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                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VI/2+3 (2006), 98

Frauke Hanebeck / Christina Portz

Herzblatt

Quomodo Felix, adulescens Coloniae natus,
feminam pulcherrimam et dulcissimam elegerit,
discipulae et discipuli classis decimae scholae
Städtisches Maximilian-Kolbe-Gymnasium
ludum “Herzblatt” imitati narrant.


Maximilian-Kolbe-Gymnasium Wegberg
Teilnahme am Fremdsprachenwettbewerb 2006 des Landes NRW bzw. des Bundes

Betreuende Lehrerinnen: Frauke Hanebeck und Christina Portz
Schüler: Katrin Amend, Carolin Arnolds, Yves Büttner, Lianna Dürselen, Maja Lehmann aus der Klasse 10a, Pierre de Brouwer aus der Kl. 7a und ca. 15 Statisten, Jg.10


I. Herzblatt: der Inhalt

Felix ist auf der Suche nach einer Partnerin und bewirbt sich bei der TV-Show Herzblatt. Drei Frauen aus der Antike erwarten ihn: Helena, Cleopatra und Proserpina. Helena, Geliebte des Trojaners Paris, der mit ihrer Entführung einst den Trojanischen Krieg auslöste, Cleopatra, einstige Königin Ägyptens und große Verführungskünstlerin, und Proserpina, Göttin der Unterwelt und Gemahlin des Unterweltgottes Pluto, sind ihrem tristen Dasein in der Unterwelt entflohen, um an der Herzblatt-Show teilzunehmen – ihrerseits auf der Suche nach einem Liebhaber. Der junge Mann soll eine der drei Frauen, durch eine Trennwand für Felix unsichtbar, als sein Herzblatt auswählen. Doch es kommt, wie sooft, anders als man denkt ...
Der Gott Amor interveniert: Er schießt seinen Pfeil auf Felix, der, getroffen, sich prompt in die Moderatorin der Herzblatt-Show verliebt! Die drei geprellten Frauen aus der Antike verlassen wütend das Studio und beschließen, einen Frauenabend zu machen!


                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VI/2+3 (2006), 99

II. Themenfindung und Medienauswahl

Fünf Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a haben im September 2005 beschlossen, am Fremdsprachenwettbewerb im Fach Latein teilzunehmen. Wegen ihrer besonderen Vorlieben war die Entscheidung für das Medium Video-DVD schnell gefällt. Das Manuskript legt zudem Zeugnis ihrer Kreativität und Produktivität ab. Angeregt durch die von der Wettbewerbsjury vorgeschlagene Thematik „Mit-Teilen“ kam ihnen die Idee, ihre moderne Welt und die Welt der Antike miteinander zu verbinden. Schnell kamen sie auf die kreative Idee, in der bekannten TV-Show „Herzblatt“ drei antike Frauen auftreten zu lassen.

Im Mittelpunkt der mittlerweile 17 Jahre bestehenden „Herzblatt“-Sendung steht ein Moderator, der einen weiblichen oder männlichen Kandidaten präsentiert, der aus drei weiteren Kandidaten sein „Herzblatt“ auswählt, ohne die drei vorab zu Gesicht zu bekommen. Dies wird bis zur Entscheidung durch eine Trennwand verhindert, die erst dann den Blick freigibt, wenn das „Herzblatt“ benannt ist. Auf verschiedenste Fragen sollen die drei „flirtwilligen Singles“ möglichst witzig, humorvoll und charmant antworten, um letztlich als „Sieger“ hervorzugehen. Kurz vor der Wahl fasst Susi, die Stimme aus dem off, noch einmal in witziger, pointierter Manier alles Gesagte zusammen, um die Qual der Wahl zu erleichtern. Nähere Informationen zu dieser Sendung erhält man unter www.herzblatt.de.

 

III. Umsetzung für das Fach Latein

A.      Personenauswahl und - geschichtlich-mythologische Hintergrundrecherche

Auf der Suche nach drei geeigneten Kandidaten für ihre Show entschieden sich die Schülerinnen und Schüler für drei Frauen aus der Antike, deren Lebensgeschichte sie für besonders „mit-teilenswert“ hielten: Helena, Proserpina und Cleopatra. Diese Wahl entsprach zudem ihrer Vorstellung, jeweils eine Persönlichkeit aus der griechischen Mythologie, der Welt der Götter und der real-historischen Welt der Römer auftreten zu lassen. Sie stellten sich vor, wie sich diese drei berühmten Frauen bei dieser Sendung anmelden, um der Langeweile in der Unterwelt kurzzeitig zu entfliehen und einen Mann zu finden, und banden wichtige Kapitel aus deren Lebensgeschichte geschickt in den Ablauf der Show ein. Die Schülerinnen und Schüler haben sich intensiv mit der Geschichte rund um diese drei Frauen auseinandergesetzt, um sich in sie hineinversetzen zu können und sie lebendig zu machen.


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B.      Bearbeitung der modernen Vorlage und Präsentation der antiken Welt

Die Schülergruppe legte großen Wert darauf, dass der Ablauf der Show (Präsentieren der Gäste, Fragen des Moderators, drei individuelle Fragen des Gastes, Zusammenfassung durch Susi etc.) gewahrt bleibt und schon fast sprichwörtlich gewordene Sätze aus der Originalshow Verwendung finden (z.B. Susis verheißungsvoller Satz nach ihrer Zusammenfassung: „So,  ... , wer soll denn nun dein Herzblatt sein?“ oder ihre Ankündigung, während die Trennwand zurückfährt: „Hier ist dein Herzblatt!“).

Bei ihrem Versuch, die Show für ihren Wettbewerbsbeitrag möglichst authentisch nachzuspielen, kreierten die Schüler ein Bühnenbild mit dem typischen „Herzblatt“-Inventar (vier Hocker, die garantiert undurchsichtige „Herzblatt“-Wand ...) und ließen die originale Musik der „Herzblatt“-Show einfließen, gestalteten aber auch die antike Welt entsprechend detailliert und einfallsreich (Kostüme, Maske, Requisiten, Bühnenbilder drinnen wie draußen).

Um ihrer Show eine eigene Note zu geben, blendeten sie, während die Kandidatinnen ein bestimmtes Kapitel aus ihrem Leben zum Besten geben, dieses als Filmszene ein. Dabei entführen sie den Zuschauer an verschiedene „antike“ Drehorte: in die Unterwelt,  an den Königshof in Sparta etc. Als besondere Pointe ließen sie aus der antiken Welt Amor im „Herzblatt“-Studio auftreten: Sein Pfeilschuss führt dazu, dass der Kandidat sich nicht in eine der Kandidatinnen verliebt, sondern in die Moderatorin ...

 

IV. Rückblick auf die Arbeitsschritte

Gemeinsam erstellten die Schüler eigenständig einen Zeitplan, den sie bis zum Schluss verantwortungsvoll und genauestens eingehalten haben. In gerechter Arbeitsteilung produzierten sie zunächst das Skript auf Deutsch und übertrugen dann die Texte ins Lateinische (Unterweltszene / Show-Szene / drei Erzählertexte zu den eingeblendeten Filmszenen). Besonderen Spaß machte es den Schülerinnen und Schülern, nach modernem Textvokabular in einem neulateinischen Wörterbuch aus unserer Bibliothek oder dem Internet zu suchen.

Bei der Verfilmung des Drehbuchs motivierten sie zahlreiche Mitschüler und Freunde zur Mitarbeit und steckten sie mit ihrer Begeisterung an. Bei der Wahl der Drehorte, beim Casting der Nebendarsteller, bei der Beschaffung der Requisiten und bei der Gestaltung des Bühnenbildes gingen sie stets eigenständig vor. Dasselbe gilt für die komplette technische Seite: Alle technischen Arbeiten wurden von einem Schüler der Gruppe dank seines Know-Hows gemeistert, der darüber hinaus das gesamte technische Gerät stellte. So wurde das Filmmaterial von 28 Stunden von ihm auf 14-15 Minuten in mehr als 40 Stunden geschnitten. Leider hatte er keinen Einfluss auf die schlechten akustischen Gegebenheiten unserer Schulaula, die wegen der Größe als „Herzblatt“-Studio herhalten musste. Nach den Dreharbeiten realisierten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam die Audioaufnahmen zu den einzelnen Filmszenen, erstellten das Layout des Drehbuchs und das Cover der DVD und trafen eine geeignete Musikauswahl zur Untermalung ihres Videos. Im Februar reichten sie ihren Beitrag ein.


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V. Beurteilung der Schülerleistung aus Sicht der betreuenden Lehrerinnen

Insgesamt ist es den Schülerinnen und Schülern gelungen, durch zahlreiche kreative Ideen und Phantasien in der Gesamtkonzeption des Videos und im Detail beide Welten, ihre eigene und die der Antike, miteinander zu verbinden. Hier ein paar weitere ihrer Einfälle: Frauenabend, Labtop und Fernseher in der Unterwelt, das Motto der Show „753 - ...“, Frau aus Antike sucht Mann aus Moderne etc.

Alle fünf Schülerinnen und Schüler arbeiteten durchgängig motiviert und unermüdlich. Sie bewiesen auch bei zeitlich großer Belastung ein hohes Durchhaltevermögen und außergewöhnlich großes Engagement. Alle hatten während des gesamten Projekts viel Spaß und waren von ihm ganz erfüllt: Ihre Fachlehrer, unser Schulleiter, ihre Familien, ihre Freunde und ihre Schulkameraden wurden von ihrer Begeisterung angesteckt, so auch wir, ihre betreuenden Lehrerinnen.

Unsere Aufgabe während des gesamten Projekts bestand darin, das lateinische Skript auf seine grammatikalische Richtigkeit zu überprüfen, ohne den Stil der Texte zu ändern. Hilfestellung gaben wir ihnen in der Drehphase dabei, vor laufender Kamera ihre lateinischen Texte richtig auszusprechen. Abschließend können wir, Lehrerinnen und Schüler, einstimmig feststellen, wie hoch bei einem derartigen Projekt neben dem Spaßfaktor  und der Motivation (s. auch den Abspann / die Outtakes am Ende des Videos) auch der Lerneffekt bezüglich der lateinischen Sprache ist. Für uns alle war die Arbeit in diesem Team eine bereichernde Erfahrung in jeder Hinsicht. Unsere Schülerinnen und Schüler haben einen wertvollen Beitrag für die Lebendigkeit und den Fortbestand des Lateinischen geleistet.

Die Schüler erhielten den 1. Platz des Fremdsprachenwettbewerbs in NRW  und wurden zum 15. Bundessprachenfest nach Berlin eingeladen. Dort haben sie den 1. Preis des Deutschen Altphilologenverbandes auf Bundesebene und den 4. Preis der Schülerjury der Länder errungen.

Download Herzblatt Ludum (PDF, 40kb)

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