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                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/1 (2005), 1

Roland Baumgarten, Norbert Blößner, Stefan Kipf, Felix Mundt, Ulrich Schmitzer

Heiße Bachelor, heiße Master gar ...  


Die neuen modularisierten Lehramtsstudiengänge Latein und Griechisch an der Freien Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin


I. Einleitung (Ulrich Schmitzer)
II. BA-Latein an der Humboldt-Universität (Ulrich Schmitzer)
III. BA-Griechisch an der Humboldt-Universität (Roland Baumgarten)
IV. BA Latein an der Freien Universität (Felix Mundt)
V. BA-Griechisch an der Freien Universität (Norbert Blößner/Stefan Kipf)
VI. Fachdidaktik Alte Sprachen im Rahmen der neuen BA-Studiengänge (Stefan Kipf)

 

I. Einleitung

Studienberatung und neue Studiengänge

Dass Studienberatung nicht immer zur Erleuchtung des Beratenen führt, das ist spätestens seit dem locus classicus für eine solche Veranstaltung, seit der Schülerszene in Goethes Faust bekannt, worin Mephisto den strebsamen Scholaren letztlich zum Bekenntnis bringt:

Mir wird von alledem so dumm,
Als ging' mir ein Mühlrad im Kopf herum.

Trotz solcher Ergebnisse, die gewiss auch manch rezentem Erlebnis entsprechen, wird keiner ernsthaft am prinzipiellen Sinn solcher Beratung zweifeln, ja eines der von Politik und Medien immer wieder ins Spiel gebrachten Patentrezepte gegen (zu) hohe Studienabbruchquoten ist die Intensivierung just der Studienberatung, vor allem natürlich in ihrer institutionalisierten Spielart.

Es gibt jedoch eine Instanz, die allzu selten in diesem Kontext genannt wird: Eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Informationsquelle

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– so zeigen viele Gespräche mit Studenten – sind nach wie vor die eigenen Lehrer, die zu einem Fach ebenso wie zu einem bestimmten Studienort zu- oder abraten und dabei auf ihre eigenen Erfahrungen und die ihrer seinerzeitigen Kommilitonen oder jetzigen Kollegen rekurrieren.

Doch was passiert, wenn sich die Bedingungen, unter denen die Lehrer einst studiert haben, gegenüber den nunmehr herrschenden fundamental gewandelt haben? Die Antwort ist simpel: Auch dann ändert sich nichts an der unverzichtbaren Rolle der Lehrer, doch benötigen sie jetzt eben zusätzliche Informationen, die es ihnen erlauben, sich weiterhin als kompetente Gesprächspartner zur Verfügung zu stellen. Dies ist auch gerade aus fachpolitischen Gründen für die Alten Sprachen Latein und Griechisch unverzichtbar, soll nicht mittelfristig der derzeitige Aufschwung durch die schiere Not an geeigneten Lehrkräften gestoppt werden - und das dann wohl auf Dauer.

 

Der „Bologna-Prozess“ und die Folgen

Das Stichwort „Bologna-Prozess“ ist aus den Publikumsmedien weithin geläufig. Bildungspolitiker haben schon längst seine Tauglichkeit als Wahlkampfparole entdeckt, Universitätspräsidenten haben sie sich auf ihre Fahnen geschrieben, kurz: In Zeiten einer chronischen Unterfinanzierung der Universitäten scheint hier ein Ausweg gefunden, die Quadratur des Zirkels gewissermaßen: eine Steigerung der Ausbildungs qualität bei gleichzeitiger Verkürzung der Ausbildungs zeit, womit obendrein der Anschluss an die internationalen Entwicklungen gefunden wäre. Dass damit aber der wohl radikalste Umbau des deutschen Universitätswesens seit Humboldts Zeiten verbunden ist, namentlich eine Verschulung und Standardisierung der Studienabläufe, machen sich nur wenige klar. Es soll hier aber nicht von den Problemen die Rede sein, denn angesichts der umrissenen massiven und einflussreichen Front der Befürworter wäre es ein Unterfangen von Kohlhaas'schen Dimensionen, wollten sich einzelne Fächer oder Fachvertreter als Gallisches Dorf gerieren, das allein noch die Traditionsfahne hochhält. Vielmehr soll im Folgenden vorgestellt werden, wie ein produktiver Umgang mit den neuen Vorgaben aussehen kann, und zwar anhand der neuen BA-Studiengänge Latein und Griechisch an der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin. Je nach länderspezifischen Vorgaben und personellen Ressourcen (denn die neuen Studiengänge stellen hierfür erhöhte Anforderungen) kann es auch zu deutlich anderen Lösungen kommen, die sich allesamt aber bei einer Ausrichtung auf das Lehramt (und darum soll es hier vor allem gehen) an den durch die Kultusministerkonferenz gesetzten Vorgaben zu orientieren haben (nicht auf das Lehramt führende BA-Studiengänge sind gehalten, sich durch externe Agenturen zertifizieren zu lassen).

Die Ziele des Bologna-Prozesses (der seinen Namen nach dem dort am 19. Juni 1999 geschlossenen europäischen Abkommen trägt) lassen sich stichwortartig so umreißen:

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- Schaffung eines Systems international leicht verständlicher und vergleichbarer Abschlüsse
- Verwirklichung eines zweistufigen Systems von Studienabschlüssen: (Bachelor [BA] und Master [MA])
- Leistungspunktesystem und Modularisierung
- Förderung der internationalen Mobilität durch Beseitigung von Mobilitätshemmnissen
- Qualitätssicherung der Hochschul-Ausbildung durch Akkreditierung der Studiengänge

 

Von besonderer Bedeutung ist dabei der Terminus „Modularisierung“, weil dadurch die Grundstruktur dieser Studiengänge berührt wird:

Ein Modul ist eine Lehreinheit, die fachlich sinnvoll aus mehreren Lehrveranstaltungen zusammengesetzt ist. Jedes Modul wird entsprechend dem mit der Teilnahme verbundenen Zeitaufwand (Anwesenheit in den Lehrveranstaltungen, Vor- und Nachbereitung, Prüfung) mit Punkten gewichtet. Die Studien- bzw. Leistungspunkte (1 Punkt entspricht 30 Arbeitsstunden, also etwa der reinen Teilnahme an einer zweistündigen Lehrveranstaltung ohne Zusatzleistungen) addieren sich bei einem sechssemestrigen BA-Studium zur Gesamtsumme 180, bei einem viersemestrigen MA zu 120.

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Um klar zu machen, worin die Unterschiede zwischen den traditionellen Staatsexamensstudiengängen und den neuen „modularisierten“ (dazu unten) Formen liegen, diene folgende Graphik: Es wird zunächst die Crux des alten Studiengangs deutlich, der ein systemnotwendiges Auseinanderfallen von Prüfung und vorherigem Studium mit sich brachte. Im modularisierten Studium dagegen gehen die Studienleistungen von Anfang an in das Endergebnis ein, eine eventuelle Abschlussprüfung spielt nur noch eine allenfalls untergeordnete Rolle (es sei angemerkt, dass derzeit im Land Berlin noch nicht klar ist, ob und wenn ja, wie, Leistungen aus dem BA- und MA-Studium in eine staatsexamensadäquate Endnote eingehen). Waren früher Grund- und Hauptstudium nur durch den rite de passage der Zwischenprüfung geschieden, so sind es jetzt zwei getrennte Studienphasen mit eigenständigen akademischen, berufsqualifizierenden Abschlüssen. Es gibt keinen automatischen Übergang mehr, vielmehr können (und sollen) für den MA eigene Zugangsvoraussetzungen definiert werden (etwa eine bestimmte Mindestnote aus dem BA, Sprachkenntnisse [Graecum!] o. dgl.):

 

Die Organisationsstruktur eines solchermaßen modularisierten Studiums sieht folgendermaßen aus:

 

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Gemäß den Vorgaben des Berliner Lehrerbildungsgesetzes ist ein einschlägiger Bachelor-Studiengang in drei Teile gegliedert, das Kernfach (90 Studienpunkte), das Zweitfach (60 Studienpunkte) sowie die Berufswissenschaften, also Erziehungswissenschaften, Fachdidaktik (30 Studienpunkte). In der MA-Phase soll dann vice versa das Zweitfach aufgewertet werden, so dass das Ungleichgewicht insgesamt deutlich geringer wird, ebenso sollen Berufswissenschaften einen erheblich größeren Stellenwert erhalten. Das können die beiden folgenden Schemata verdeutlichen:


Die für den MA in Klammern angegebenen Punkte bezeichnen die Summe aus BA und MA:


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II. Der BA-Latein an der Humboldt-Universität

In dieser abstrakten Form ist das gewiss eine schwierige Materie, deshalb sei an einem tatsächlich existierenden Modul erläutert, wie das in der Praxis aussehen kann. Jedem Modul ist in der Prüfungsordnung zunächst eine Beschreibung zugeordnet, die den Stellenwert im Rahmen des Gesamtstudienganges definiert. Sodann folgen die konkreten Lehrveranstaltungen, ergänzt um die nötige Zahl der Semesterwochenstunden (SWS) und Studienpunkte (SP) sowie die Form der Prüfung („Modulabschlussprüfung“ = MAP). In unserem Beispiel lautet die Beschreibung eines auf Literaturwissenschaft ausgerichteten Moduls, das in den ersten beiden Semestern absolviert werden soll, folgendermaßen („GK“: Grundkurs):

 

Wir kommen hier nun schon auf die Spezifika des Studiengangs Latein an der Humboldt-Universität zu sprechen: Dieses Modul zeigt, dass wir anstreben, einerseits ein unverzichtbares Basiswissen festzuschreiben (dazu gehört ein Kerntext wie Vergils Aeneis), andererseits Lehrenden wie Studierenden eine gewisse Flexibilität zu bewahren. Deshalb können unter „hexametrische/elegische Dichtung“ die Elegien des Tibull genauso fallen wie Ovids Metamorphosen.

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Wichtig ist nur, dass für jeden BA-Jahrgang von vornherein ein Gesamtprogramm geplant wird, also die Lehrenden sich jeweils zusammensetzen und die Planung für einen Dreijahreszeitraum gemeinsam vornehmen. Das hat den durchaus erwünschten Nebeneffekt einer Art von pädagogischer Konferenz und des Austausches über Probleme und Chancen im Lehrbetrieb, wie sie sonst im universitären Alltag eher selten vorkommen.

Unserer Überzeugung nach muss ein künftiger Lateinlehrer aus drei generellen Themenfeldern sein Fachwissen beziehen:

1. Er bedarf der sprachlichen Kompetenz, der Übersetzungsfähigkeit und der aktiven Sprachbeherrschung, aber auch der Sprachreflexion.

2. Er muss die Kernbereiche der lateinischen Literatur (republikanische und augusteische Zeit) durch eigene Lektüreerfahrung und die Teilnahme an Überblicksveranstaltungen genau kennen, von den weiteren Epochen muss er zumindest im Überblick Kenntnis haben. Hinzu kommt auch die Kenntnis aktueller literaturwissenschaftlicher Methoden, auch um im Gespräch mit den Nachbardisziplinen bleiben zu können.

3. Gerade angesichts der Anforderungen an den Lateinunterricht als einen generellen Sachunterricht über die Antike (die Alte Geschichte ist im Schulbetrieb marginalisiert, Griechisch wird ohnehin nur von einer kleinen Minderheit gelernt) ist auch allgemeine Kenntnis für Geschichte und Kultur der Antike zu vermitteln.

Damit wird ein wohl fundamentiertes, umfassendes Wissen über die wesentlichen Bereiche der Latinistik vermittelt. In der sequentiellen Struktur des Studiengangs sind die Inhalte aufeinander aufbauend so angeordnet, dass die relativ kurze zur Verfügung stehende Zeit intensiv genutzt wird und die Studienziele erreicht werden können. Das Hauptgewicht der Ausbildung liegt auf der Zeit der späten Römischen Republik und der frühen Kaiserzeit und damit auf Schriftstellern wie Cicero, Caesar, Catull, Vergil, Horaz, Properz, Tibull, Ovid, Livius, Seneca, Petron und den übrigen neronischen und flavischen Autoren bis hin zu Tacitus. Die so vermittelten Kenntnisse sind exemplarisch und damit auf einen möglichen Transfer hin konzipiert.

Diese Inhalte sind im recht kurzen Zeitraum von sechs Semestern zu vermitteln, was natürlich zu Komprimierung und erheblicher Konzentration zwingt. Da die Details der Module über die am Ende genannten Informationsquellen bezogen werden können, sei hier als Quintessenz nur der gesamte Studienverlaufsplan aufgeführt:

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Dieses Schema macht vor allem die Arbeitsverteilung auf die sechs Semester deutlich: Auf die Phase des Basis-Studiums, in der die methodischen, sprachlichen und literaturwissenschaftlichen Grundlagen gelegt werden, folgt die Vertiefung auf allen drei Feldern. Das sechste Semester muss (derzeit) vor allem für die Anfertigung der Bachelor-Arbeit freigehalten werden, doch sind hier demnächst Änderungen zu erwarten, die die Möglichkeit zu weiterer Entzerrung bieten.

Das nächste Schema macht dagegen die inhaltliche Schwerpunktsetzung klarer:

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Prozentual ergibt sich folgende Verteilung der Studieninhalte:

„Und was ist mit dem Graecum?“, mag sich mancher fragen. Hier ist die Antwort: Das Graecum wird als eine Zulassungsvoraussetzung für den MA gefordert werden. Für die nötigen Sprachkurse gibt es ein Stundenkontingent im Rahmen der zur Verfügung stehenden 10 SWS. Die Studienberatung weist alle Anfänger darauf hin, diese Sprachanforderungen schon möglichst früh zu antizipieren.

Generelle Leistungen des BA-Latein, Konsequenzen

Der BA-Studiengang Latein ist polyvalent, d.h. er kann sowohl mit der Option auf das Lehramt (davon war hier mit gutem Grund meist die Rede) als auch mit Blick auf eine spätere berufliche Praxis außerhalb von Schule und Wissenschaft studiert werden. Die Differenzierung erfolgt durch die Wahl der entsprechenden Zusatzqualifikationen (bei Lehramtsoption: Fachdidaktik und allgemeine Erziehungswissenschaften, ansonsten: Computeranwendungen, Rhetorik, einschlägige Praktika etc.).

Natürlich ist die Einführung des BA nur der erste Schritt. Derzeit arbeiten wir an den MA-Studiengängen, die einerseits (wie oben demonstriert) auf das Lehramt vorbereiten, andererseits aber auch einer breiteren wissenschaftlichen Qualifikation dienen, vor allem in Kooperation mit anderen altertums- und literaturwissenschaftlichen Disziplinen. Das soeben gegründete Antikezentrum an der HU erweist sich hier als eine gut geeignete Plattform für Kooperationen auch in der Lehre, die ein neues Element in die Studienwelt bringt, allerdings wird darauf zu achten sein, dass das Eigenprofil der Fächer nicht unkenntlich wird.

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Was die Zukunft des Lehramts anbelangt, so wird es entscheidend – und das geht nur in Kooperation aller beteiligten Kreise – darauf ankommen, die mit dem BA und MA beschrittenen Wege konsequent und konsekutiv weiterzuführen, also sowohl in der Referendariatsphase als auch in der beruflichen Weiterbildung eine Verzahnung mit den im Studium geschaffenen Grundlagen herzustellen.

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III. Der BA Griechisch an der Humboldt-Universität

Die Grundstruktur des BA Griechisch ähnelt weitgehend der des BA Latein, Leistungen und Konsequenzen entsprechen sich genau, so dass es genügen mag, hier auf die Spezifika des Griechischstudiums einzugehen. Auch hier finden wir die drei Säulen der Ausbildung: Grundlagen und Methoden der Gräzistik (+ Griechische Geschichte und Kultur [insbesondere Kunst, Religion und Mythos]), Griechische Literatur und Griechische Sprache.

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Anmerkungen zur Tabelle:

Zu den hier aufgeführten Modulen des Fachstudiums kommen 9 SP aus dem freiem Studium (weitere LV Gräzistik, Spracherwerb Latein, Studium Generale).

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Hinweis zu den Modulen „Griechische Literatur“:

In Gr. Lit. I + II muss jeweils ein Schwerpunkt in Dichtung bzw. Prosa liegen. Dies ist dann der Fall, wenn sich zumindest das PS oder aber VL und UE der Dichtung bzw. der Prosa widmen. In Gr. Lit. III sollte sowohl Dichtung als auch Prosa berücksichtigt sein.  

Die Module zur Literatur bieten zunächst eine zweisemestrige Einführungsphase, die garantieren soll, dass die Studierenden mit zentralen Bereichen der griechischen Literatur vertraut gemacht werden: Philosophie (d.h. philosophische Prosa), Geschichtsschreibung, Epos und Drama. In den weiteren Literaturmodulen soll auf dieser Basis aufgebaut und die Kenntnis der Kernautoren vertieft bzw. der Blick auf weitere Bereiche der griechischen Literatur gelenkt werden. Daher werden sowohl Lehrveranstaltungen zu einzelnen Autoren oder Themen als auch Überblicksveranstaltungen angeboten. Die sprachliche Ausbildung unterscheidet sich etwas stärker von der im latinistischen Studiengang. Natürlich legt auch die Gräzistik Wert auf sprachliche Kompetenz, Übersetzungsfähigkeit und Sprachreflexion, sie geht aber andere Wege in der Ausbildung. Da die griechische Literatursprache eine ausgeprägtere diachrone Entwicklung mit regionalen Besonderheiten aufweist, soll im BA-Studium die traditionelle Fixiertheit auf die klassische attische Prosa aufgebrochen werden. Schon die Grammatikveranstaltung im ersten Semester bietet neben einem wiederholenden und vertiefenden Durchgang durch die klassische Grammatik (mit einfacheren deutsch-griechischen Übungen) einen Überblick über die Entwicklung der Prosasprache, das zweite Semester ist ganz der Sprache der Dichtung, d.h. primär der homerischen Sprache und den Sprachformen der archaischen Lyrik und damit den literarischen Dialekten gewidmet. Erst das Modul „Sprache Aufbau“ bringt dann eine „klassische“ griechische Stilübung, also intensives deutsch-griechisches Übersetzen, flankiert von einer Veranstaltung zur Stilanalyse und Textlinguistik. Dies bedeutet zwar, dass die aktive Sprachbeherrschung nicht mehr ganz den Stellenwert hat wie bei den traditionellen Studiengängen, dafür trägt diese Form der Ausbildung aber den Veränderungen des Griechischunterrichts mit ihrer Ausweitung des Autorenkanons sehr viel stärker Rechnung. Zudem zeigt die Situation in den traditionellen Studiengängen, dass die Studierenden zum Teil unverhältnismäßig viel Zeit für die Stilübungen aufwenden, die dann für die Literaturveranstaltungen fehlt.

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Nachstehend das Schema mit der Arbeitsverteilung auf die 6 Semester:

Hinzuweisen ist noch auf die Zugangsvoraussetzungen zum Studium:

Da Griechisch im heutigen Gymnasium im Vergleich mit Latein nur noch ein Schattendasein führt, verfügen die Schulabsolventen, die sich für ein Griechischstudium interessieren, häufig nur noch über rudimentäre oder gar keine Sprachkenntnisse. Da damit die formale Voraussetzung zum Studium, nämlich Sprachkenntnisse im Umfang des Graecums, meist nicht vorliegt, ist das zweisemestrige Propädeutikum, das mit einer erfolgreich absolvierten Prüfung beendet werden muss, fast schon zum Normalfall geworden. Sprachkenntnisse im Umfang des Latinums werden dann, parallel zu den Griechischanforderungen im Studienfach Latein, die Zugangsvoraussetzung zur Masterphase bilden.

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IV. BA- Latein an der Freien Universität

Studienziele und -inhalte des BA-Studiengangs Lateinische Philologie

Wie alle BA-Studiengänge qualifiziert auch der BA-Studiengang Lateinische Philologie für eine Berufstätigkeit bzw. ein Masterstudium. In diesem Rahmen dient das Studium der Lateinischen Philologie insbesondere

1. dem Erwerb von Kenntnissen im Bereich der römischen Kultur und ihrer Rezeption, die als Ergänzung und Basis entsprechender Studien in jeder anderen mit der europäischen Kultur befassten Geisteswissenschaft dienen können,

2. dem Erwerb von berufsqualifizierenden Kenntnissen in den Erwerbszweigen, die sich mit der Vermittlung oder Präsentation von Inhalten aus der römischen Antike oder der bis ins 18. Jh. hinein von der lateinischen Sprache geprägten Kunst-, Bildungs- und Wissenschaftslandschaft Europas beschäftigen (etwa Schule, Verlag, Medien, Bibliotheken, Museen, Kulturbetrieb),

3. dem Erwerb von berufsqualifizierenden Schlüsselkompetenzen (Grundlagen- und Überblickswissen, Vermittlungskompetenz, Befähigung zum Verständnis interkultureller Zusammenhänge) sowie

4. der Vermittlung der Befähigung zum reflektierten und eigenständigen Umgang mit Sprache und Literatur überhaupt.

 

Die Absolventen des Studiengangs sollen

1. wissenschaftlich fundierte Sprachkenntnisse erwerben. Das umfasst

a) die Kenntnis der lateinischen Sprache in den Bereichen Sprachsystem und Sprachgeschichte einschließlich Prosodie und Metrik,

b) die Fähigkeit zum korrekten und stilistisch treffenden Übersetzen lateinischer Texte ins Deutsche,

c) die Fähigkeit, einen deutschen Text aus dem Umkreis des antiken Denkens in ein Latein zu übertragen, das den Standards klassischer lateinischer Prosa entspricht, und

d) die Fähigkeit zu grammatikalischer und logischer Sprachreflexion.

2. sich Grundkenntnisse der römischen Literaturgeschichte und vertiefte Kenntnisse der wichtigsten Literaturgattungen, Texte und Epochen aneignen und diese Kenntnisse auf die Erschließung und Interpretation lateinischer Texte anwenden können,

3. sich einen Überblick über die römische Geschichte verschaffen und einen Einblick in die Nachbardisziplin Alte Geschichte erhalten,

4. einen Einblick in Entstehungsbedingungen, Voraussetzungen und Nachwirkung der antiken lateinischen Literatur erhalten. Dazu gehören insbesondere Grundkenntnisse im Bereich der griechischen Sprache und Literatur und die exemplarische Behandlung der Nachwirkung antiker lateinischer Literatur in der lateinischen Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.

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5. dazu befähigt werden, Methoden des wissenschaftlichen Umgangs mit Sprache und Literatur kritisch zu reflektieren, theoretisch darzustellen und praktisch anzuwenden.

 

Umfang des Studienangebots

Lateinische Philologie kann in verschiedenem Umfang an der FU studiert werden: Als Kernfach im Umfang von 90 Leistungspunkten, als sogenanntes 60-Leistungspunkte-Modulangebot (beide auch für das Lehramt), als kompaktes 30-LP-Angebot sowie im Rahmen des 30-LP-Angebots „Sprachen der klassischen Antike“, in dem Grundkenntnisse der griechischen und lateinischen Sprache und Literatur vermittelt werden. Studierende mit Lehramtsoption müssen ein 90-LP-Kernfach (z. B. Latein) mit dem 60-LP-Angebot eines anderen Fachs und dem 30-LP-Bereich Lehramtsbezogene Berufswissenschaft kombinieren. Alle übrigen Studierenden kombinieren ihr Kernfach entweder mit einem 60-LP-Angebot oder mit zwei 30-LP-Angeboten; ferner tritt der Bereich der Allgemeinen Berufsvorbereitung hinzu.

  

Zum Aufbau des Lateinstudiums im Kernfach (1)

Bei der Erstellung der neuen Studienordnung kam es darauf an, das, was ein durchschnittlich fleißiger Student in sechs Semestern Studium bisher lernen sollte und konnte, nach den neuen Richtlinien abzubilden. Die Leistungspunkte (LP) sind nicht nur ein Indikator für den Arbeitsaufwand, den ein Student für das jeweilige Modul leisten muss, sondern auch eine Verhältniszahl für die Gewichtung dieses Moduls in der Abschlussnote. Jede Modulnote geht in die Abschlussnote mit ein. Das alte System der Abschlussprüfungen wurde also durch eines mit studienbegleitenden Prüfungen (den sog. Modulabschlussprüfungen, MAPs) ersetzt. Daraus folgt, dass das, womit der Studierende während seines Studiums die meiste Zeit verbringt, auch entsprechend in der Note gewichtet wird. Nach dem neuen System muss das, was geprüft wird, auch in der Beschreibung der Lehrveranstaltung mit enthalten sein. Hier wurde sowohl hinsichtlich der Studieninhalte wie der Prüfungsformen eine gute Ausgewogenheit erzielt, wie die folgenden Grafiken zeigen(2):

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Griechisch

Nach der alten Studienordnung mussten Lateinstudenten, die nicht das Graecum besitzen, dieses bis zur Zwischenprüfung nachholen. Sie besuchten drei Semester lang Sprachkurse an der Universität oder bei privaten Anbietern und legten die Graecumsprüfung vor einer Kommission der Schulverwaltung ab. Dieses Verfahren führte nicht selten zu Studienzeitverlängerungen und wurde von den Studierenden nicht als integrierter Bestandteil des Studium, sondern als unwillkommene Zusatzbelastung empfunden. Im neuen System wurde eine einschneidende Änderung vorgenommen: Da für jeden Lateinlehrer Griechischkenntnisse unabdingbar sind, wurde das Griechische in das Lateinstudium (im Kernfach und im 60-LP-Angebot) eingebettet. Wer also ab jetzt an der FU im Studiengang Latein Griechisch lernt, wird nicht nur auf die Graecumsprüfung vorbereitet, er bekommt diese mühevolle Arbeit auch auf sein Studium angerechnet. Wer das Graecum bereits von der Schule mitbringt, wird von dem Sprachkurs des ersten Semesters befreit. Eine generelle Befreiung von dem ganzen Modul im Kernfach ist leider nicht möglich. Das ist keineswegs ein Nachteil für den „Graecumsinhaber“, im Gegenteil: Erstens kann er hier relativ mühelos Leistungspunkte und gute Noten erwerben, zweitens (sofern er sich unterfordert fühlt) die Anfänger etwa durch ein Tutorium unterstützen,

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dabei erste Erfahrungen im Lehren sammeln und seine eigenen Kenntnisse vertiefen, drittens wird er in diesem Modul nebenbei einige Themen kennen lernen, die an der Schule bisher nicht vorkamen, aber für die Lateinische Philologie relevant sind (Griechische Lehrdichtung, Hellenistische Dichtung).

 

Der Start: das erste Jahr

Das Studium ist für solche Studienanfänger konzipert, die bereits über gute Lateinkenntnisse (d. h. in der Praxis: das Latinum) verfügen. Wer mit dem Latinum von der Schule kommt, kann sofort das Studium aufnehmen, für die anderen gibt es die Möglichkeit eines einjährigen Sprachpropädeutikums, das dem eigentlichen Lateinstudium vorausgeht.

- Das erste zu belegende Modul ist Griechisch (zwei Semester). Hier werden neben der Übersetzungsfähigkeit auch grundlegende Kenntnisse der griechischen Literatur- und Kulturgeschichte vermittelt.

- Das zweite Modul (Sprache Basis) dient dazu, die Grammatikkenntnisse, die die Studienanfänger von der Schule mitbringen, zu wiederholen, zu vertiefen und alle auf den gleichen Stand zu bringen.

- Im dritten Modul (Methoden und Grundlagen der Lateinischen Philologie) erhält man einen ersten Überblick über die Lateinische Literaturgeschichte sowie verschiedene Teilgebiete des Faches wie Metrik, Textkritik und Rhetorik.

- So gerüstet nähert man sich im vierten Modul Cicero , dem großen Klassiker der lateinischen Sprache. Hier werden vor allem ausgewählte Texte im Original gelesen, aber auch inhaltlich untersucht und in das System der antiken Philosophie und Rhetorik eingeordnet.

 

Aufbau- und Vertiefungsphase: Der Rest des Studiums

Ein Blick auf den Studienverlaufsplan zeigt, dass insbesondere die später für die Schule relevanten Bereiche der lateinischen Literatur abgedeckt sind. Darüber hinaus bestehen Kooperationen mit den Fächern Alte Geschichte und Griechisch. Lehrveranstaltungen dieser beiden Fächer sind Teil der Module 5 (Römische Geschichtsschreibung) und – optional – 7 (Klassische lateinische Dichtung). Als Leistungsnachweis in diesen beiden Modulen dient eine 8-10-seitige Hausarbeit, die auf die Abfassung der BA-Arbeit am Ende des Studiums vorbereiten soll. Nach wie vor wird große Bedeutung auf den Erwerb aktiver Sprachkompetenz gelegt, und zwar in den deutsch-lateinischen Übungen.

In den ersten vier Semestern hat man genug Erfahrung im Umgang mit der lateinischen Sprache anhand der klassischen Autoren gesammelt, so dass der Schwerpunkt am Ende des Studiums auf der Vor- und Nachklassik liegt. Das Pensum der zu besuchenden Lehrveranstaltungen verringert sich gegen Ende, damit genug Zeit für das Abfassen der BA-Arbeit bleibt. Das Thema dieser Arbeit, die ca. 30 Seiten umfassen soll, ist wahlfrei.

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Wie es weitergeht

Da der Bachelor als berufsqualifizierender Abschluss gilt, kann man danach die Universität verlassen oder mit einem Masterstudiengang weitermachen. Dafür muss man sich jedoch neu immatrikulieren. Die Zulassungszahlen, also die Quoten, wie viele BA-Absolventen ins Masterstudium aufgenommen werden, sind noch nicht bekannt. Ebenso stecken die Planungen der Masterstudiengänge noch in der Anfangsphase. Daher kann man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur recht allgemein sagen, dass es einen lehramts- und einen forschungsorientierten Masterstudiengang an der FU geben wird. Zulassungsvoraussetzung für beide Studiengänge ist neben dem erfolgreich abgeschlossenen BA Latein (studiert im Umfang von 90 oder 60 LP) das Graecum.

Die Fülle der Informationen, Websites, Broschüren zum BA (eine Auswahl in Anhang B) ist verwirrend, und sicherlich bleiben viele Fragen offen, die man nur im individuellen Gespräch klären kann. Der Verfasser des vorliegenden Betrags steht dafür gerne zur Verfügung (e-mail s. u.). Das Seminar für Klassische Philologie der FU Berlin organisiert regelmäßig individuelle Informationsveranstaltungen für Schüler und Lehrer. Auch hierzu erhalten Sie nähere Informationen beim Verfasser oder über Dr. Stefan Kipf (e-mail: kipf@zedat.fu-berlin.de). Wir würden uns freuen, Sie bei uns begrüßen zu dürfen.

 

Anhang A. Berufsvorbereitende Anteile am BA-Studium

Die meisten Studierenden der Lateinischen Philologie haben das Berufsziel Lehrer. Diese studieren im 30-LP Bereich, der der praktischen Berufsvorbereitung vorbehalten ist, Veranstaltungen der Erziehungswissenschaft im Umfang von 22 LP (einschließlich Orientierungspraktikum) und der Fachdidaktik im Umfang von 8 LP. Die anderen können aus dem Angebot der Freien Universität zur Allgemeinen Berufsvorbereitung wählen. Als Beispiel seien die Veranstaltungen der auch über die Grenzen der FU hinaus bekannten Zentraleinrichtung für Datenverarbeitung (ZEDAT) genannt: http://www.zedat.fu-berlin.de/abv-it

 

Anhang B. Nützliche Links

Seminar für Klassische Philologie der FU Berlin:
http://www.fu-berlin.de/klassphi

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Fachdidaktik der Alten Sprachen:
http://www.fu-berlin.de/klassphi/didaktik/

Allgemeine Studieninformationen der Freien Universität:
http://www.fu-infoseite.de und
http://www.studienhandbuch.de/

Allgemeine Studieninformationen des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften:
http://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/html/bachelor/index_ba.shtml

Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur:
http://senwisskult.berlin.de/navigation/start_framesets/hochschulen_start.htm
(mit einer sehr gut aufbereiteten Informationsbroschüre für Schülerinnen und Schüler zum Hochschulstudium in Berlin und Brandenburg zum Downloaden als PDF-Datei)

Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport:
http://www.sensjs.berlin.de/

Rahmenvorgaben der Kultusministerkonferenz, Akkreditierungsverfahren:
http://www.fu-berlin.de/bms/

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V. Bachelorstudiengänge der Griechischen Philologie an der Freien Universität Berlin

Zum Wintersemester 2004/2005 haben alle Sprach- und Literaturwissenschaften der Freien Universität Berlin neue, modularisierte Bachelorstudiengänge eingeführt. Das Fach Griechische Philologie hat eine Reihe unterschiedlicher Optionen geschaffen, die es erlauben, sich auf Erst-, Zweit- oder Drittfachniveau (und z.T. ohne Vorkenntnisse) mit der Sprache, Literatur, Kultur und Geschichte jener Epoche zu befassen, der Europa seine grundlegende, bis heute wirkende Prägung verdankt: einen Bachelorstudiengang ‚Griechische Philologie‘ (Kernfach, auch für Lehramtsstudium), ein sogenanntes 60-Punkte-Modulangebot ‚Griechische Philologie‘ (Zweitfach, auch für Lehramtsstudium), ein 30-Punkte-Modulangebot ‚Griechische Literatur in Übersetzung‘ (kann ohne Sprachkenntnisse studiert werden) und ein 30-Punkte-Modulangebot ‚Sprachen der Klassischen Antike‘ (vermittelt Grundkenntnisse der griechischen und lateinischen Sprache und Literatur).

Lehramtsstudenten müssen ein 90-Punkte-Kernfach (z.B. Griechisch) mit dem 60-Punkte-Angebot eines anderen Fachs und dem 30-Punkte-Bereich Lehramtsbezogene Berufswissenschaft kombinieren. Alle übrigen Studierenden kombinieren ihr Kernfach entweder mit einem 60-Punkte-Angebot oder zwei 30-Punkte-Angeboten; obligatorisch tritt für sie der Bereich Allgemeine Berufsvorbereitung (30 Punkte) hinzu. Jedes Bachelorstudium umfasst also insgesamt 180 Punkte, die als ‚Leistungspunkte‘ (LP) bezeichnet werden und (in allen Fächern) eine Maßeinheit für die aufzuwendende Arbeitsleistung darstellen.

  

Bachelorstudiengang Griechische Philologie (Kernfach)

Das Kernfach Griechische Philologie (90 LP) bietet eine systematisch aufgebaute gründliche Schulung in den Bereichen griechische Sprache und griechische Literatur. Ergänzt wird sie durch die Vermittlung von Methoden und Grundlagen des Fachs sowie durch Einblicke in die griechische Geschichte und Kultur. Das Studium setzt Griechischkenntnisse auf dem Niveau des Graecums voraus, die aber auch noch in einem zweisemestrigen Propädeutikum (zwei Kurse à 6 Semesterwochenstunden) erworben werden können.

Das Studium gliedert sich in drei aufeinander aufbauende Phasen, durch die konsequenter als bisher die Kenntnisse der Studierenden aufgebaut, gesichert und vertieft werden sollen:

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Das erste Jahr vermittelt sprachliche, methodische und literarische Grundkenntnisse; dabei steht der systematische Aufbau von Sprachkompetenz im Vordergrund. Eine Einführung in die Methoden und Grundlagen des Fachs sowie eine Gesamtschau der griechischen Literatur kommen ergänzend hinzu. Ein der Prosa gewidmeter Grammatik- und Übersetzungskurs knüpft im ersten Semester an vorhandene Sprachkenntnisse an und führt sie auf das für ein Literaturstudium unabdingbare Niveau; eine zweite Lehrveranstaltung bietet einen vollständigen Überblick über die Prosagattungen der griechischen Literatur, eine dritte ergänzt diesen durch die Lektüre ausgewählter Partien im Original. Im zweiten Semester findet ein analoges Programm (drei einander ergänzende Lehrveranstaltungen) für die Dichtung statt. Parallel dazu läuft in beiden Semestern die theoretische und praktische Vermittlung der Methoden des Fachs (je eine Lehrveranstaltung pro Semester). Am Ende des (arbeitsreichen) ersten Jahres ist eine umfassende methodische Schulung erfolgt und ein vollständiger Umriss der griechischen Literatur gezeichnet, der im weiteren Verlauf des Studiums mit Inhalten gefüllt werden kann. Vor allem aber sind gründliche Fundamente für Sprachkompetenz in Prosa und Dichtung gelegt, die, einmal erworben, durch jede weitere Beschäftigung mit Originaltexten vertieft und gefestigt werden.

Nach der Anfangsphase steht das zweite Jahr ganz im Zeichen der griechischen Literatur und Kultur (sowie deren Rezeption). Drei Module à zwei Veranstaltungen, von denen jeweils die erste (Vorlesung oder Übung) dem Überblick, die zweite (Seminar oder Lektüre) der exemplarischen Vertiefung und der Anleitung zu wissenschaftlicher Arbeit dient, machen die Studierenden mit Gattungen, Autoren oder Fragestellungen der archaischen, klassischen und nachklassischen Zeit vertraut. In allen Modulen ist begleitende eigene Lektüre (in Original und Übersetzung) erforderlich und prüfungsrelevant. Ein viertes Modul kann sich der Studierende aus Vorlesungen von Nachbardisziplinen wie Alte Geschichte, Klassische Archäologie, antike Philosophie oder Religionswissenschaft selber zusammenstellen.

Das dritte Jahr vertieft und erweitert die Sprachkompetenz, wobei neben die Übersetzungspraxis auch die (für die schulische Praxis höchst relevante) theoretische Reflexion über den Vorgang des Übersetzens (und des Bewertens von Übersetzungen) tritt. In dieser Studienphase kommt neu auch die Version in die Sprache hinzu. Ferner leitet ein Hauptseminar mit Hausarbeit und thematisch vertiefender Begleitlektüre zu wissenschaftlicher Arbeit an und setzt einen frei wählbaren Schwerpunkt in der griechischen Literatur (oder deren Rezeption). Die notwendige Abschlussarbeit (Bachelorarbeit) kann einen zweiten setzen, aber auch einer sprachwissenschaftlichen oder didaktischen Fragestellung gewidmet sein.

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Der Bachelorabschluss nach sechs Semestern legt Zeugnis vom Erwerb grundlegender Fachkenntnisse ab, welche die Bereiche a) Sprache, b) Literatur, c) Geschichte und Kultur sowie d) Theorien und Methoden betreffen. Er belegt

a) praktische Kompetenzen und theoretische Kenntnisse in den Sprachen der griechischen Prosa (Ionisch, Attisch, Koiné) und Dichtung (epische Kunstsprache, Äolisch, Dorisch; inklusive Grundkenntnissen in Metrik und Prosodie); ferner Vertrautheit mit Sprachsystem, Sprachgeschichte und Übersetzungstheorie, allgemeinen sprachwissenschaftlichen und textlinguistischen Methoden,

b) praktische Kompetenzen und theoretische Kenntnisse (inkl. allgemeiner Theorien der Literaturwissenschaften) beim Umgang mit Literatur im allgemeinen und griechischer Literatur im besonderen, erprobt an Texten und Textgattungen von den Anfängen der europäischen Literatur bis in die byzantinische Zeit (darunter auch Sachtexte und Inschriften),

c) Kenntnisse in griechischer (und europäischer) Kultur, Geschichte und Geistesgeschichte (z.B. griechische Geschichte und Geistesgeschichte, Archäologie, Philosophie, Religion, griechischer Mythos), und

d) Methoden des wissenschaftlichen Umgangs mit Sprache und Literatur, speziell Methoden der Klassischen Philologie.

 

60-Leistungspunkte-Modulangebot der Griechischen Philologie im Rahmen anderer Studiengänge

Das 60-Punkte-Modulangebot der Griechischen Philologie (Zweitfach) bietet eine systematisch aufgebaute Schulung in den Bereichen Griechische Sprache und Griechische Literatur, die ergänzt wird durch den Erwerb von Methoden und Grundlagen des Fachs sowie durch Einblicke in die griechische Geschichte und Kultur. Das Studium setzt Griechischkenntnisse auf dem Niveau des Graecums voraus, die aber auch noch in einem zweisemestrigen Propädeutikum (zwei Kurse à 6 Semesterwochenstunden), erworben werden können.

Das Modulangebot und der Studienaufbau lehnen sich stark an den Bachelorstudiengang Griechische Philologie (Kernfach) an (siehe oben). Im ersten Jahr sind alle Module und Lehrveranstaltungen identisch. Im zweiten Jahr entfällt für die Zweitfachstudenten das Modul ‚Literatur der nachklassischen Zeit‘, im dritten Jahr das Modul ‚Griechische Sprache II‘. Zusätzlich entfällt beim Besuch des Hauptseminars im dritten Jahr die Hausarbeit (siehe auch unten, Studienverlaufspläne).

 

30 Leistungspunkte Modulangebot „Griechische Literatur in Übersetzung“

Wer sich bei fehlenden Altgriechischkenntnissen für den Ursprung der europäischen Literatur interessiert und deren Grundlagen näher kennen lernen möchte,

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ist eingeladen, das 30-LP-Modulangebot „Griechische Literatur in Übersetzung“ zu studieren, das ihm gelegentlich auch die Grenzen der Übersetzbarkeit vor Augen führen wird. Möglich ist diese Wahl für Nicht-Lehramtsstudenten, die dieses 30-LP-Angebot mit einem zweiten ebensolchen kombinieren (z.B. mit dem gleich unten beschriebenen Angebot ‚Sprachen der Klassischen Literatur').

Das Studium befasst sich mit den erhaltenen Texten der griechischen Literatur (in Übersetzung). Dabei werden Grundkenntnisse der griechischen Literaturgeschichte vermittelt, zahlreiche konkrete Texte unterschiedlicher Gattungen (Prosa und Dichtung) in Inhalt, Aufbau und Sinn erschlossen, die Entstehungs- und Rezeptionsbedingungen dieser Texte erörtert und bestimmte Grundprobleme beim Umgang mit Übersetzungen bedacht.

Die Grundlagenphase (erstes Jahr) enthält obligatorisch ein Modul, das einen vollständigen Überblick über die griechische Literatur verschafft. In den drei übrigen Modulen des Studiengangs werden diese Grundkenntnisse erweitert, konkretisiert und vertieft, wobei (in Absprache mit den Dozenten) eigene Schwerpunktsetzungen möglich sind.

 

30 Leistungspunkte Modulangebot „Sprachen der klassischen Antike“

Das Modulangebot soll Studierenden von Fächern, in denen solche Kenntnisse erwünscht, nützlich oder unabdingbar sind (Sprach-, Literatur, Kultur- oder historische Wissenschaften wie z.B. Alte Geschichte, Ägyptologie, Archäologie, Judaistik, Kunstgeschichte, Philosophie, Religions- oder Theaterwissenschaft) Grundkenntnisse in der lateinischen und griechischen Sprache sowie die Kenntnis ausgewählter lateinischer und griechischer Texte in Ansätzen vermitteln. Aber auch Studierende anderer Fächer erfahren durch den Erwerb bisher fehlender Grundlagenkenntnisse in den Alten Sprachen (und antiker Kultur in Ansätzen) eine wertvolle Ergänzung und Erweiterung ihres Bildungshorizonts. Sprachliche Anfangsvoraussetzungen bestehen nicht. Im ersten Jahr werden grundlegende Latein-, im zweiten grundlegende Griechischkenntnisse erworben. Im dritten Jahr erfolgt die Lektüre einfacherer Texte im Original.

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                                       Pegasus-Onlinezeitschrift V/1 (2005), 26

VI. Fachdidaktik Alte Sprachen im Rahmen der neuen Bachelorstudiengänge

Für Studierende, die Latein- oder Griechischlehrer werden möchten, ist es sinnvoll, dass sie bereits im Bachelorstudium nicht nur mit allgemeinen Grundfragen von Erziehung, Bildung und Schule bekannt gemacht werden, sondern auch mit didaktischen und methodischen Grundlagen der Schulfächer Latein und Griechisch. Im Rahmen des Studienbereichs „Lehramtsbezogene Berufswissenschaft“ erfolgt diese fächerspezifische Begegnung mit dem späteren Berufsfeld in einem fachdidaktischen Basismodul, das sowohl im Kernfach als auch im 60-LP-Modulangebot belegt werden muss.

Ziel ist die Anwendung wissenschaftlichen Arbeitens in der Didaktik des Griechisch- bzw. Lateinunterrichts, eine erste fachspezifische Praxisbegegnung (mit Unterrichtshospitationen) sowie eine Anbahnung von Reflexionsprozessen über die eigene professionelle Weiterentwicklung.

Die Basismodule „Grundlagen der Didaktik des Griechischunterrichts“ und „Grundlagen der Didaktik des Lateinunterrichts“ sind parallel strukturiert und bestehen aus jeweils zwei Veranstaltungen (jeweils 2 SWS bzw. 4 LP):

a) Grundkurs: Einführung in die Didaktik des Griechisch- bzw. des Lateinunterrichts

Im Grundkurs erhalten die Studierenden einen Überblick über die grundlegenden Fragestellungen und Aufgaben der Griechisch- bzw. Lateindidaktik; sie werden mit der Geschichte, der aktuellen Situation und den Perspektiven der Fächer bekannt gemacht. Auf dem Programm stehen ferner die Legitimation des Griechisch- bzw. Lateinunterrichts sowie die verschiedenen Lehrgangsformen der Fächer. Des Weiteren werden Lehrpläne und Lehrbuchkonzeptionen vorgestellt, außerdem Grundfragen des Sprachunterrichts, Konzepte der Übergangs- und Anfangslektüre, Themen der Oberstufenlektüre, Übersetzungs- und Texterschließungsverfahren, schließlich Probleme der Leistungsbeurteilung und auch fächerübergreifende Aspekte.

b) Übung: Grundlagen der Analyse und Planung von Griechisch- bzw. Lateinunterricht

Die Übung dient der ersten Vorbereitung auf das im Masterstudium angesiedelte Unterrichtspraktikum; dementsprechend stehen praktische Fragen der Unterrichtsplanung im Vordergrund, die durch eigene Stundenplanungen angewendet und durch gemeinsame Unterrichtshospitationen an Schulen veranschaulicht werden sollen. Im Einzelnen lernen die Studierenden die didaktische Analyse fachlicher Inhalte kennen, ferner die Formulierung von Lehr- und Lernzielen, werden in Grundfragen der Impulsgebung, der Phasenaufteilung des Unterrichts und der Medienkunde eingeführt, erhalten eine Einführung in die verschiedenen Arbeits- und Sozialformen sowie in Unterrichtsbeobachtung bzw. -analyse.

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Die Studierenden der FU belegen die Veranstaltungen, die nur einmal im Studienjahr angeboten werden, hintereinander entweder im dritten oder vierten Studienjahr, die Studierenden der HU im 3. Studienjahr. Voraussetzung ist die erfolgreiche Absolvierung der erziehungswissenschaftlichen Basismodule.

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Dr. Roland Baumgarten, Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10099 Berlin,
E-mail: roland.baumgarten@rz.hu-berlin.de
PD Dr. Norbert Blößner, Freie Universität Berlin, Ehrenbergstr. 35, 14195 Berlin,
E-mail: bloessnr@zedat.fu-berlin.de
PD 
Dr. Stefan Kipf, Freie Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin,
E-mail: kipf@zedat.fu-berlin.de
Felix Mundt, Freie Universität Berlin, Ehrenbergstr. 35, 14195 Berlin,
E-mail: fmundt@zedat.fu-berlin.de
Prof. Dr. Ulrich Schmitzer, Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10099 Berlin,
E-mail: ulrich.schmitzer@staff.hu-berlin.de

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(1) Es empfiehlt sich, bei der Lektüre des Folgenden die Übersichtstabelle für das Kernstudium Latein (unten) vor Augen zu haben. Erläutert wird im Folgenden nur der Studiengang mit Latein als Kernfach. Die Studienpläne für die 60- und 30-LP-Modulangebote sind auf der Homepage des Seminars für Klassische Philologie http://www.fu-berlin.de/klassphi unter der Rubrik „Lehre“ abrufbar. 

(2) Prozentuale Anteile im 90-LP Fach Latein.