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                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/3 (2004), 67

Dietrich Stratenwerth

Martial als Muntermacher

Ein Beispiel für den Computereinsatz im Lateinunterricht

Wenn die Schüler/innen einer frisch gebackenen 8. Klasse, die in der 7. mit Latein begonnen haben, nach den ersten Großen Ferien am Gymnasium wieder in die Schule kommen, glauben sie selbst, dass sie eigentlich gar nichts mehr von dem neuen, in den sechs Wochen wieder ganz fremd gewordenen Fach wissen. Das stimmt erfreulicherweise nicht, aber das Wissen ist von den Ferien-Eindrücken verdeckt und muss erst einmal wieder aktiviert werden. Insofern ist es auch methodisch förderlich, wenn man die Schüler/innen individuell an die Computer setzen kann, um sie spielerisch wieder an das Fach heranzuführen. Da es für die 2. Fremdsprache in der 7. und 8. Klasse noch Teilungsstunden gibt, reicht die Computer-Ausrüstung vieler Schulen so weit aus, dass sie einzeln, höchstens aber zu zweit vor den Geräten sitzen können.

Verwendung findet dabei das Mediator-Programm, ein Autorenprogramm zur Erstellung von Multimedia-Präsentationen. Hier ist es ebenso wie z. B. bei Power Point möglich, eine Folge von Seiten bzw. Folien mit Text, Bild, Film und Ton zu erstellen, die die Schüler/innen informiert. Darüber hinaus kann man interaktive Elemente einbinden. So können die Schüler/innen auch ihr Wissen testen, indem sie eine der möglichen Antworten anklicken, eine Antwortmöglichkeit an die gewünschte Stelle ziehen bzw. selbst Antworten eingeben. Und auf jede dieser Antworten erhalten sie umgehend eine Rückmeldung. Daher sind mit Mediator erstellte Dateien gut geeignet für einen Unterricht, der die Selbsttätigkeit der Schüler/innen fördert.    

Bei dem vorgestellten Material besteht zunächst die Intention, die Schüler/innen zu motivieren und ihnen zu vermitteln, dass sie doch noch etwas wissen: Es geht bei den ersten beiden Folien nur darum, die Begriffe zu reaktivieren, die sie gewiss wochenlang nicht benutzt haben. Es soll ihnen aber bei dieser Präsentation auch Neues geboten und dem Anspruch des Faches Genüge getan werden. So werden sie auf das erste kleine – und vollständige! – Stück Originallatein (Mart. IX 10) hingeführt, das sie nun zu übersetzen haben.

Dabei steht die Reaktivierung der Grammatik und darauf aufbauend des Übersetzens im Vordergrund, und damit sie funktionieren kann, können die Bedeutungen von allen Vokabeln immer abgerufen werden, damit der Denkvorgang nicht an einer fehlenden Vokabel scheitert. Wenn keine technischen Computerpannen dazwischenkommen, dürften alle zumindest die Roh-Übersetzung des Zweizeilers fertig bringen. Zum Abschluss der Stunde kann dann noch in einem Gespräch geklärt werden, ob alle die Pointe erfasst haben, und man kann – ohne das kleine Gedicht zu zerreden – beobachten, wie Martial es strukturiert hat.

An den Abschluss gehört gewiss noch eine aufmunternde Bemerkung, die ich nicht in die Präsentation aufgenommen habe, weil sie persönlich und mit Bezug auf den tatsächlichen Ablauf erfolgen sollte, dass doch die Schüler/innen trotz der Ferien noch manches oder gar vieles in ihren Köpfen wiedergefunden haben.

Die unterschiedliche Arbeitsgeschwindigkeit wird im Normalfall dazu führen, dass die ersten schon die Reinschrift fertig haben, während die letzten gerade die Rohübersetzung abschließen – die Reinschrift erfolgt dann zu Hause. Bei Zeitknappheit kann man die Schlussbesprechung mit der Kontrolle der Reinschrift in der nächsten Stunde verbinden.

Diese Präsentation liegt in zwei Fassungen vor:

- Erstens als .exe–Datei. Diese kann auf jedem Windows–Rechner angeklickt und damit zum Laufen gebracht werden. Man kann sie aber nicht verändern.

- Zweitens als Mediator–Datei. Diese können alle, die das Programm Mediator 7 pro haben, aufrufen und nach ihren Vorstellungen verändern. Das Mediator–Programm wird in CidS–Weiterbildungen vorgestellt, wo die Teilnehmer dieses Programm (zusammen mit zahlreichen weiteren) erhalten. Es ist ein sehr effizientes und angesichts seiner Komplexität leicht zu handhabendes Werkzeug für die Erstellung von interaktiven Unterrichtsvorhaben.

Dietrich Stratenwerth
e-mail: stratenwerth@t-online.de