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                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/3 (2004), 65

Antje Borchardt

Singe den ZORN. Homers Ilias in Troia.

Eine außergewöhnliche Literaturverfilmung ist im Herbst 2004 endlich veröffentlicht worden: Homers "Ilias" in der Übertragung von J.H. Voß, umgesetzt als entschieden epische und gerade darin bestechend emotionale Erzählung an Schauplätzen in und um Troia.

Im Film verschmelzen dokumentarische Momente von Geschichte, Wissenschaft und aktueller gesellschaftspolitischer Brisanz mit einem seltenen Literatur-Erlebnis: 14 Darstellerinnen und Darsteller erzählen und verkörpern die Geschichte vom Streit zwischen Achilleus und Agamemnon bis zur Bestattung des troianischen Helden Hektor - und die Sprache von Voß enthüllt ihren Bilderreichtum, ihre Musikalität, ihre emotionale Lebendigkeit. Literatur in Hochform: sinnlicher als selbst gelesen, dramatischer als vorgetragen, epischer als Film, fesselnder als Theater.

Nach der erfolgreichen Präsentation des Film-Projekts beim Kongress des Deutschen Altphilologenverbandes im April 2004 ist "Singe den ZORN" nun als DVD erhältlich.

Das Programm auf der DVD umfasst:
- Spielfilm "Singe den ZORN" (96 Minuten), wahlweise mit englischer und französischer Untertitelung
+ Bonus-Material (54 Minuten):
- MAKING OF: Impressionen von den Dreharbeiten in der Türkei mit Kommentaren von Regisseur und Dramaturgin
- ausführliche INTERVIEWS mit Geistes- und Naturwissenschaftlern zu den Themen "Homers Ilias", "Troia - Anatolien: zwischen Europa und Asien", "Das griechische Alphabet: Schrift und Herrschaft", "Feindbilder in der Antike und heute": Gespräche mit Joachim Latacz, Manfred O. Korfmann, Edzard Reuter, Friedrich Kittler, Klaus Theweleit und Wolf Singer.
- KURZFILM "Elfmeter": die erste Episode der Reihe "Grüße vom Olymp" mit Henriette Heinze, Matthias Merkle, Georg Otto und Christian Schulz.

Zur Entstehung des Films:
Die Idee zu einer szenischen Umsetzung von Homers "Ilias" entstand bereits im Frühjahr 2001; in der Arbeit an einer Theaterinszenierung im Pergamonmuseum in Berlin entdeckte Regisseur Matthias Merkle, wie lebendig und dynamisch sich die Homer/Voß'schen Gesänge von einem Ensemble vortragen lassen: aufgeteilt auf individuelle Protagonisten-Stimmen und Chöre, dialogisch und erzählend zugleich. Die "Schildbeschreibung" aus dem 18. Gesang wurde zur Initialzündung. Im Herbst 2002 reifte die Planung des Spielfilmprojekts schlagartig, als Regisseur und Dramaturgin sich auf dem Grabungsgelände in Troia wiederfanden: Ein einzigartiger Drehort für ein einzigartiges Experiment war gefunden.

Im Winter und Frühjahr 2003 entstand zweierlei: eine Fassung der "Ilias" in der deutschen Übertragung von Johann Heinrich Voß, in der die Handlung auf ca. 4000 Verse gekürzt wurde. Und - nach vielen Hexameter-Lese-Trainings-Runden - ein 14-köpfiges Darsteller-Ensemble: sieben Frauen und sieben Männer zwischen 20 und 65 Jahren, deren künstlerisches Vorleben am Theater sowie bei Film und Fernsehen ganz unterschiedliche Erfahrungen und Methoden versammelte.

Im April begannen die Proben zur Eroberung der Texte. Mit der Aufteilung der Verse auf Figuren und/oder Erzählende entstand eine Vorlage, die es zu füllen galt: sprech-technisch und persönlich, emotional. Im Juni 2003 wurden in der Ruine des Neuen Museums auf der Berliner Museumsinsel acht Theatervorstellungen des "Ilias-Projekt" aufgeführt: ein zweieinhalbstündiger, konzertanter Run durch die 24 Gesänge Homers. Für das Drehbuch wurde danach die Fassung gekürzt; auch diese Version jedoch beginnt mit dem ersten und schließt mit dem letzten Vers der "Ilias". Kontakte zu Wissenschaftlern und Autoren loteten die aktuelle gesellschaftspolitische Bedeutung der "Ilias" noch genauer aus; im Frühsommer entstand, begleitend zur künstlerischen Arbeit, eine Interview-Reihe, deren Gesprächsleitung der Dramaturg Frank Raddatz übernahm.

Mit einem kleinen, hochmotivierten Filmteam reiste die gesamte Truppe im August 2003 für 14 Tage nach Troia: eine sehr kurze, sehr stürmische Drehzeit. Parallel zu den Dreharbeiten wurden drei Gastspiel-Aufführungen der Theaterversion des "Ilias-Projekt" im Odeion von Troia gegeben. Die Premiere von "Singe den ZORN" fand am 9. November 2004 im Knossos-Theatre in Athen statt (Festival AGON).

Singe den ZORN. Homers Ilias in Troia.
Ein Film von Antje Borchardt und Matthias Merkle
mit Christian Schulz, Klara Höfels, Susanne Opitz, Heinrich Rolfing, Inga Dietrich, Adnan Maral u.a.
© 2004 DRAMATISCHES THEATER
ISBN 3-00-014845-0
Preis: € 19,90

Ab sofort zu bestellen in jeder Buchhandlung oder direkt bei: DRAMATISCHES THEATER, Borchardt & Merkle GbR, Sonnenallee 67, D‑12045 Berlin
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