangsszene von Platons Protagoras (einzelne Sätze im Original) Deklinationsbeispiel pai/deusij (paideusis)

Sokrates

Begründung der Ethik

Wahrheitsfindung im dialektischen Fortschreiten des Gesprächs

Dialogteil aus Platons Laches (einzelne Sätze im Original) Diverse Partikel

Zentrale Begriffe wie to\ a)gaqo/n, a)reth/, dialektikh\ te/cnh.

(to agathon, arete, dialektike techne)

Platon

Das wirklich Seiende und seine Erkenntnis:

Die Lehre von den Ideen

Etymologie des Wortes Idee Starker Aorist (Wiederholung und Ergänzung ) i))dei=n (idein) u.a.

Texte nach Interesse und Leistung der Teilnehmer

Aristoteles und die

Akademie

Form und Stoff

Logik

Wissenschaftsbetrieb

Deklination von ei=doj (eidos)

Die Kategorien im Original Texte wie oben

Der Kurs

Beispiel einer Unterrichtseinheit:

Pythagoras

Ziele dieser Unterrichtseinheit sind die Kenntnis der Zahlen von 1 - 10 und das Verständnis des folgenden Basistextes.

Als Einstieg bietet sich die Vorstellung der Sphärenharmonie an, wie sie in Goethes Faust in den drei Strophen zu Beginn des Prologs im Himmel aufscheint. der Kursleiter trägt sie vor oder lässt sie vortragen. In der Regel weiß der eine oder andere Kursteilnehmer über das antike Weltmodell Bescheid, so dass sich Genaueres im Gespräch erarbeiten lässt. Zusätzlich empfiehlt sich die Erwähnung des Lehrsatzes des Pythagoras, um in die Zahlenwelt einzusteigen.

Von hier aus ist der Schritt zum 5. Abschnitt des griechischen Textes (Sphärenharmonie) sinnvoll. Der Kursleiter erläutert den Zusammenhang zwischen Zahlenverhältnissen und Tonhöhe - sowohl bei der Saite als auch im Weltmodell, in welchem die Entfernungen der Sphären voneinander und ihre räumliche Ausdehnung für das harmonische Zusammenklingen konstituierend sind.

Im 3. und 4. Abschnitt wird deutlich, dass Zahlen und Zahlenverhältnisse für die Pythagoreer

die Weltkonstituenten sind. Der Begriff der arche ist den Kursteilnehmern bekannt. Auf Thales (Wasser) und Anaximenes (Luft), Heraklit (Feuer) kann zurückgegriffen werden. Wegen des weiteren Unterrichtsverlaufs (s. unten: quinta essentia) ist es sinnvoll, auf die vier Elemente des Empedokles hinzuweisen, eventuell in einem Exkurs auf diesen Philosophen näher einzugehen. Die Zahlen von 1-10 lassen sich hier am besten einordnen. Wie immer in dem Kurs benützen die Kursteilnehmer keine vorgefertigten Tabellen, sondern schreiben die Zahlen selbst auf, damit das Schreiben durch Übung flüssiger wird. Währenddessen lassen sich einige Hinweise auf die Zahlensymbolik einstreuen. Erhellend, was die Kraft der Zahlen im Bewusstsein der Pythagoreer betrifft, sind zwei Kuriositäten: Die Forderung nach einem 5. Element, der quinta essentia, aus der Tatsache heraus, dass es fünf gleichseitige Körper gibt. Dass der Zahl 10, dem Hauptträger des gesamtem Zahlensystems, nur 9 Sphären gegenüberstehen (Fixsterne, 5 Planeten, Sonne, Mond und Erde), konnte nicht akzeptiert werden. Man erfand eine 10., die Gegenerde. Auf die Deklination der Zahlen geht man am besten hier nicht ein, sondern begnügt sich mit dem Hinweis, dass die 3. Deklination Gegenstand der nächsten Unterrichtseinheit sein wird.

Der nächste Arbeitsschritt betrifft die ethischen und religiösen Vorstellungen. Hier referiert der Kursleiter am besten selbst über Lebensgestaltung der Epikureer, über ihre Vorstellung von Erziehung, Ihre Glaubensgrundsätze z. B. vom Weiterleben nach dem Tod und stellt heraus, dass im Unterschied zu den vorher behandelten Philosophen, die im Wesentlichen ontologisch orientiert sind, ein ethisches Konzept für die Lebensgestaltung angestrebt wurde. Im Anschluss daran können die ersten beiden Textabschnitte leichter verstanden werden. Der letzte Abschnitt kann Anlass zu einer kleinen Diskussion werden. Am Ende der Unterrichtseinheit steht wie immer eine Einübung der neuen sprachlichen Erscheinungen. Die Beherrschung der Zahlen wird angestrebt. Die griechische Text wird von den Kursteilnehmern nochmals gelesen und übersetzt.

Edgar Frank

An der Loisach 5a

82515 Wolfratshausen

e-mail: literaturbuero-edgar.frank@t-online.de

 


Dr. Jakob Gaßner, Peter Krauß, Peter Kosak

Rom und Martial. Neue Formen multimedialer Lektüre

Obwohl sehr viel von den ‚Neuen Medien‘ gesprochen wird, scheinen sie ihren Platz im altsprachlichen Unterricht noch nicht überzeugend gefunden zu haben. Sie begegnen häufig dem Vorbehalt, zu sehr den ‚Spaßfaktor‘ und zu wenig den Aspekt des ernsthaften, zielgerichteten Arbeitens zu betonen. Im Folgenden soll ein Projekt vorgestellt werden, das den Einsatz elektronischer Medien in den Dienst des lateinischen Lektüreunterrichts stellt, um die Arbeit an den lateinischen Originaltexten inhaltlich und methodisch noch vielfältiger gestalten zu können.

I. Allgemeine Vorteile des Mediums CD-ROM im Lateinunterricht

Das Projekt der Herstellung einer Rom-CD-ROM mit Martialtexten, das in den Schuljahren 1999/2000 und 2000/2001 am Rudolf-Diesel-Gymnasium Augsburg durchgeführt und durch das InfoSCHUL II-Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert wurde, kann unserer Meinung nach spezifische Vorteile des Mediums CD-ROM gegenüber dem herkömmlichen Medium Buch deutlich machen:

  • Die bei neueren Publikationen für die Lektürephase des Lateinunterrichts geläufigen Streitfragen "Viel Text oder überschaubarer Text?", "Wie viel Illustration?", "Wie viel Haupttext und wie viele erläuternde Texte?" können elegant gelöst werden: Vom Text des behandelten Autors wird jeweils nur der Teil sichtbar, der angeklickt wird. Gleichwohl sind die im Augenblick nicht benötigten Texte auf der CD-ROM vorhanden. Somit kann beim Schüler erfolgreich der oft abschreckende Eindruck der Überfülle vermieden werden. Außerdem können reichhaltige Kommentierungen gegeben werden, ohne dass sie sich optisch vordrängen; auch hier wird nur das jeweils durch Anklicken Benötigte sichtbar. Text, Bild und sogar Ton (vorgelesene Gedichte) können in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden. Antike wird schon hier anschaulich und lebendig.
  • Mit Hilfe des neuen Mediums CD-ROM können der Eigenanteil der Schülerarbeit deutlich erhöht und die Teamarbeit gefördert werden.
  • Schulische Innovation durch neue Unterrichtsmittel auf elektronischer Basis ist wesentlich schneller und mit geringerem Kostenaufwand möglich als beim Buchmedium. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass alle lateinischen Schulautoren bereits in einer relativ guten Qualität im Internet vorhanden sind.
  • Die Durchführung eines solchen Projekts zwingt zur innovativen Teamarbeit: So wurde die CD-ROM in einem Team von fünf Lateinlehrern produziert, zahlreiche Schüler waren an den Programmierungsarbeiten, der praktischen Überprüfung der Materialien und der Erarbeitung von Übungsteilen beteiligt.
  • Diese Form der Teamarbeit ermöglichte es, die Schwerpunkte und Stärken der verschiedenen Beteiligten zu berücksichtigen und produktiv zu nutzen (Erarbeitung der Gesamtkonzeption, Auswahl und Überprüfung der Texte, graphische Gestaltung, Programmierung, Kommentierung).
  • Solche Projekte sind auch an ganz ‚normalen‘ Schulen möglich. Das Rudolf-Diesel-Gymnasium hat keineswegs einen besonderen Latein-Schwerpunkt und bietet Latein, wie viele andere Gymnasien auch, als zweite Fremdsprache an.
  • Schule wird durch solche Projekte zum ‚Bildungsproduzenten‘, Schul- und natürlich auch Fachprofil werden geschärft. Die gemeinsame Arbeit gibt neue Anstöße für den Unterricht, erzeugt mehr Zusammenhalt nach innen und setzt Impulse für die Wirkung nach außen.

II. Didaktische und methodische Überlegungen

Bei unserem Projekt hatten wir ein zweifaches Ziel im Auge:

Wir wollten

1. den Schülern das antike Rom näher bringen,

2. reichere Möglichkeiten für die Martiallektüre eröffnen. Mittlerweile ist die Martiallektüre in den Lehrplänen und auch im (bayerischen) Abitur fest verankert. Dennoch ist die Zahl der zur Verfügung stehenden Schulausgaben relativ klein.

Ausgangsüberlegungen

1. Die Thematik ‚Rom‘ wurde ausgewählt, weil sie eine geographische Führungslinie erlaubt, die durch die multimediale Technik besonders gut veranschaulicht werden kann. Zudem konnte auch die schon in der zuvor an unserer Schule erarbeiteten CD-ROM ambulatio electronica Pompeiana angewandte Technik der 360o-Bilder aufgegriffen werden. Ebenso lässt sich der Dichter Martial sehr gut mit der Rom-Thematik verbinden, weil sich seine Gedichte durch die genaue Beobachtung der Stadt auszeichnen: Dabei geht es nicht nur um bestimmte Örtlichkeiten, sondern vor allem um die Menschen in ihrer alltäglichen Umgebung. Martial weist ja mit Nachdruck darauf hin, dass er nicht von Mythen, sondern von Menschen handele: Non hic Centauros, non Gorgonas Harpyiasque / invenies: hominem pagina nostra sapit (X 4, 17 f.).

2. Kriterien für die Auswahl der Epigramme:

  • Es soll möglich sein, eine Führungslinie durch Rom inhaltlich abzudecken. Neben topographisch fixierten Gedichten wurden auch kulturhistorische Themen allgemeiner Art einbezogen.
  • Die verschiedensten inhaltlichen Bereiche sollen angesprochen werden, und zwar weniger das "allgemein Menschliche" – schlechte Ärzte, raffinierte Erbschleicher, hässliche alte Frauen -, sondern die spezifischen Eigenheiten des kaiserzeitlichen Roms.
  • Die formale und inhaltliche Vielfalt der Gedichte Martials soll repräsentiert sein. Hierbei sollen die Schüler auch die verschiedenen Versmaße in der Dichtung Martials kennenlernen, und zwar in schriftlicher und akustischer Form.

3. Dem Text sollen angemessene Hilfen beigegeben werden: So enthalten die Wortlisten seltenere Wörter, eine Übersetzungshilfe (Einrückmethode) soll den Satzbau verdeutlichen und ein Kommentar umfassende Erläuterungen zu Sprache, Inhalt und Metrum bieten.

Die beigefügte Übersetzung soll die selbstständige Arbeit der Schüler unterstützen.

4. Die CD-ROM soll in der 11. Jahrgangsstufe sowie im Grund- und Leistungskurs der Kollegstufe bzw. der gymnasialen Oberstufe einsetzbar sein. Teilbereiche können sicher schon in der 10. Jahrgangsstufe behandelt werden.

III. Der Inhalt der CD-ROM

Der Rahmen der CD-ROM ist ein Rundgang durch Rom, der entlang der Via Flaminia über den Ianiculum-Hügel in die belebte Stadt führt, auf die großen Prachtplätze, in die besseren und einfachen Wohnviertel und schließlich bei der Hauptattraktion der Zeit Martials, dem Colosseum, endet. Es ist das Rom der Kaiser Domitian, Nerva und Trajan. Jede Seite des Rundgangs stellt ein Epigramm Martials in den Mittelpunkt, Martial selbst ist der (fiktive) Führer. Im Folgenden sollen einige Beispiele aus diesem Rundgang vorgestellt werden, der insgesamt 57 Stationen mit je einem Martial-Epigramm umfasst:

 

Ort/Seite

Martial-Gedicht

Inhalt

Ianiculum I

IV 64

Das kleine Landgut des Iunius Martialis mit einem Ausblick auf die sieben Hügel

Ianiculum II

XII 50

Ausufernder Wohn-Luxus

Trans Tiberim IV

XII 32

Umzug eines Armen

Quirinal III

VIII 14

Martials schlechte Wohnsituation

Aqua virgo

IV 18

Seltsamer Tod eines Jungen

Fussgängerzone

VII 61

Domitian regelt die Straßenordnung und verbietet Straßenstände.

Subura I

VI 64, 19-21

Üble Gerüche auf der Straße

Subura V

IX 37

Eine aufgetakelte Alte - die Subura als Rotlichtviertel

Esquilin I

IX 68

Der schreiende Lehrer

Esquilin III

X 62

Schulferien

Esquilin II

V 56

Berufliche Aussichten für den Sohn des Lupus

Kaiserforen III

I 3

Der Dichter und die kritische Öffentlichkeit

Forum Romanum III

X 74

Martial ermüdendes Leben als Klient

Forum Romanum V

VIII 65

Domitians Triumphzug und ein Triumphbogen als Siegeszeichen

Marsfeld II

II 11

Selius ist unglücklich, weil er nicht zum Essen eingeladen wird.

Handelsforen II

XI 38

Ein tauber Maultiertreiber wird verkauft.

Handelsforen III

II 82, III 94

Grausame Behandlung von Sklaven

Handelsforen I

XI 94

Martials negative Ansichten über einen jüdischen Dichter

Kapitol I

XII 77

Peinliche Verdauungsprobleme beim Beten auf dem Kapitol

IV. Die Links auf jeder Seite

Die einzelnen Seiten sind in der Erscheinungsform gleich aufgebaut und enthalten ein gleichbleibendes Programm von Links, um die Benutzerfreundlichkeit zu fördern. Dabei erscheint folgender Rahmen:

  • Wörterverzeichnis (jeweils unten),
  • Strukturierung nach der Einrückmethode mit farbiger Kennzeichnung der verschiedenen Gliedsatzebenen, zugleich "Normalisierung" der Wortfolge,
  • Übersetzung in Prosa (relativ wörtlich, so dass der Schüler die sprachliche Struktur erkennt),
  • reichhaltiger Sachkommentar mit Bildmaterial,
  • Darbietung der Gedichte in akustischer Form,
  • Übersicht über den Rundgang durch Rom (jeweils linker Rand),
  • alle Martial-Bücher in Volltextausgabe,
  • 360-Grad-Ansichten von wichtigen Stätten in Rom,
  • gemischter Teil, z. B. mit Facharbeiten und einer Übersicht über die verwendeten Bilder,
  • Testteil (siehe unten),
  • Möglichkeit zum Vor- und Zurückblättern (jeweils oberer Rand),
  • Druckfunktion,
  • Rückkehr zur Startseite,
  • eine eigene Suchfunktion (siehe unten).

Der Testteil ist nach den Themen "Alltagsleben", "Klientenwesen", "Sklaven", "Lehrer", "Martial und seine Dichtung" gegliedert. Hierbei werden verschiedene Übungsformen angeboten:

  • Übersetzung des ganzen Epigramms oder eines wichtigen Teils mit Hilfe von multiple choice: Dabei sollen die Fehlantworten die Schüler zum genauen Hinsehen motivieren. Es erfolgt stets eine Rückmeldung über die Art des Fehlers, wobei die Antworten bei jedem neuen Aufruf in einer anderen Reihenfolge erscheinen.
  • Wesensbestimmung der jeweiligen Pointe
  • Inhaltlicher und sprachlicher Vergleich von Martialgedichten mit literarischen Vorbildern (z. B. VI 34 mit Catull 5 und 7).
  • Metrische Analyse einzelner Gedichte
  • Anregend und lohnend erscheint die anspruchsvolle und zugleich motivierende Aufgabe, aus einzelnen lateinischen Wörtern ein korrektes Distichon zu bilden, wobei natürlich der Sinn vorgegeben wird (z. B. Martial XII 80: Ne laudet dignos, laudat Callistratus omnes. / Cui malus est nemo, quis bonus esse potest?)

V. Arbeitsmöglichkeiten mit der CD-ROM

1. Die hauptsächliche Anwendungsform unserer CD-ROM besteht darin, dass sich die Schüler in einen Teil des Rundgangs selbstständig einarbeiten und dann die auf der CD befindlichen Tests bearbeiten. Dabei kann man z. B. themenorientiert arbeiten ("Sklaverei", "Klienten", "Lehrer"). Die Kommentare bieten hierzu eine Reihe von Querverweisen. Auf diese Weise wird der Sachhorizont, der dem antiken Alltag zugrunde liegt, gesichert, gravierende inhaltliche Mißverständnisse können vermieden werden.

Als Beispiel soll hier kurz das Thema ‚Straßenleben‘ vorgestellt werden: Unter Zuhilfenahme der Übersetzung und der Kommentare soll der Schüler die Trans Tiberim Seiten (I bis IV) kursorisch durcharbeiten. Dies kann in themengleicher oder thematisch differenzierter Einzel- oder Partnerarbeit, gelenkt durch Arbeitsaufgaben geschehen. Solche Arbeitsaufgaben können sein:

  • Welche Themen bevorzugt Martial in den vier präsentierten Epigrammen?

Als mögliche Ergebnisse dieser Arbeit bieten sich an: Betonung des Hässlichen, Lauten, Schmutzigen; kritische Darstellung der Weltstadt Rom zur Kaiserzeit.

  • Welche Details liefert Martial über das Straßenleben in den ärmeren Vierteln Roms?

Interessante, dem Schüler nicht so bekannte Details des Straßenlebens sind z. B. TRANS TIBERIM I (I 41) die Gaukler und die fliegenden Händler im Straßenbild (viele Römer konnten in ihren Wohnungen nicht kochen),
TRANS TIBERIM II: die Lautstärke, auch in der Nacht (XII 57),
TRANS TIBERIM III: die Anwesenheit von Handwerksbetrieben, die üble Gerüche verbreiteten, mitten in den Wohngebieten (VI 93),
TRANS TIBERIM IV: die Bettler und wegen Mietschulden von Obdachlosigkeit Bedrohten, die im Straßenbild offenbar nicht selten waren (XII 32).

In diesem Zusammenhang bietet sich ebenfalls die Bearbeitung ausgewählter Textpassagen unter sprachlich-stilistischen, inhaltlichen und metrischen Gesichtspunkten an.

Will man auf den Einsatz der Übersetzung im Unterricht verzichten, um die Übersetzungsfähigkeit gezielt zu fördern, so kann man mit Laptop und Beamer im Klassenzimmer arbeiten. Auf diese Weise kontrolliert der Lehrer im Lehrer-Schüler-Gespräch, welche Fenster geöffnet werden. Andererseits haben wir beim ‚unbeschränkten‘ Zugang zu diesen Fenstern in der Situation des Computerraums festgestellt, dass z. B. bei leichteren Gedichten die Schüler nicht von vornherein auf die Übersetzung zurückgreifen, sondern sich mit den Worterklärungen begnügen.

2. Als weitere Verfahrensweise soll auf die Arbeit mit Suchsystemen hingewiesen werden. Hier eröffnet das Medium Computer Möglichkeiten textorientierter Arbeit, die mit dem Medium Buch im Unterricht nicht ohne weiteres geleistet werden können.

Beispiel 1: Arbeit mit der ‚Suchroutine‘

Die in die CD-ROM integrierte Suche enthält das gesamte Wortmaterial der CD-ROM. Mit Hilfe dieser Suchroutine erfährt der Schüler, an welcher Stelle ein Thema in den Übersetzungen, Wörterlisten, Kommentaren vorkommt.

Beispiel 2: Komplexeres Suchen, verbunden mit Aufgaben zum Kontext

Ferner werden die Schüler mit den "komfortableren" Suchmöglichkeiten des Computers vertraut gemacht, um beispielsweise herauszufinden, mit welchen Adjektiven und ähnlichen Kurzcharakteristiken der Begriff des "Klienten" bei Martial verbunden wird.

Dem Schüler wird bei der Bearbeitung klar, dass ‚intelligentes‘ Suchen schon mit dem ersten Buchstaben beginnt und dass er auch die Formenlehre beherrschen muss. Bei der Eingabe "Klient" erhält er nur die Übersetzungen und Kommentare der auf der CD ausdrücklich behandelten Epigramme, nicht die lateinischen Belege wie z. B. "cliens".

Also wählt der Bearbeiter den Weg einer hintereinandergeschalteten Windows- und Word-Suche:

  • Desktop sichtbar machen (Windows-Taste und "d")
  • "Start", "Suchen" nach "Dateien und Ordner"
  • "enthaltener Text": clien (die Windows-Suche lässt ja auch Wortteile zu)
  • Suchen in "Rom-CD", und zwar im Ordner "htm" (dies beschleunigt die Suche, da sonst z.B. große Bilddateien sinnlos durchgesucht werden müssen)

Hier erhält der Schüler neben vielen Materialien, die auf der CD-ROM enthalten sind, Zugang zu den Büchern, die die Belegstellen des Lemmas ‚cliens" enthalten.

Zur Auffindung der konkreten Textstelle benutzt er die Word-Suche innerhalb der im Format .rtf gespeicherten Bücher (Eingabe clien) und erhält lohnende Ergebnisse, die die Grundlage für die weitere konzentrierte Textarbeit darstellen.

Im Einzelnen ergibt die Suche folgende Ergebnisse:

- I 49, 33: querulus cliens, der für Rom typisch ist und in Bilbilis fehlt; ebenso wird in IV 88, 4 a querulo cliente das dauernde Gejammer des Klienten als kennzeichnend herausgestellt;

  • VII 62, 4 niger obliqua garrulitate cliens: missgünstig ist er, geschwätzig und verlogen;
  • VIII 33, 11 f.: caryota (Dattel)…, quam fert cum parco sordidus asse cliens: Das absolut Ärmliche wird betont; sichtbar wird es erneut im Zusammenhang mit armseligen Geschenken (IV 88); aridi clientis heißt es mit sarkastischer Anschaulichkeit in ähnlicher Bedeutung X 87, 5: trocken, ausgetrocknet, ärmlich ist der Klient.
  • Freilich gibt es auch den "edlen Klienten", zur Hervorhebung der Bedeutung des Reichen: ... et mea sit culto sella cliente frequens (IX 22, 10).
  • Der Arme aber ist, im Gegensatz zum cultus cliens, auf das Klient-Sein angewiesen: X 10, 11: Quid faciet pauper, cui non licet esse clienti? Deshalb schätzt er es gar nicht, wenn wohlhabendere Leute als Klienten auftreten und ihn, den Armen, verdrängen.
  • Stets ist der Klient müde, vom dauernden Hinterher-Hetzen hinter seinem patronus: Iam parce lasso, Roma, gratulatori, lasso clienti. (X 74, 1 f. auf der CD unter "Forum Romanum III" behandelt).

Insgesamt demonstriert dieses Beispiel, dass der Schüler in selbstständiger Arbeit und unmittelbar am Text kulturgeschichtlich Wichtiges herausarbeiten kann. Auf diese oder ähnliche Weise lassen sich interessante Themenstellungen für Facharbeiten oder Referate finden, und zwar gerade solche, die der Schüler nicht schon im Internet entdecken kann. Für unbedingt wichtig halten wir, dass sprachliche Aufgaben nicht isoliert in Auftrag gegeben werden, sondern dass der Schüler das reichlich beigegebene Kommentar-Material heranzieht, um in angemessener Weise vielfältige inhaltliche Aspekte Martial-Lektüre herauszuarbeiten.

VI. Erfahrungen beim Einsatz in der Unterrichtspraxis

1. Martial-Epigramme aus dem Rundgang und thematisch verwandte Epigramme aus dem Testmaterial

Die für den ‚Rundgang‘ ausgewählten Gedichte sollen dem ‚Einlesen‘ dienen. Je nach den Unterrichtsvoraussetzungen ist eine unterschiedliche Intensität der sprachlichen Analyse denkbar; nicht in jedem Fall wird man die Epigramme vollständig übersetzen lassen. Die Tests können und wollen nicht an die Stelle einer benoteten Leistungsmessung treten und wurden im Vorfeld der Leistungsmessung mit guten Erfahrungen als Übungsmaterial benutzt. Als günstig wurde die Vielfalt der Formen und der Schwierigkeitsgrade sowie die dadurch ermöglichte Individualisierung und Differenzierung empfunden. Als vorteilhaft erwies sich ebenfalls, dass der Schüler bei jeder unrichtigen Lösung eine klare Auskunft über die Art seines Fehlers bekommt. Es bieten sich etwa die folgenden Kopplungen an:

Thema

Stelle im Rundgang

Gedicht

Stelle innerhalb der Tests

Gedicht

Methode/ Ziel des Tests

Last des Lebens als Klient

a) Subura VI oder
b) Esquilin VII oder
c) Forum Romanum III

a) XII 18
b) V 22
c) X 74

Klientenwesen

VII 39

Übersetzung in mehreren Schritten (immer als multiple choice, immer mit Rückmeldung)

Gastmahl

a) Marsfeld II oder
b) Forum Romanum II

a) II 11
b) VIII 67

Alltagsleben

I 71

Herausarbeiten der besten Pointe

Körperpflege und hässliche Menschen

Subura V

IX 37

Alltagsleben

a) IV 36, b) V 68, c) XII 23

zu a) metr. Analyse; Erfassen der Pointe
zu b und c) "Rekonstruktion des Epigramms bei gegebener Übersetzung

Brotlose Kunst

Esquilin II

V 56

Lehrer ...

III 38

Übersetzung; metrische Analyse

Was macht glücklich?

a) Esquilin IV oder
b) Esquilin V

a) V 20
b) X 47

Martial...

V 58

Übersetzung eines Gedichtteils

Berufe, über die Martial spottet: Lehrer und Ärzte

a) Esquilin I
b) Esquilin III

a) IX 68
b) X 62

Lehrer ...

a) I 47
b) V 9
c) VI 53

Übersetzung

Los der Sklaven

a) Handels-Foren II
b) Handels-Foren III

a) XI 38
b) II 82, III 94

Sklaven

II 66 (die Frisier-Sklavin)

Teilübersetzung, metrische Analyse, Paraphrase

 

2. Rundgang unter dem Aspekt "Rom"

Eine naheliegende Einsatzmöglichkeit der CD-ROM ergibt sich etwa bei der Vorbereitung einer Romfahrt. Hier tritt das sprachliche Element zugunsten des topographisch- kulturgeschichtlichen zurück. Gleiches gilt für einen Einsatz im Fach Geschichte unter dem Aspekt "Leben im alten Rom".

3. Intelligentes Suchen

Durch die neuen Informationsmedien haben sich die wissenschaftlichen Recherchetechniken wesentlich gewandelt. Schüler vertrauen erfahrungsgemäß zu sehr auf das Suchen über das Eingeben von Begriffen in Suchmaschinen, wobei die Ergebnisse vielfach verblüffend sind (z. B. bei "google"). Die Suche ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn die einzugebenden Begriffe zwingend und eindeutig sind. Grundsätzlich jedoch garantieren systematische Überlegungen darüber, an welcher Stelle das Gesuchte zu erwarten ist, bessere Suchergebnisse. Die ROM-CD-ROM kann erfolgreich dazu benützt werden, die Schüler mit den Bedingungen intelligenten Suchens vertraut zu machen. Eine gewisse Schwäche besteht allerdings darin, dass die Ordnungsnummer des Epigramms (z.B. XII 18) in dem durch das Suchsystem angegebenen Seitennamen (z.B. "Subura VI") nicht enthalten ist und auf dem Umweg z. B. über den Kommentar gefunden werden muss. Auch die u-Schreibung ist für Schüler gerade beim Suchen etwas gewöhnungsbedürftig. Folgende Beispiele entstammen einer Unterrichtsstunde im Leistungskurs Latein der 12. Jahrgangsstufe:

Finden Sie Stellen, an denen (ähnlich wie in der Horaz-Satire II 6) Stadt- und Landleben einander gegenübergestellt werden. Wie wird das Idealbild dieses Landlebens gesehen?
z. B. Subura VI (XII 18): Spanien; Ianiculum I (IV 64); Trans Tiberim II (XII 57) (der furchtbare Lärm der Stadt und die ideale Möglichkeit, durch Wohnen in einer bevorzugten Wohngegend Roms Stadt und Landleben zu verbinden: "rus in urbe est");
Das Suchen durch Eingeben des Wortes "rus" in die eingebaute Suchmaschine ist nur eine der Möglichkeiten; sicherer ist die inhaltlich orientierte Suche unmittelbar über ein attraktives oder – im Kontrast dazu – wenig attraktives Stadtviertel.

Finden Sie Textbeispiele für die verschiedenen Pflichten des Klienten und benennen sie diese!
Suche mit "Klient", man findet z.B. Esquilin VII (V 22); von dort über den zugehörigen Kommentar auf eine Reihe anderer Stellen (morgendliche salutatio; Begleiten des patronus in formeller Kleidung; Pflicht, den Einladungen des patronus Folge zu leisten). Hier ist das Suchen über das Suchsystem erfolgversprechend: Der "Klient" ist sowohl vom deutschen als auch vom lateinischen Wort her eindeutig.

Martial beschreibt in einem seiner Epigramme eine Stelle in Rom, von der man eine sehr schöne Aussicht über die Stadt hat.
Ianiculum I (IV 64). Ein sicheres Auffinden ist nur aus der topographischen Überlegung heraus möglich, dass der Ianiculum-Hügel im vorliegenden Rundgang der einzige Aussichtspunkt ist. Die Seite wird zwar auch (teilweise auf Umwegen) über das Stichwort "Ausblick" bzw. "Aussicht" gefunden, aber auf das tatsächliche Vorkommen in Texteinleitung oder Gedichttext kann sich der Schüler nicht verlassen.

Rom ist eine Stadt, in der es gar nicht gut riecht. Finden Sie Stellen dazu!
Möglich, aber unsicher ist das Suchen mit Stichwörtern ("olere"), denn übler Geruch kann, wie man in den Texten sieht, auf viele verschiedene Weisen sprachlich ausgedrückt werden. Besser ist das unmittelbare Suchen bei übel beleumundeten Stadtvierteln wie Trans Tiberim und Subura.

Zusätzlich wurde (in der 11. Klasse und im Leistungskurs) mit Suchaufgaben gearbeitet, die sich auf die Gesamtheit der Martialgedichte richten und darüber hinaus die Notwendigkeit aufzeigen, sprachliche "Doppelgänger" auszuschalten; dabei war wichtig, über das reine Suchen hinaus sprachliche und kulturgeschichtliche Beobachtungen zu ermöglichen. Ein Beispiel:

"Wo spricht Martial von "ludus" in der Bedeutung "Schule" ,und was fällt dabei auf?" Die hintereinandergeschaltete Windows-Suche (lud) und Word-Suche (<[Ll]ud[uio][!t]) fiel den Schülern nicht allzu schwer. Ausgeschaltet werden mussten die Formen von ludere (häufig, v. a. in der Form ludit). Hinzu kam noch die (nicht mit dem Computer zu leistende) Abgrenzung gegenüber den Stellen, an denen ludus das Spiel im Amphitheater meint.

Das Ergebnis: ludus für "Schule" kommt bei Martial nur in der Verbindung ludi magister vor, und zwar ausschließlich in dieser Wortstellung: Plural ludi magistri in XII 57,5 (in Trans Tiberim III als frühmorgendliche Krachmacher), Anrede an den lärmenden Lehrer ludi scelerate magister (IX 68,1 = Esquilin I), ludi magister als Anrede an den Prügler (X 62,1 = Esquilin III), schließlich, außerhalb der auf der CD behandelten Epigramme, nur noch ludive magister in VII 64,7, und zwar wieder in einem wenig schmeichelhaften Zusammenhang.

4. CD-ROM als Grundlage für Referate und Facharbeiten

Als Stärke der CD-ROM wurde die reiche Sachinformation und die Möglichkeit zum individuellen Weiterarbeiten empfunden. Vor diesem Hintergrund wurden verschiedene Referate im Leistungskurs vergeben: "Essen und Trinken bei Martial" und "Gesellschaftssatire bei Martial: Der Klient". Das Auffinden des Stoffes wird durch die im Materialteil der CD enthaltene Themenübersicht erleichtert (htm\martial\Martial, Themen und htm\martial\Martial, Themen 1). Eine Facharbeit, bei der auch die CD herangezogen wird, hat das Thema: "Straßenverkehr in Rom und den Städten des römischen Reiches". Ein Referat kann jedoch auch über das Fach hinausweisen, so z. B. beim Thema "Welche Möglichkeiten gibt es, mit Unterstützung eines normalen Schreibprogramms das Lesen der Martialgedichte vorzubereiten?".

Die ROM-CD-ROM ist unter folgender Bestelladresse erhältlich:

Rudolf-Diesel-Gymnasium Augsburg, Peterhofstr. 9, 86163 Augsburg (Tel. 0821/32418530, Fax 0821/32418535, e-mail rdg@a-city.de).

Der Preis: 10 € zuzüglich Porto.

Systemvoraussetzungen: ab Pentium 166, Bildschirmauflösung 1024x768, Soundkarte; Installation im Netz eines Schul-Computerraums ist möglich.

 

Dr. Jakob Gaßner, Peter Krauß

Rudolf-Diesel-Gymnasium Augsburg

Peterhofstr. 9

86163 Augsburg

Peter Kosak

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus

80327 München